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Spanien. Russland. Türkei.
España, starb aber, ehe er seine Pläne ausführen konnte. Noch im
Jahre 1748 wurden vom Schriftgiesser Cottin in Paris für 3000 Livres
Matrizen zu einer neuen Giesserei nach Madrid verkauft. Besser gelang
es Joachim Ibarra, sich auf typographischem Gebiete hervorzuthun. Er
führte in Spanien die Glättpresse ein, um die Unebenheiten des Druckes
auszugleichen, lieferte schöne Werke und wurde von Karl III. zum
Hofbuchdrucker ernannt. Er starb 1785, seine Witwe setzte das Geschäft
in gleicher Weise fort.
In Kussland nahm die Buchdruckerei durch die Gunst Peter I.
grossen Aufschwung. 1698 noch hatte dieser dem Amsterdamer Buch¬
drucker Tessing das Privilegium ertheilt, für Russland Bücher zu
drucken; doch wollte er die Kunst auch in seinem Lande in der 1704
eingeführten vereinfachten bürgerlichen Schrift (die sich von der
cyrillischen durch eine grössere Anlehnung an die lateinische Schrift
unterscheidet) besitzen und liess zu diesem Zwecke Lettern in Holland
schneiden und giessen. Mit diesen wurden 1705 in der Synodaldruckerei
zu Moskau versuchsweise die erste Zeitung in Russland und später
mehrere historische und mathematische Werke gedruckt. Von dem
Jahre 1707 an durfte die Kunst auch von Privatpersonen ausgeübt
werden, denn bis dahin war dies ein Vorrecht des Staates oder des
Metropoliten. Die Gründung Petersburgs hatte auch die Errichtung von
Druckereien in dieser Stadt zur Folge. Peter hatte Pressen von Moskau
mitgenommen, um damit die kaiserlichen Ukase in Petersburg zu
drucken; das erste hier erschienene Werk „Das Buch des Mars“ trägt
das Datum 1713, im Jahre 1714 erschienen die ersten Petersburger
Zeitungen, 1719 hatte der Senat eine eigene Officin, fast gleichzeitig
(1720) errichteten die Mönche im St. Alexander-Newski-Kloster, 1724
das Admiralitätscollegium, 1727 die Akademie der Wissenschaften und
1735 die Synode der Geistlichkeit zur Bestreitung ihres literarischen
Bedarfes eigene Pressen. 1730 erschienen hier schon chinesische
Drucke.
In der Türkei gelang es dem unermüdlichen Eifer Ibrahim
Efendis, eines Mannes voll Geist und Gelehrsamkeit, die Vorurtheile
seines Volkes und der Priester zu besiegen und der Buchdruckerkunst
Bahn zu brechen. Dies geschah unter der Regierung des Sultans
Türkei. Syrien.
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Ahmed II. im Jahre 1726 mit Hilfe Said Efendis, des Secretärs einer
Gesandtschaft, welche Sultan Ahmed nach Frankreich entsendet hatte.
Er weckte die Neugier seiner Landsleute durch die Bekanntmachung
einer besonderen Schrift über die den Türken damals noch ganz
unbekannte Kunst und erlangte endlich die Erlaubniss des Mufti und
des Grossherrn, eine Officin in Gonstantinopel begründen zu dürfen.
Hierauf verfertigte er nach Mustern, die er von Leyden bezog, eigen¬
händig die Matrizen und goss die nöthigen Charaktere. Sein erstes
gedrucktes Werk war Muhammed Ben Mustaphas „Türkisch-arabisches
Lexikon“ in zwei Bänden, zwischen 1727 und 1728 vollendet. Mit
Ibrahims lod (1744) trat ein Stillstand im Drucken ein und mit Aus¬
nahme eines im Jahre 1758 veranstalteten Wiederabdrucks jenes
türkisch-arabischen Lexikons von 1728 ist kein Buch bekannt, bis auf
Verwendung des französischen Botschafters im Jahre 1782 die Presse
einen neuen Aufschwung bekam. Skutari, die asiatische Vorstadt von
Constantinopel erhielt unter Sultan Selim III. eine Presse, deren
früheste Erzeugnisse von 1793 datirt sind. Die Revolution, welche den
Sultan im Jahre 1807 des Thrones und des Lebens beraubte, machte
sowohl der Thätigkeit dieser Officin, als einer kurz zuvor von Selim
errichteten Papierfabrik ein Ende.
In Syrien besitzt die Hauptstadt Haleb oder Aleppo seit 1706
eine Buchdruckerei, welche auf Veranlassung des Patriarchen von
Antiochien aus dem walachischen Kloster Snagoff hieher verpflanzt
wurde und mit den Psalmen in arabischer Sprache ihre Thätigkeit
begonnen hat. Hierauf folgten mehrere Andachtsbücher für das Volk,
1711 die Homilien des Athanasius und 1735 eine zweite Auflage des
Psalters. In Beirut wurden 1751 mehrere arabische Psalter, Messbücher
und Breviere gedruckt. Im Kloster Mar-Hanna oder dem Ordensconvent
zu St. Johannes dem Täufer von Shouair im Libanon begründete
Abdallah Ben Zacher, ein melchitischer Priester, 1732 eine Druckerei,
indem er eigenhändig das nöthige Handwerkszeug anfertigte, alsdann
die Typen schnitt und goss, und in einer Person das Geschäft des
Setzers und Druckers versah. Sein erstes Werk war eine arabische
Uebersetzung der Psalmen. Als Volnay das Kloster besuchte, waren
vier Mönche mit Drucken und vier andere mit Büchereinbinden
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 30