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England. Caslon. Baskebville.
der berühmten holländischen Schriften zu holen. Er erhielt sie zwar
nicht in Amsterdam, wohl aber in Harlem und legte damit den Grund
zu einer neuen Schriftgiesserei in London.
Bemerkenswerth ist, dass die besten englischen Schriftschneider
ursprünglich andere Beschäftigungen trieben und sich nur als Auto¬
didakten und aus Liebhaberei auf das Schriftschneiden verlegten.
Caslon war ein Graveur, der auf die Schlösser der Gewehre Zieraten
stach; er schnitt 1721 zuerst arabische Typen, ferner koptische, etrus¬
kische, griechische, Sanskrit- und syrische Lettern, so dass der Import
fremder Typen in England von nun an gänzlich aufhörte; auch seine
englischen Typen wurden sehr geschätzt. Sein Geschäft ging auf seine
Söhne über und besteht noch heute in London. Fenwick war ein
Schlosser zu Oxford und wurde von Caslon zur Herstellung und Aus¬
besserung seiner Giessinstrumente verwendet, dies brachte ihn auf
die Idee, sich selbst im Stempelschneiden zu versuchen und er wurde
ein geschickter Graveur. Ilive war ein Buchdrucker und wurde ein
tüchtiger Stempelschneider. Moor war ein Silbertreiber (Whitesmith)
zu Birmingham und wurde 1770 Stempelschneider und Schriftgiesser.
Der berühmteste englische Typograph, John Baskerville (1757
bis 1775), war ursprünglich Schreiblehrer undLackirer zu Birmingham,
er fasste 1750 den Gedanken, sich im Schriftschneiden zu versuchen,
um die Typen zu verbessern. Seiner Beharrlichkeit gelang es auch,
die mannigfachen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens zu
besiegen und in diesem neuerwählten Berufe zu einem Resultate
zu gelangen, welches nicht nur den Beifall des Kenners gewann,
sondern auch seinen eigenen strengen Anforderungen entsprach. Die
Universität Cambridge, das Genie des Mannes erkennend, unterstützte
sein Bestreben und so kam 1757 sein Virgil zu Stande, welcher
allgemeine Bewunderung erregte und welchem bald andere Classiker
folgten. Seine Schriften vereinigten mit einer schönen Form eine
elegante Einfachheit. Wie Bodoni enthielt er sich aller Ornamente,
Vignetten, Initiale, Röschen und dergleichen Verzierungen. Nach seinem
1775 erfolgten Tode kaufte eine literarische Gesellschaft in Paris, an
deren Spitze Beaumarchais stand, seine Schriftvorräthe an und letzterer
druckte damit zu Kehl die Prachtausgabe von Voltaires Werken.
Englische Buchdrucker und Druckorte. Spanien.
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Baskerville war nicht nur ein geschickter Stempelschneider, er ver¬
besserte auch den Druck und erfand eine Farbe, welche seinen Typen
einen besonderen Glanz gab.
Luke Hansard hatte seit 1772 bei dem Parlamentsdrucker John
Hughs als Setzer und Factor gearbeitet, im Jahre 1800 trat er in den
alleinigen Besitz des Instituts und veranlasste den Bau einer neuen
Parlamentsdruckerei, welche durch Grösse und Zweckmässigkeit als
Muster gelten konnte. Er starb 1828. Sein ältester Sohn Thomas Cdrson
Hansard ist der Verfasser einer Geschichte der Buchdruckerkunst.
In Oxford gründete Lord Clarendon die berühmte Druckerei,
welche noch heute unter dem Namen Clarendonian Press bekannt
und durch schöne griechische und lateinische Ausgaben berühmt ist.
In Glasgow gaben zwei Brüder, Robert und Andreas Foulis,
von denen der erstere aniänglich Barbier, der andere französischer
Sprachlehrer war, eine Reihe classischer Autoren heraus, die sich
durch Schönheit und Correctheit auszeichneten; sie hingen, wie einst
die Etiennes in Paris, ihre Druckbogen aus und versprachen Beloh¬
nungen für jeden aufgefundenen Fehler, ihr Horaz von 1744 soll
ganz fehlerfrei sein. Ihr Eifer, die schönen Künste durch Anlegung
einer Kunstakademie in die Höhe zu bringen, kostete ihnen jedoch ihr
Vermögen.
Zu Ende des XVIII. Jahrhunderts hatten Norwich, Nottingham,
Westchester, Canterbury, Bristol, Shrewsbury und York je zwei
Druckereien; Stamford, Northampton, Gloucester, Derby, Gosper, Chi¬
chester, Leicester, Newcastle, Bury St. Edmunds, Salisbury, Winchester.
Ipswich, Coventry, Doncaster je eine; London besass 32 Druckereien.
In Spanien versuchte der gelehrte Buchdrucker Antonio В artazar
de Artàzu zu Falencia die Vorliebe der herrschenden Kreise für aus¬
ländische Drucke zu beseitigen. Er legte dem König Philipp V. Beweise
vor, dass die Schriften in Spanien ebenso gut gegossen, das Papier
ebenso gut erzeugt und die Bücher ebenso trefflich wie in Holland
gedruckt werden könnten und erhielt einen königlichen Befehl zu
drucken. Er druckte denselben 1732, als der damalige Prinz Carlos
Valencia besuchte, unter dem Titel: Plantification de la imprenta de el
Rezo Sagrado que sa Majestad se ha servido mandarque se establezca en