532
Buchdruckertaxen und Preise.
„Auf gnädigst erhaltenen Befehl haben sämmtliche Buchdrucker
in Tübingen nachgesetzte Preise, welche dermahlen bei grösseren
Auflagen gewöhnlich sind, hier beisetzen wollen. Nemlich:
Vor Text- und Tertiaschrift wird der Bogen à 1000 die
Auflage dermahlen bezahlt 2 fl. 10 kr.
so aber die Auflage 1 gantzer Ballen von 5000 Bogen, der
Ballen ® я •
Von sogenannter Mittelschrift das Tausend 2 „ 30 „ .
dem Ballen nach '• ^ , „
Ciceroschrift das Tausend 2 „ 40 „
dem Ballen nach 9 „ 30 „
Garmondschrift das Tausend 3 „ 15 „
dem Ballen nach 10 я 30 „
Petitschrift aber das Tausend 4 „ 30 „
dem Ballen nach 11 „ 30 я
Auf diese Art werden alle ordinaire Formate bezahlt, wogegen aut
grössere Formate billig wegen des Preises mehrere Reflexion gemacht
wird. (Mense Maj 1748.) T. sämmtliche Buchdrucker in Tübingen.“
Eine Buchdruckerrechnung des Breitkopf sen. in Leipzig lautet:
,31. Juli 1760. Für Eine löbliche WEiDEMANNische Buchhandlung
ist gedruckt worden.
Esprit du Chevalier Folard, in Med. S. 20 Bogen auf Schreibpapier,
Druckerlohn à 4‘/2 Rthlr Rthlr. 90 Gr.
für den rothen Titel я ^ „
dem Herrn Censor я 1 я 1*>
für 85 Riss Papier à Bogen 4‘Д Riss à 3 Уз Rthlr. . я 281 я 16-
fûr 31 Riss, die ich an die Kupferdrucker geliefert à 3‘/3 „ ЮЗ „ 8
fürs Ganzmachen • • я ^ „
Summa . Rthlr. 480 Gr. 16
Ist d. 7. Aug. zu schuldigstem Dank in voller Summa Bezahlt
Bernh. Christoph Breitkopf.“ 18t
Gessner bemerkt in der „So nöthigenals nützlichen Buchdrucker¬
kunst“, Leipzig 1740: „Eine Auflage soll je 1000 stark sein, 5 Bogen
müssen gesetzt werden, wenn ich einen Ballen drucken soll, weil ein
Ballen 5000 Bogen hat. Vor 5 Bogen zu setzen geb ich 2 Reichsthaler
Preise. Jubelfest. Literatur.
533
12 Groschen und dem Drucker 2 Reichsthaler 2 Groschen vor 5000 zu
drucken, beiden also 4 Reichsthaler 14 Groschen, der Corrector bekommt
15 Groschen. (Der Reichsthaler hat 24 Groschen.) Bei der Auflage von
2000 bekommt der Setzer vor 5 Bogen 2 Reichsthaler 12 Groschen und
der Drucker vor 1000 Bogen 4 Thaler 4 Groschen, also beide 6 Reichs¬
thaler 16 Groschen. Bücher, wo die Auflage viele Tausend, gibt es
ausser Kalender, nicht, Bücher, mit etlichen Tausend sind Abc-Bücher,
Evangelien, Psalmenbücher, Katechismen. Wenn die Zeiten günstig
sind, kann ein Druckergeselle mit einem Lehrjungen innerhalb 3 Tagen
1 Ballen oder 10 Riss, also innerhalb 6 Tagen 2 Ballen drucken.“
Das Jubelfest wurde im XVIII. Jahrhundert fast in allen deut¬
schen Druckorten gefeiert. Nach Dr. v. d. Linde erschienen Programme,
Einladungsschriften, Disputationen, Predigten, Jubelreden, Hymnen,
Denkschriften u. s. w. in Altona, Altorf, Anspach, Arnstadt, Augs¬
burg, Aurich, Bamberg, Basel, Bautzen, Berlin, Brandenburg. Bremen,
Breslau, Brieg, Danzig, Dresden, Eisenach, Erfurt, Frankfurt am Main
und an der Oder, Görlitz, Goslar, Göttingen, Gotha, Grimma, Guben,
Halberstadt, Halle, Hamburg, Hannover, Hirschberg, Jauer, Jena. Kiel,
Koburg, Königsberg, Kopenhagen, Kottbus, Kronstadt in Siebenbürgen,
Lauban, Leipzig, Lippstadt, London, Lübeck, Ludwigsburg, Lüneburg.
Magdeburg, Mengeringshausen, Minden, Naumburg, Neustadt an der
Aysch, Nürnberg, Oettingen, Osnabrück, Prag, Regensburg, Rinteln,
Rostock, Rudolstadt, Salzburg, Sangerhausen, Schleswig, Schulpforta,
Schweidnitz, Sorau, Stargard, Stettin, Stockholm, Strassburg, Stutt¬
gart, Torgau, Tübingen, Ulm, Weimar, Weissenburg im Nordgau,
Wernigerode, Wismar, Wittenberg und Zittau. Denkmünzen wurden
geschlagen in Basel, Breslau, Erfurt, Genf, Gotha, Leipzig, Nürnberg
und Regensburg.
Die typographische Literatur schwoll im XVIII. Jahrhundert
mächtig an, Bücherfreunde schrieben über die Erfindung der Buch¬
druckerkunst, sammelten Verzeichnisse derlncunabeln und bearbeiteten
die typographische Geschichte einzelner Städte und einzelner Buch¬
drucker, eine Reihe von Lehrbüchern der Typographie im allgemeinen
und über einzelne Zweige derselben traten in die Oeffentlichkeit; das
XVIII. Jahrhundert lieferte circa 140 Werke über Typographie und