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Breitkopf & Härtel'. Tauchnitz.
Das älteste Geschäft, die Firma Breitkopf & Härtel, wurde, wie
oben (S. 450) erwähnt, von Gottfried Christoph Härtel übernommen.
Dieser hob nicht nur den Verlag zu einem Unternehmen ersten Ranges
empor, das Mozarts und Haydns Werke veröffentlichte und die erste
musikalische Zeitung begründete, er liess sich auch die Förderung
der Technik angelegen sein. 1804 erschienen neue Musiknotentypen,
zu gleicher Zeit errichtete er eine Notenstecherei und Druckerei unter
Anwendung der noch jetzt üblichen Platten einer Zinn- und Blei¬
mischung, führte die Steindruckerei unter Herbeiziehung von Wiener
Arbeitern ein und liess von Schelter 1805 griechische Typen nach
Bodoni und Antiqua nach Levrault schneiden. Nach seinem 1827
erfolgten Tode führte ein Neffe das Geschäft, bis die Söhne in die
Arbeit des Vaters eintraten. Diese, von denen der jüngste, Raimund,
noch jetzt an der Spitze des Hauses steht, führten das Geschäft in
glänzender Weise fort; nicht nur der Musiknotendruck, obgleich der
wichtigste Theil des Geschäftes, wurde gepflegt (das bis Ende 1874
ergänzte Musikverzeichniss umfasst in mehr als 14.000 Werken das
gesammte Gebiet der Musik), auch die übrigen Zweige des Buchdrucks
wurden zeitgemäss fortgebildet, alle Zweige der Wissenschaft in Verlag
genommen und gedruckt. Ein neues Gebäude wurde errichtet, um das
immermehr sich ausdehnende Geschäft mit 400 Arb eitern aufzunehmen.
Karl Christoph Traugott Tauchnitz, geboren 1761, erlernte die
Buchdruckerei in Leipzig und Berlin, wurde 1792 in Leipzig Factor und
gründete hier 1796 eine eigene Druckerei, mit welcher er 1798 eine
Verlagshandlung und 1800 eine Schriftgiesserei verband. Dazu kam
1816 eine Stereotypengiesserei (die erste in Deutschland), in der er
seine 1809 begonnenen und zu ihrer Zeit berühmten Ausgaben alter
Classiker, sowie mehrere Bibelausgaben und seihst Musiknoten stereo-
typiren liess. Sein Sohn setzte das Geschäft bis 1865 fort. Eine andere
Firma gründete Christian Bernhard Tauchnitz, welcher sich durch die
Herausgabe der Collection of British Authors einen Weltruf erwarb ; er
erhielt viele Auszeichnungen und wurde in den Freiherrnstand erhoben.
Benedict Gotthelf Teubner, 1784 geboren, lernte in Dyesden
und war später in Leipzig Factor der WEiNEDELSchen Buchdruckerei,
welche er 1811 ankaufte. Diese kleine Druckerei erhob er nach und
Teubner. Brockhaus.
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nach zu einer der bedeutendsten Officinen, welche in einem eigens
dafür erbauten Hause auch eine Schriftgiesserei, Stereotypie, Gravir-,
Guillochir- und galvanoplastische Anstalt vereinigte. In der 184-0
erschienenen „Geschichte der Buchdruckerkunst“ von Dr. Falkenstein
lieferte er ein für die damalige Zeit prachtvolles Werk; ausserdem
druckte er philologische und mathematische Werke, griechische und
lateinische Classiker. Seit seinem 1856 erfolgten Tode wird das Geschäft
unter der alten Firma von seinen Schwiegersöhnen A. Rossbach und
Albín Ackermann fortgeführt; es beschäftigt circa 400 Personen und
zeichnet sich durch den Illustrationsdruck, z. B. des „Bazar“ aus.
Friedrich Arnold Brockhaus, vonDortmund gebürtig, betheiligte
sich 1805 zu Amsterdam an einem buchhändlerischen Geschäft, ver¬
legte dasselbe später, nachdem die Franzosen Holland erobert hatten,
nach Altenburg und 1815 nach Leipzig, wo er aber, da er die Buch¬
druckerkunst nicht zunftmässig gelernt hatte, die Buchdruckerei unter
Teubners Firma führen musste. F. A. Brockhaus ist der Begründer des
Conversationslexikons, welches zwar 1796 von Dr. Löbel in Leipzig
ins Leben gerufen worden war, aber erst, nachdem es Brockhaus’
Eigenthum geworden war, zu Ende geführt wurde und in der zweiten,
von diesem veranstalteten Auflage (1812) jene populäre Richtung
erhielt, welche es zum Gemeingut der Gebildeten gemacht hat. F. A.
Brockhaus starb 1823, sein Geschäft wurde unter der gleichen Firma
von seinen Söhnen Friedrich und Heinrich fortgeführt, von denen der
erstere die Leitung der Buchdruckerei übernahm. Er hatte bei Vieweg
in Braunschweig gelernt und später bei Crapelet in Paris gearbeitet;
zunächst schaffte er eiserne Pressen, 1825 die erste Schnellpresse an,
1833 wurde die Stereotypie eingerichtet und 1836 die berühmte
WALBAUMSche Giesserei angekauft. Im Vereine mit dem Verleger Weber
pflegte Brockhaus den Holzschnittdruck, den er in Deutschland zuerst
auf der Schnellpresse ausführte. Welche Vollendung derselbe erreicht
hat, beweist die beiBROCKHAus gedruckte Leipziger „Illustrirte Zeitung“.
Seit Friedrichs Austritt 1850 führte Heinrich Brockhaus das Geschäft,
anfangs allein, später mit seinen Söhnen Eduard und Rudolf; er
starb 1874. Sein Bruder Hermann wurde Professor für orientalische
Sprachen, durch deren Druck sich die Firma gleichfalls auszeichnet.