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Aegypten. Capland. Madagaskar. Persien. Ostindien. China.
graphien von der Centraldruckerei in Constantinopel ausgestellt. Neben
türkisch und arabisch wird auch viel französisch gedruckt, z.B. das
Journal La Turquie. Die türkische Schrift wird an anderer Stelle
besprochen werden.
In Aegypten wurde die Buchdruckerei durch die französische
Invasion eingeführt, zu Anfang des Jahrhunderts bestanden Druckereien
zu Kairo und Alexandrien. 1822 errichtete Mehemed Ali auf eigene
Kosten zuBulak, einerVorstadt vonKairo, eine Hochschule und verband
damit eine Druckerei, aus welcher viele Werke hervorgingen, wir hatten
in der Wiener Ausstellung Gelegenheit, gut ausgestattete Werke dieser
Druckerei zu sehen. Ausser ihr hatten die Buchdruckereien von
Mourès & Co. in Alexandrien und von Onzy in Kairo ausgestellt.
Die Capstadt erhielt 1806 durch die Engländer eine Druckerei,
gegenwärtig umfasst die europäische Cultur einen ziemlichen Theil der
Südspitze von Afrika. In Madagaskar und auf der Insel Bourbon
wurde die Buchdruckerei 1825 eingeführt.
In Persien wurde die Buchdruckerkunst 1820 durch den dama¬
ligen Kronprinzen Abbas Mirza eingeführt, und zwar in Teheran und
in Tabris.
In Ostindien verbreitete sich die Buchdruckerkunst mit dem
Vordringen der Engländer in allen Städten. Da die Engländer die
Nationaleigenthümlichkeiten der Inder schonen und die dort heimi¬
schen Sprachen selbst im Interesse der Wissenschaft pflegen, so ist
Ostindien ein Hauptsitz orientalischer Druckereien; während in den
mohammedanischen Gebieten der arabische Druck cultivirt wird,
werden in den südlichen und östlichen Ländern die alten Landes¬
sprachen und Schriften angewendet, wovon an anderer Stelle Proben
gegeben werden.
In China hat der Typendruck den sehr billigen Holztafeldruck
nicht beeinträchtigen können. Als Morrison 1809 das Neue Testament
in 1000 Exemplaren drucken wollte, wurde ihm von chinesischen
Arbeitern folgender Kostenvoranschlag gemacht: für das Schneiden
von 30.000 Charakteren 140 Dollar, für die Holzblöcke 20 Dollar,
für Papier, Tusche, Druck und Arbeitslohn 361 Dollar, zusammen 521
Dollar, so dass ein Exemplar auf mehr als einen halben Dollar zu
China. Japan. Australien.
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stehen kam; es war dies ein exorbitanter Preis, welcher Morrison
veranlasste, weitere Umfrage zu halten. Eine Druckerei verlangte für
das Schneiden von 10.000 Charakteren erster Sorte 30 Dollar, zweiter
Sorte 20 Dollar, dritter Sorte 12 Dollar; eine andere erbot sich diese
Sorten für 21, 15, 71/2 Dollar zu liefern, eine dritte erbot sich 10.000
Charaktere bester Sorte für 11 Dollar herzustellen, um sich den Druck
zu sichern, für welchen sie einen hohen Preis verlangte. Auf der Wiener
Weltausstellung waren auch lithographische Steine von Formosa aus¬
gestellt und dürfte sich die Lithographie in den Händen chinesischer
Schreibkünstler am besten zum Drucke der chinesischen Schrift eignen.
Japan, welches sich rückhaltlos den Einflüssen der europäischen
Cultur hinzugeben beginnt, hat auch die europäische Buchdruckerkunst
eingeführt. Im Jahre 1874 beauftragte die japanesische Regierung die
Schriftgiesserei von Meyer & Schleicher in Wien mit der Beschaffung
einer Schriftgiesserei und deutscher Giessmaschinen für deutsche, fran¬
zösische und russische Sprache, einer Papierstereotypie-Einrichtung
und sonstiger Erfordernisse für den Betrieb; zugleich wurde einer der
bei der Weltausstellung thätig gewesenen Commissäre veranlasst, die
Schriftgiesserei praktisch zu erlernen. Nach Vollendung seiner Lehrzeit
kehrte derselbe mit der Giesserei-Einrichtung nach seinem Vaterlande
zurück.
In Australien wurde zu Sidney 1802 die erste Presse durch den
Creolen George Howe aufgeschlagen, 1803 erschien die erste Zeitung
The Sidney Gazette and New South-Wales Advertiser. ImJahrel827 wurde
ein strenges Pressgesetz vom Gouverneur eingeführt, welches aber später
wieder aufgehoben wurde. Die Buchdruckereien in dem jetzt mächtig
aufblühenden Australien sind in englischer Weise eingerichtet und mit
den besten Schriften ausgestattet.
Auf Vandiemensland wurde 1818 eine Druckerei angelegt, in
demselben Jahre geschah dies auf den Gesellschaftsinseln, wo der
König Pomare mit eigener Hand die erste Seite des otahaitischen
Abc-Buches setzte; eine mit der Missionspresse gedruckte Ausgabe
der Bibel in englischer Sprache wurde in wenigen Tagen, das Exemplar
zu 3 Gallons (ungefähr 10 Kannen) Kokosöl verkauft. Auf Eimeo
wurde 1817 ein Katechismus gedruckt, 1822 eine Presse zu Pateo auf
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 39