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Presspolizei in Amerika.
genehmigt worden sei. Daniel Fowle wurde 1754 auf den blossen
Verdacht hin, dass er eine Schrift gedruckt habe, in welcher mehrere
Regierungsmitglieder etwas hart mitgenommen waren, verhaftet. Joh.
Peter Zenger, ein Deutscher, der 1726 die zweite Buchdruckerei in
Newyork errichtete, wurde 1733 wegen eines Artikels seiner Zeitung.
The New-York Weekly Journal, in welchem die Regierung scharf
getadelt worden war, verhaftet. Aus seinem Gefängnisse erliess er eine
Adresse an seine Leser, in welcher er sich als Märtyrer der guten Sache
hinstellte und betheuerte, „dass echtes deutsches Blut in seinen Adern
rolle“. Diese Adresse gewann ihm aller Herzen; nach achtmonatlichem
Gefängnisse wurde er von den Geschwornen freigesprochen und dieser
Freispruch zum grossen Verdrusse seiner Verfolger vom Auditorium
mit lautem Beifall aufgenommen.
Mit der Unabhängigkeits-Erklärung der Vereinigten Staaten und
der Proclamirung der Menschenrechte, unter denen auch die Press¬
freiheit aufgezählt wurde, hörte jede Beschränkung der Presse in
diesen Staaten auf.
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XV. ABSCHNITT.
DIE VERBREITUNG DER BUCHDRUCKERKUNST
IM XVIII. JAHRHUNDERT.
В GLEICH in Deutschland die Reichsgesetze die Errichtung
vonDruckereien nur in grösseren Städten und in den Residenzen
der Fürsten gestatteten, damit ihre Erzeugnisse von der Censur über¬
wacht werden konnten, finden wir doch thatsächlich Druckereien in
kleinen Städten, in Dörfern und Klöstern entstehen. So wurde in der von
Salzmann 1784 errichteten Erziehungsanstalt in dem Dörfchen Schnepfen¬
thal im Herzogthume Gotha auch eine Buchdruckerei und Buch¬
handlung angelegt, welche durch eine Reihe von Jahren Werke lieferte.
Unter diesenUmständen ist es schwer, die Verbreitung der Buchdrucker¬
kunst- genau zu verfolgen, da auch die bezüglichen Quellen nicht ver¬
lässlich sind. Falkensteins Verzeichniss der Druckorte nach der Jahres¬
zahl ihres Entstehens enthält manche Wiederholungen und führt
Druckorte später an, als nach den Messkatalogen angenommen werden
kann; Gessners Verzeichniss der Buchdruckereien im Jahre 1740 ist
unvollständig, wichtige Druckorte fehlen, so Graz, wo die Familie
Widmannstetter seit 1650 ein Druckereiprivilegium besass, Würzburg,
wo um 1740 drei Druckereien bestanden, Bamberg, Köln u. s. w. Auch
die Messkataloge sind nicht ausreichend; in mehreren Städten waren
nach Gessner im Jahre 1740 Druckereien vorhanden, die erst später auf
dem Büchermärkte erschienen. Was unter diesen Umständen an Voll¬
ständigkeit zu bieten möglich war, habe ich in der folgenden
Zusammenstellung geliefert.