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Verbreitung des Steindrucks.
Wir können hier nicht in die Einzelheiten der Geschäfte ein-
gehen, welche Senefelder in Wien unternahm; er wurde in Specu-
lationen verwickelt, welche ihm viele Widerwärtigkeiten verursachten
und keinen Gewinn einbrachten, er sah sich sogar genöthigt, sein öster¬
reichisches Privilegium zu verkaufen und kehrte 1806 nach München
zurück.
Das Verfahren Senefelders war kein Geheimniss mehr, er hatte
sich schon, als er das bayerische Privilegium erhalten hatte, nicht mehr
bemüht, seine Kunst geheim zu halten. So war bereits 1804 ein ehe¬
maliger Lehrling von Wien fortgereist, um bei Breitkopf & Härtel
in Leipzig eine Steindruckerei zu errichten. 1806 reiste ein ehemaliger
Handlanger seines Bruders fort, um das Geheimniss der Lithographie
auszubeuten, und trat mit Cotta in Stuttgart in Verbindung, der,
obwohl er die Unzulänglichkeit der Kenntnisse des Betreffenden wahr¬
nahm, doch aus dessen unvollkommenen Proben die Wichtigkeit der
neuen Druckart erkannte, und so geschah es, dass durch die Mitwirkung
eines Kunstliebhabers, Namens Bapp, aus dieser Unternehmung endlich
das Buch hervorging, welches unter dem Namen „Das Geheimniss des
Steindrucks“ bei Cotta herauskam, und das erste war, welches diese
Kunst öffentlich von ihrer wahren Seite zeigte.
In München errichtete Senefelder mit Unterstützung des Frei-
herrn v. Aretin eine neue Druckerei, in welcher Musik, Regierungs¬
arbeiten und Kunstwerke, insbesondere Dürers „Gebetbuch“ hergestellt
wurden und Beifall fanden. Durch die Betheiligung des Freiherrn
v. Aretin gewann die Lithographie an Ansehen, fürstliche Personen
besuchten die Druckerei und der damalige Kronprinz Ludwig schrieb mit
Umdrucktinte auf ein Papier: „Die Lithographie ist eine der wichtigsten
Erfindungen des XVIII. Jahrhunderts“.
Obwohl Senefelder ein ausschliessliches Privilegium auf den
Steindruck besass, entstanden doch mehrere Steindruckereien, zuerst
von seinen Brüdern, welche das ihm verliehene Privilegium für sich
ausbeuteten; diese verkauften, das Geheimniss an die Feiertagschule,
wo sich unter der Direction des Professors Mitterer nach und nach
ein vorzügliches Kunstinstitut bildete. Ein Herr Mettenle'ithner legte
mit einem der vorzüglichsten Drucker der ARETiNschen Druckerei den
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