Presspolizei in Frankreich.
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eines grossen Etablissements, welches mit grossen Kosten errichtet
worden war, herbeiführen. 1817 wurde die Censur für alle Journale
und 1819 die Caution eingeführt, welche in Paris für täglich erschei¬
nende Journale 10.000 Francs und für periodische Blätter die Hälfte
betrug. Mit der Einführung der Caution wurde die Presse der Börse
überliefert, welche von nun an dieselbe in ihrer corrumpirenden Weise
ausbeutete. Die Caution sollte die Censur entbehrlich machen, aber
schon wenige Monate später wurde dieselbe in Folge des Karlsbader
Congresses wieder eingeführt. In den folgenden Jahren erfolgte eine
Reihe von Massregeln, welche für die Buchdrucker schlimmer als die
Censur waren, da sie den Drucker für den Inhalt der Schriften ver¬
antwortlich machten und somit eine Reihe von Verurtheilungen der
Drucker zur Folge hatten. 1825 wurden in Paris allein 25 Urtheile gegen
die Presse gefällt, Renaudière wurde wegen eines Artikels des Censeur
européen zu 1000 Francs Geldstrafe verurtheilt, Heitz in Strassburg
büsste mit 1000 francs und einem Jahr Gefängniss die Uebersetzung
einer Brochure des Abgeordneten Koecklin in die deutsche Sprache,
der Herausgeber des Г Abeille de la Moselle wurde zu 1000 Francs, Dentü,
Vater und Sohn, zu je 1700 Francs verurtheilt. Die Buchhändler zählten
noch mehr Opfer als die Buchdrucker. Welcher Geist die regierenden
Kreise Frankreichs beherrschte, zeigen die Worte des Deputirten
Salaberry, der ein drakonisches Pressgesetz 1827 damit vertheidigte,
dass er behauptete, die Buchdruckerkunst sei die einzige Plage gewesen,
womit Gott einst Aegyptenland nicht heimgesucht habe; sehr treffend
erwiderte Benjamin Constant, dass es dann richtiger sein würde, die
Buchdruckerkunst gleich ganz abzuschaffen. Die Lage der Buchdrucker
schilderte der Abgeordnete und berühmte Buchdrucker Firmin Didot
in folgender Weise: „Ein Buchdrucker muss alle Manuscripte lesen,
welche ihm überreicht werden, wie schlecht sie auch geschrieben seien,
und welche Gegenstände sie auch behandeln. Das ist eine Arbeit,
welche in irgend einer bedeutenden Druckerei die Kräfte von sechs
Personen in Anspruch nimmt. Ist er krank, so misst man ihm die
Fähigkeit zu, seine Intelligenz und seine Aufmerksamkeit auf seine
Commis zu übertragen. Glaubt er ohne Unannehmlichkeiten ein Manu¬
script drucken zu können, so müssen ihm seine Arbeiter, seien es auch