548 Lithographische Kimstproducte. Senefelders Tod.
7. Nachahmung einer alten Handzeichn'ung, 8. ein Madonnenbild in
gespritzter Manier, 9. Ueberdruck von alten und neuen Bücherdrucken,
10. Facsimile einiger Zeilen des ScHöFFERSchen Psalters mit dem ersten
Initial, 11. Facsimile eines Blattes aus dem Turnierbuche des Herzogs
Wilhelm von Bayern, Federzeichnung, das Silber mit einer zweiten
Platte eingedruckt, 12. Friedrich der Grosse, Portrait in Kreidemanier
mit einer Tonplatte, 13. Madonnenbild, mit der Kreide auf Papier
gezeichnet und übergedruckt, 14. Plan von der Gegend um München,
in vertieft geschnittener Manier, 15. eine Gruppe Albanier, 16. St.
Johannes nach Müller, 17. Proben in CALLOTScher Manier, alle drei in
vertieft geschnittener Manier, 18. Johannes als Kind, vertieft geätzt, mit
einer Tonplatte. Später (1826) erfand er noch den Mosaikdruck.
Tafel VIII ist eine Copie von Nr. 11 ; während aber Senefelder
blos in Schwarz und mit Silber druckte, und die Farben mit der Hand
einpatronirt sind, sind auf dieser Tafel auch die Farben mittelst der
Chromo-Lithographie ausgeführt.
Senefelder starb am 24. Februar 1834 in München, nachdem er
1827 in den Ruhestand versetzt worden war. Schätze scheint er in
seinem Leben nicht gesammelt zu haben, da in den Jahren 1846 und
1847 in Meyers Journal für Buchdruckerkunst Aufrufe zur Unterstützung
seiner Familie veröffentlicht wurden, welche indess eine sehr geringe
Beachtung fanden. Eine im Jahre 1872 erneuerte Sammlung ergab
gar nur 55 Thaler 12 l/a Silbergroschen und doch lebte zu jener Zeit
eine seit ihrem zwölften Jahre erblindete Nichte Senefelders so ver¬
armt, dass sie ihr Bett verkaufen und krank auf Stroh liegen musste.
An Beiträgen zu einem Monumente wurde lange gesammelt, erst im
Jahre 1877 wurde ein solches zu München errichtet. Und doch hatte
seine Erfindung bereits bei seinen Lebzeiten die Runde durch die
europäischen Staaten gemacht, Tausende beuteten dieselbe aus, ohne
sich um den Erfinder zu kümmern, der sie unter Noth und Ent¬
behrungen ins Leben gerufen und so vervollkommnet hatte, dass seinen
Nachfolgern wenig hinzuzufügen übrig blieb.
Eine wesentliche Verbesserung erfuhr die Steindruckerei durch
die von Professor Mitterer (s. S. 546) erfundene Reiberpresse, deren
Princip noch gegenwärtig in Anwendung ist. Diese Presse hat einen
Die Lithographie nach Senefelders Tod.
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beweglichen Karren, auf welchem der Stein unter dem festgeschraubten
Reiber hinweggezogen wird. Zur Bewegung des Karrens dient ein
Sternrad. Nr. 210 zeigt die Abbildung dieser Presse nach Senefelders
Lehrbuch der Steindruckerei.
Später wurde diese Presse noch verbessert und auch die Schnell¬
presse auf die Steindruckerei angewendet, diese ist zwar nur für
erhabene Schrift, nicht für die Gravure in der Tiefe anwendbar, aber
die erhabene Manier umfasst ein grosses Gebiet. Beispielsweise wird,
wie eingangs erwähnt, der grösste Theil der stenographischen Literatur
mittelst Autographie hergestellt, und die Stenographie verdankt ihre
Nr. 210. Reiberpresse von Mitterer. (Aus Senefelders Lehrbuch der Steindruckerei.)
grosse Verbreitung zum grossen Theile der Steindruckerei. Auch orien¬
talische Werke, für welche die Typen mangeln, oder wo der Typen¬
satz zu kostspielig ist, wurden auf diesem Wege hergestellt, wie das
grosse hierogiyphische Wörterbuch von Brugsch. Von den Leistungen
der Lithographie im Farbendruck, welcher in der jetzigen Weise zuerst
von Franz Weishaüpt in München 1823 für naturhistorische Bilder
angewendet worden ist, geben die Tafeln dieses Werkes Zeugniss,
welche auf der Schnellpresse gedruckt, es ermöglichten, die Malereien
der Incunabeln, sowie Copien von den Farbendrucken der Neuzeit in
voller Farbenpracht zu dem billigen Preise zu liefern, welcher dieses
Buch allen typographischen Kreisen zugänglich zu machen fähig ist,