576 OsTERRIETH. MÜHLTHALEH. HyRTH. HuTTLER. COTTA. HaLLBERGER.
aus, insbesondere berühmt sind ihre Werthpapierdrucke, von denen
die italienischen (die grösseren Scheine) und die japanesischen zu den
hervorragendsten Leistungen gehören. Aus der NAUMANNSchen Schule
sind die tüchtigsten Kräfte der kaiserlich-russischen Expedition zur
Anfertigung der Werthpapiere hervorgegangen. August Osterrieth
cultivirt Werk- und Accidenzdruck mit Zuhilfenahme der verschie¬
densten graphischen Künste in sehr ausgedehnter Weise.
Von den Druckwerken Münchens sind die „Fliegenden Blätter“
weit und breit bekannt und wegen ihrer Illustrationen berühmt; sie
werden in der Hofbuchdruckerei (gegenwärtig F. Mühlthaler) gedruckt.
Knorr & Hyrth cultiviren den Accidenzdruck in ausgedehnter Weise,
Dr. Georg Hyrth, der Mitinhaber dieser Firma, hat durch den Verlag
prachtvoller Werke über die Renaissance (Butschs Bücherornamentik,
Formenschatz, Culturgeschichtliches Bilderbuch) der Buchdruckerkunst
reiche Motive zugeführt, welche, wenn sie nicht gedankenlos nach¬
geahmt werden, von grossem Nutzen für die Geschmacksrichtung
unserer Zeit sein können. Dr. M. Huttlers Kunstbuchdruckerei cultivirt
den gothischen Druck Schöpfers, dessen Psaltertypen in mehreren
Graden sie nachschneiden liess.
In Stuttgart führte Georg von Cotta, der Sohn des 1832
gestorbenen Johann Friedrich (S. 454) das Geschäft in grossem Style
fort, er erweiterte die Buchhandlung durch die Erwerbung des Verlags
von Göschen in Leipzig und von Vogel in München. Seine Buch¬
druckerei war unter der Leitung des Factors Vhass die Schule des
guten Geschmacks. Georg von Cotta starb 1863, das Geschäft blieb
in gemeinschaftlichem Besitz der Familie, welche es anfangs an die
Gebrüder Mäntler und jetzt an die Gebrüder Kroner verpachtet
hat. Kröners Leistungen im Holzschnittdruck sind ersten Ranges und
unübertroffen in Deutschland; nur Eduard Hallbergers Aegypten
kommt ihnen gleich. Letztere Firma, jetzt „Deutsche Verlagsanstalt“
(Actiengesellschaft), ist berühmt durch die Gründung billiger und guter
illustrirter Volksblätter (Ueber Land und Meer, Illustrirte Welt etc.).
Des verstorbenen Hallbergers Initiative ist der Bau von Rotations¬
maschinen für Illustrationsdrucke zu verdanken, da er denselben nicht
nur angeregt, sondern auch fast ganz allein das Risiko übernommen
Greiner. Meinhold. Vieweg. Westermann. 577
hat. Auch die GREiNERSche Hofbuchdruckerei ist sehr bedeutend im
Accidenz- und Kunstdruck.
InDresJen glänzte die 1777 gegründete MEiNHOLDsche Hofbuch¬
druckerei; der Hauptleiter derselben war der im Jahre 1784 geborene
Christian Immanuel Meinhold, der bei seinem Vater die Buchdruckerei
erlernt hatte, dann bei Tauchnitz und FIarpeter arbeitete, später mit
seinen Brüdern das väterliche Geschäft übernahm und nach deren
Ableben dasselbe bis zu seinem 1861 erfolgten Tode leitete. Wie eifrig
hier die graphischenFächer gepflegt wurden, beweist der Umstand, dass
die Firma schon 1854 die Münchener Ausstellung mit Proben des von
Auer nicht lange vorher erfundenen Naturselbstdruckes beschickte.
In Braunschweig florirte die Buchhandlung und Buchdruckerei
von Vieweg, deren Gründer Hans Friedrich, geboren 1761 zu Halle,
sich 1801 in Braunschweig niedergelassen hatte und 1835 starb. Unter
seinem Sohne Eduard Vieweg erfuhren alle Geschäftszweige eine
beträchtliche Erweiterung, die Druckerei insbesondere durch die Ein¬
richtung einer Schrift- und Stereotypgiesserei, eines xylographischen
und galvanoplastischen Ateliers. Er gab auch dem Verlage jene natur¬
wissenschaftliche Richtung, durch welche derselbe so grosse Bedeutung
erhielt. Prachtwerke wurden in dieser Druckerei nicht hergestellt, aber
die Bücher zeigen grosse Sorgfalt und typographische Solidität. Dr. G.
Schwetschke schreibt Vieweg die Einführung des harten Deckels in
Norddeutschland zu. Auch der Landkartendruck wurde mittelst der
Chemitypie gepflegt. Nach Eduard Viewegs Tode 1869 ging das
Geschäft auf den Sohn Heinrich über.
George Westermann, geboren zu Leipzig 1810, erlernte bei
Friedrich Vieweg die Buchhandlung, ehelichte* 1838 dessen Tochter
und begründete in diesem Jahre ein eigenes Geschäft in Braunschweig,
1845 daselbst eine Buchdruckerei. Dieselbe ist ein Muster von Accu-
ratesse und Reinlichkeit, Th. Göbel nennt ihren Maschinensaal ein
wahres Boudoir. Westermanns Name ist durch seine „Monatshefte“
weltberühmt geworden. Er war der erste, welcher den Landkarten¬
druck auf der Schnellpresse unter Zuhilfenahme der Zinkhochätzung
in grösserem Massstabe ausführte. Langes von ihm verlegter Volks-
schulatlas hatte einen riesigen Absatz. Westermann starb 1S74.
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 37