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Nordamerika.
seiner Zwecke erkannte, ferner Haverhill 1782, Charleston 1785, Brook¬
field 1794. Die Begründung neuer politischer Blätter wurde hier, wie
fast allerwärts in den Vereinigten Staaten, die nächste Veranlassung
zur Errichtung von Buchdruckereien. Von Pennsylvanien übersiedelte
1731 Harry nach Barbados, Christoph Sauer 1735 in die deutsche
Niederlassung Germantown, wo er 1743 eine Bibel in deutscher Spiache
herausgab; zwei Deutsche, Miller und Holland, führten 1751 die Kunst
in Lancaster ein. Der oben erwähnte Johann Peter Zenger gab 1733
die erste politische Zeitung in Newyork heraus. In Connecticut wurde
die Buchdruckerkunst 1709, in Maryland 1726, in New-Jersey 1727, in
Südcarolina 1730, in Bhode-Island 1732, in Virginien 1740, in Nord¬
carolina 1755, in New-Hampshire 1755, in Delaware 1761, in Georgia
1763, in Vermont 1778, in Kentucky 1786, in Tennessee 1793, in Ohio
1795, in Mississippi 1810 eingeführt. In Neu-Schottland erhielt Halifax
1751 die Buchdruckerei, in Quebec wurde sie kurz nach der Erobe¬
rung eingeführt, in Montreal (Canada) 1775 und in Neu-Braunschweig
1784. Zu Kingston (Jamaica) wurde sie 1720, auf Barbados 1731,
St. Christoph (Domingo) 1747, Antigua 1748, Dominica 1765, Granada
1765, St. Croix 1770, nach den Bermuden 1784, Bahama 1783, Port
au Prince 1750 eingeführt.
In den südlichen Staaten von Nordamerika und in Westindien
war es nichts ungewöhnliches, Sklaven an die Presse zu nehmen. Der
Buchdrucker Robert Wels in Charleston in Südcarolina hatte deren
gewöhnlich zwei oder drei; diese waren oft, gerade wenn sie arbeiten
sollten, betrunken. Dann schleppte Wels sie auf den Hofplatz untei
die Pumpe und pumpte ihnen so lange Wasser in den Hals, bis sie
anfingen, sich zu übergeben. Nun sperrte er sie ins heimliche Gemach
und nachdem sie dort ihren Process durchgemacht hatten, liess er sie
wieder heraus und an die Arbeit gehen.
Unter den nordamerikanischen Buchdruckern verdient Benjamin
Franklin eine besondere Besprechung. Der Sohn eines armen Seifen¬
sieders, zu Boston am 17. Jänner 1706 geboren, arbeitete er anfangs
bei seinem älteren Bruder, dann bei Bradford und bei Keimer, unter¬
nahm 1724 eine Reise nach England und arbeitete zwei Jahre lang in
der Officin von Palmer & Watts zu London als Setzer; nach Amerika
Benjamin Franklin.
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zurückgekehrt, schloss er sich an Hugh Meredith an, der bei Keimer
gelernt und dann von seinem Vater einen vollständigen Druckapparat
aus England zugesendet erhalten hatte. Franklin besorgte den Satz,
Meredith den Druck. Nach zwei Jahren war Franklin selbständiger
Buchdrucker und entwickelte eine emsige Thätigkeit für die Verbreitung
der Buchdruckerkunst. Er stattete die Arbeiter, welche er unterrichtet
hatte, mit Pressen und Typen aus, sendete sie in Städte, wo noch
keine Druckereien waren, und schloss mit ihnen eine Uebereinkunft auf
10 Jahre, in welcher er sich ein Drittel des Gewinnes vorbehielt. Dadurch
wurde seine Druckerei die Wiege vieler anderer. Vor ihm bezogen die
Colonisten ihr Papier von London, er errichtete eine Papiermühle
(schon vor ihm hatte Bradford eine Papiermühle angelegt, vgl. S. 358),
nach deren Muster sich bald andere erhoben. Anstatt, wie es die
anderen Buchdrucker thaten, die aus Europa angekommenen Zeitungen
nachzudrucken, gründete er eine vollständige Zeitung zu Philadelphia.
Sein Almanach, der „Arme Richard“, enthielt Aufsätze über die Moral,
Gesundheitspflege, Landwirthschaft und Industrie in leicht fasslicher
und anziehender Form und ersetzte die lächerlichen und unzüchtigen
Almanache, welche die alte Welt der neuen bis dahin zugeschickt
hatte. Dank einer Subscription, welche er anzuregen wusste, erhielt
die Stadt Philadelphia eine Bibliothek, welche die Mutter aller der¬
jenigen wurde, welche in Nordamerika existiren und heute so zahl¬
reich sind; ferner gründete er ein Collegium für die Erziehung der
Jugend und ein Hospital. Durch seine Bemühung bildeten sich gelehrte
Gesellschaften, Associationen und Versicherungen für Arbeiter und bei
Feuersgefahr. Mit Washington wirkte er für die Befreiung der Ver¬
einigten Staaten, welche sich am 4. Juli 1776 unabhängig erklärten;
er wurde in der Folge nach Frankreich geschickt, um mit diesem
Lande ein Handelsbündniss abzuschliessen. Während seines Aufent¬
haltes in Frankreich richtete er sich in Passy eine Privatdruckerei ein,
er kannte keine Ruhe. Nach Amerika zurückgekehrt, blieb er bis zu
seinem am 17. April 1790 erfolgten Tode für das Wohl der Mensch¬
heit ununterbrochen thätig.
Für seinen Grabstein bestimmte er selbst folgende echt typo¬
graphische Inschrift: