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Spanien. Portugal. Dänemark. Schweden. Russland.
und Messinglinien mit freier Hand in der vollendetsten Weise biegt,
sondern auch die prächtigsten Drucke auf der Tiegeldruckpresse leistet,
wie er es vor den Augen der Jury in Philadelphia gezeigt hat. Leider
wurde er mit Undank belohnt, indem die Fabrik, welche seine Kunst¬
fertigkeit zur Reclame für ihre Pressen ausnützte, ihn fallen liess,
nachdem sie ihren Zweck erreicht hatte.
Spanien hat sich wenig hervorgethan, doch steht die Ausstattung
der typographischen Zeitschriften, wie die Cronica de la imprenta, von
Richard Gans in Madrid und El correo tipo-litografico von D. C. Gorchs
in Barcelona den ausländischen nicht nach.
In Portugal erlangte die Nationaldruckerei, seit Firmo Augusto
Pereira Marécos im September 1844 die Leitung übernommen hatte,
einen glänzenden Aufschwung und ihre Producte erregten auf der
Weltausstellung in Wien grosse Aufmerksamkeit. Der frühere Director
der Graveur- und galvanoplastischen Anstalt, Josef Leipold, war ein
Zögling der Graveurschule der Wiener Staatsdruckerei.
In Dänemark und Schweden hat die Buchdruckerkunst mit der
Entwicklung in anderen Staaten gleichen Schritt gehalten, wir sahen
auf der Wiener Weltausstellung Werke mit Keilschrift und Hiero¬
glyphen aus der Druckerei von F. H. Schultz in Kopenhagen, ferner
zeichneten sich Luno Bianco durch schöne Drucke, Sally В. Salomon
durch orientalische Werke aus. Schöne Holzschnitte und billige Schul¬
bücher liefert die Firma Norstedt & Söhne in Stockholm, Liederbücher
und Blindendrucke Elde & Go. in Stockholm.
In Russland wurden 1803 die Universitäten zu Kasan und
Charkow errichtet und ihnenBuchdruckereien beigegeben, die Druckerei
zu Kasan war für orientalische Schriften bestimmt.
Die Druckerei der Akademie der Wissenschaften in Petersburg
zeichnet sich durch ihre orientalischen Werke aus, sie hat eine Vater¬
unser-Sammlung in vielen Sprachen veröffentlicht, welche den Reich¬
thum ihrer Schriften zur Anschauung bringt und auch schöne Proben
von Farbendruck aufweist.
Noch grösseren Ruhm hat sich die Druckerei erworben, welche
den Titel „kaiserlich-russische Expedition zur Anfertigung von Reichs¬
papieren“ führt. Kaiser Alexander I. lud im Jahre 1815 bei seiner
Russland. Rumänien. Bulgarien. Griechenland. Türkei.
Anwesenheit in Mannheim den dortigen Buchdrucker Johann Georg
Schneider persönlich ein, die Leitung dieser Druckerei zu übernehmen.
Schneider kam 1816 nach Petersburg und trat in die Anstalt ein,
deren oberster Chef ein Fürst war, wie überhaupt derlei Stellen in
Russland Generalen übertragen wurden. Im Jahre 18G1 wurde aber
auch mit diesem Princip gebrochen und die Leitung dem Staatsrath
Theodor v. Winberg übertragen, unter welchem die Anstalt Leistungen
lieferte, welche das Staunen der ganzen typographischen Welt erregten.
Demzufolge lautete auch das Urtheil der Wiener Jury, dass sich die¬
selbe durch ihre wahrhaft eminenten Leistungen in photographischen
Hoch- und Tiefdruckplatten, durch die geistreiche Combination von
Heliographie und Galvanoplastik und auch durch die mannigfachen
wichtigen Anwendungen der verschiedenen graphischen Künste zur
Herstellung von Staats- und Werthpapieren so tief eingreifende bahn¬
brechende Erfolge erzielt habe, dass sie der höchsten Auszeichnung,
des Ehrendiploms, würdig sei.
In den neu gegründeten Staaten Rumänien und Bulgarien
erholte sich sofort die ßuchdruckerkunst, ersteres konnte sich schon
auf der Wiener Ausstellung mit guten Drucken sehen lassen, letzteres
hat von der Wiener Giesserei Poppelbaum & Bossow schöne Schriften
bezogen, mit welchen, wenn gute Arbeiter dazu verwendet werden,
hübsche Producte geliefert werden können.
In Griechenland liess 1817 auf Korfu der englische Missionär
Wilson zuerst in neugriechischer Sprache drucken, im folgenden Jahre
erschien hier eine politische Zeitung, 1822 erhielt Athen von dem
Obristen Stanhope einen Druckapparat und erschien in Korinth ein
politisches Blatt, 1824 erhielt Nauplia von Firmin Didot einen voll¬
ständigen Druckapparat zum Geschenk, 1828 erhielt Patras eine Presse
zur Herausgabe einer französischen Zeitung, 1829 erhielt Missolunghi
eine Druckerei, die mit demselben fiel, aber im selben Jahre wurden zu
Egina und zu Chios Druckereien errichtet. Auf der Wiener Ausstellung
zeichnete sich Griechenland durch seine Drucke nicht aus, doch bezog
es in jüngster Zeit schöne Typen von Wien.
In der Türkei fand sowohl die Buchdruckerei wie die Stein¬
druckerei Pflege, auf der Wiener Ausstellung waren Chromo-Litho-