Landkartensatz. Facsimiledruck.
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Eine Probe von Breitkopfs Landkartendruck gibt Beilagb 9.
Die Art, wie im XVIII. Jahrhundert Landkarten hergestellt wurden,
konnte allerdings einen Mann, wie Breitkopf, auf den Gedanken führen,
Landkarten typographisch herzustellen, war dies doch auch von Haas
in Basel versucht worden. Uebrigens bemerkt Breitkopf in der von
ihm 1777 herausgegebenen Brochure „Ueber den Druck der geogra¬
phischen Karten“, die darin enthaltenen Proben seiner Erfindung
würden kaum an das Tageslicht getreten sein, wenn er sich nicht von
dem Verdacht hätte reinigen wollen, als sei er mit seiner Erfindung
später gekommen als Haas in Basel mit der seinigen; er kritisirt dabei
den HAAsschen Versuch, den er „mehr ein opus musivum als typogra-
phicum“ nennt, „mit Thon und gekautem Papier nachgeholfen, wie
man dergleichen schon längst in der Druckerei kennt.“ Ich habe den
Originalsatz nicht gesehen, aber Lorck sagt in dem oben citirtenWerke:
„Der Satz, der noch heute erhalten ist, beseitigt jeden Verdacht, als
sei durch Feile, Messer, ungeregelten Ausschluss oder in anderer Weise
nachgeholfen; alle Stücke sind streng systematisch und einfach wie in
jedem Satz aneinander gereiht.“ Durch die Güte der Firma Breitkopf
& Härtel in Leipzig bin ich in die Lage gesetzt, den Lesern den Abdruck
eines Clichés zu bieten, welches vom Originalsatze angefertigt wurde.
Dieses Blatt, welches, wie der Musiknotendruck und der Portraitsatz,
ein Muster typographischer Geschicklichkeit ist, verdient gewiss in
einer Geschichte der Buchdruckerkunst einen Platz zu erhalten, es ist
ein Sieg des Geistes über die Materie und was die praktische Bedeu¬
tung betrifft, so dürfte ein solcher Satz wohl auch nicht mehr Mühe
verursacht haben, als ein gleicher Holzschnitt.
Wenn wir lesen,182 dass Friedrich August, König von Polen und
Kurfürst von Sachsen 1707—1710 in Amsterdam einen Atlas drucken
liess, der mit einem Ifbstenaufwande von 19.000 Thalern hergestellt
wurde, und in welchem die Schrift auf den Karten mit Gold gedruckt
war, so kann man viel eher fragen, welchen praktischen Nutzen hatte
dieses Werk?
Im XVIII. Jahrhundert begann man auch den Facsimiledruck,
indem man die Typen alter Bücher genau nachschnitt, um von den¬
selben Neudrucke zu veranstalten. So wurde 1741 der mediceische
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