Knöfler.
Personales fortwährend beschäftigt ist. Holzhausen pflegt ausschliess¬
lich den Buchdruck, aber diesen in ausgezeichneter Weise.
Heinrich Knöfler, geboren 1824 zu Schmölln im Altenburgischen,
wo sein Vater Tischlermeister war, lernte nach seines Vaters Wunsche
dieses Handwerk, hatte jedoch Talent und Vorliebe zum Zeichnen und
benützte bei seinem späteren Aufenthalt in Meissen, Hannover und
Wien, wohin er 1850 kam, jede Gelegenheit, sich im Zeichnen und Malen
auszubilden. In Wien überraschte Professor Ritter v. Perger eines
Tages den Tischlergesellen, als er eben einen Kameraden abzeichnete;
er war so entzückt über das sich in der Zeichnung offenbarende
Talent, dass er dessen Aufnahme in die Malerakademie erwirkte, wo
sich Knöfler die Portraitmalerei in Oel aneignete. Eines Tages machte
Ritter v. Perger seinen Schützling auf die Holzschneidekunst auf¬
merksam und rieth ihm, dieselbe zu pflegen. Knöfler nahm Unterricht
bei Bader, der von Stuttgart als Xylograph nach Wien gekommen war,
machte sich jedoch hier nur die Handgriffe eigen und arbeitete dann
für sich. In fünf Monaten vollendete er einen Holzschnitt (Stephans¬
dom in Wien), welcher viel bewundert wurde. Ritter v. Perger gab
ihm nun Aufträge und Knöfler arbeitete drei Jahre für sich. Dann
trat er in die k. k. Staatsdruckerei, später in die Buchdruckerei von
Zamarski & Dittmarsch ein. Hier wendete er sich dem xylo graphischen
Farbendruck zu und wusste mit nur drei bis fünf Farben Abbildungen
von Menschen, Thieren und Pflanzen auszuführen (dieselben sind ver¬
öffentlicht in G. Dittmarschs Abhandlung: Der neueste Fortschritt auf
dem Gebiete der graphischen Künste in Oesterreich). Im Jahre 1868
errichtete er selbst eine Druckerei für xylographischen Farbendruck,
aus welcher eine Reihe von Meisterwerken hervorgegangen ist. Ein
Correspondent der Printing Times and Lithographer (1881) urtheilt über
ihn: „Ich glaube, dass Knöfler der grösste Künstler im xylographischen
Farbendrucke ist, der je gelebt hat, und er macht alle seine Werke
selbst. Er führt die Zeichnung auf Holz aus, er schneidet sie selbst,
macht sich selbst die Farbe und mischt sie und druckt selbst oder
überwacht wenigstens die Drucke.“ In jüngster Zeit ist Knöfler durch
ein Augenleiden am Arbeiten gehindert; in einem seiner Söhne hat er
sich einen würdigen Nachfolger herangebildet.
Reiss. Lott. Reisser.
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Heinrich Reiss, von Stuttgart gebürtig, kam in die k. k. Staats¬
druckerei nach Wien und liess 1851 von dem Druckerfactor FIöhnold
die ersten Proben von xylographischem Farbendruck machen, was, da
es ohne Vorwissen des Directors geschah, seinen Austritt zur Folge
hatte. Er conditionirte dann in verschiedenen Geschäften, bis er selbst
eine Druckerei errichtete, in welcher er das mit prachtvollen Farben
und Miniaturen geschmückte Missale romanum druckte, ein einzig
dastehendes Kunstwerk, welches ihm mancherlei Auszeichnungen
einbrachte. Ausser diesem druckte er bis zu seinem 1875 erfolgten
Tode noch andere Farbenwerke.
Ludwig Lott, aus Wetzlar gebürtig, kam im Jahre 1844, nachdem
er bei Cotta conditionirt hatte, nach Wien, wo er in den Officinen von
Gerold, Sollinger, Eurich, einige Jahre auch in einer Buchhandlung
conditionirte. Von 1859—1875 als Druckereileiter der „Presse“ führte
er die Walterpresse in Wien ein, für die Riesenleistung der Druck¬
legung des offlciellen Ausstellungskataloges wurde ihm das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. 1875 errichtete er eine eigene
Druckerei für Farbendruck, der auf der Ausstellung zu Philadelphia
grosses Aufsehen erregte. In Amerika lernte Lott den Blechdruck
kennen, und obgleich man die Methode geheim hielt, gelang es ihm
bei seiner Rückkehr aus Amerika, denselben herzustellen und in Wien
einzuführen, wo er von seinen talentirten Söhnen cultivirt wird.
Christoph Reisser, von Forchheim in Bayern gebürtig, hatte in
Bamberg gelernt und kam später nach Wien, wo er acht Jahre bei der
„Presse“ arbeitete. Als Etienne, Friedländer und Werthner die
„Neue Freie Presse“ gründeten, wurde Reisser als Druckereileiter
bestellt und ihm fiel die Aufgabe zu, auch den Bau des eigenen Gebäu¬
des zu leiten, dessen Setzer- und Maschinensaal musterhafte Räum¬
lichkeiten sind. Reisser führte die MARiNONische sechsfache Presse in
Wien ein; als er auf der Londoner Ausstellung die Walterpresse sah,
fasste er den Plan, das endlose Papier auch auf seiner Maschine ein¬
zuführen, und da Marinoni davon nichts wissen wollte, führte er den
Plan selbst mit dem Ingenieur Becker in Wien im Jahre 1872 aus.
Auf derWienerWeltausstellung wurde diese Maschine in einem eigenen
Gebäude, welches zugleich die Druckerei einer grossen Zeitung dar-