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Australien. Buchdruckereien zur See.
Otahaa errichtet. Auf den Sandwichinseln wurde 1821 zuerst gedruckt
und 1835 erschien daselbst eine Sandwichinsel-Zeitung, zu welcher
die braune Majestät die Erlaubniss mit folgenden Worten ertheilte:
„Hololuli. Owahu. Ich gebe meine Einwilligung, denn es freut mich,
die Werke anderer Länder kennen zu lernen, sowie Dinge zu hören,
die neu sind und die ich gerne sehen möchte, wenn ich dort wäre.
Ich habe zu Kinan (dem Minister) gesagt: ,Mache Druckerpressen.1
Mein Gedanke ist zu Ende. König Kauikeaguli.“ 193 Die österreichische .
Fregatte „Novara“ brachte von ihrer Weltumseglung zwei Maoris von
Neuseeland mit, welche in der k. k. Staatsdruckerei zu Wien in der
Buchdruckerkunst ausgebildet wurden und mit einem Druckapparat
in ihre Heimat zurückkehrten, wo sie eine Zeitung Ho Kioi druckten;
der ältere derselben, Wiremu Toetoe, starb 1881. Gegenwärtig hat die
Buchdruckerkunst in Neuseeland so festen Boden gefunden, dass sogar
eine Buchdruckerzeitung erscheint. Unaufhaltsam dringt im australi¬
schen Archipel die europäische Cultur ein, die iegee-Fimes erscheinen
zweimal wöchentlich mit 17 Spalten Text und 12 Spalten Inseraten.
Selbst zur See haben Buchdruckerpressen ihre Thätigkeit ent¬
wickelt. Die erste an Bord eines Schiffes gedruckte Zeitung erschien
auf dem , Liver “. welcher 1823—1824 zur Aufnahme der Küste von
Afrika entsendet wurde; ungefähr zur selben Zeit erschien an Bord
der я Lady Nugent“, welche auf der Fahrt nach Indien begriffen war,
eine Zeitung. Capitän Sabine gab auf der Nordpolfahrt 1841 ein Blatt
heraus, welches bei 50 Grad Fahrenheit unter Null gedruckt wurde.194
AEHREND in den früheren Zeiten über die Verbesserung der
Werkzeuge wenig zu berichten war, sind im XIX. Jahrhundert
so viele Erfindungen und Vervollkommnungen, welche sich auf die
Bücherproduction beziehen, entstanden, dass eine vollständige Auf¬
zählung und Schilderung derselben Bände füllen würde und selbst die
gedrängteste Darstellung einen eigenen Abschnitt verlangt.
Die Stempelschneiderei hat durch die Anwendung der Gontra¬
punzen (s. S. 461) eine Vervollkommnung erfahren, welche sich in der
Reinheit der Typen, der Feinheit und Kraft ihrer Harstriche zu erken¬
nen gibt. J. K. Bachmann hat zwar in einer Abhandlung über die
Schriftgiesserei in Abrede gestellt, dass die deutschen Stempel¬
schneider Gontrapunzen anwenden, und in der Anwendung derselben
den Vorzug der englischen Lettern vor den deutschen gefunden; damit
steht aber im Widerspruch, dass die BADERsche Giesserei in Frankfurt
ihrem Begründer, der mehrere Jahre in England arbeitete (s. S. 574),
die Einführung der Gontrapunzen in Deutschland zuschreibt, dass die
Giesserei Flinsch in 1 rankfurt seit zwei Decennien einen Schotten,
W. Kirkwood, als ersten Stempelschneider beschäftigt und ferner ist
bei der natürlichen Entwicklung der Concurrenz anzunehmen, dass
die Goncurrenten dieser Anstalten hinter ihnen nicht Zurückbleiben
können. Uebrigens besitzen wir so wenig Schriftgiessereien, welche
Original-Brodschriften liefern, dass von einer Concurrenz mittelst
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XXI. ABSCHNITT.
VERBESSERUNG DER WERKZEUGE.