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Jubelfest.
feier begehen wolle, wobei sie zu eben solchem Thun aufforderte. In
Leipzig wurde dieses Fest von fünf Buchdruckern mit ihren elf Gesellen,
am 24. Juni, als dem Namenstage Gutenbergs, gefeiert, wobei drei
Lehrlinge das Postulat verschenkten. Nach einer Festpredigt begaben,
sich die Theilnehmer in das Haus des Buchdruckers Georg Ritzsch, wo-
Vormittags das Postulat, Nachmittags das Festmahl stattfand, hierbei
wurde zuerst ein Psalm gesungen, dann eine Rede gehalten und hier¬
auf viele Psalmen und geistliche Lieder gesungen. Tanz und Lustbar¬
keiten waren ausgeschlossen. Auch am zweiten und dritten Tage fanden
Versammlungen statt, wobei den Armen gespendet wurde. Ausser oben
erwähnten Schriften erschienen: „WiederholteBuchdrucker-Jubelfreude
am Tage Maria-Heimsuchung“ und „Zweihundertjähriger Zeit-denk¬
würdiges Ehrenlob von der Buchdruckerei.“
Ob in Halle ein eigenes Fest stattfand, ist nicht zu ersehen, der
damalige Rector Christ. Gueinitz schrieb ein Glückwunschschreiben,
welches in dem Jubilaeum Typographorum Lipsiae abgedruckt ist. In
Dresden und Köln erschienen Jubelschriften. In Breslau wurde das
Fest am 24. Juni, am 25. October und am letzten December in der
damals einzigen Druckerei des Georg Baumann gefeiert. In Eichs¬
feld wurde am 21. Juni in der Buchdruckerei eine Zusammenkunft
abgehalten, um für die Wohlthat der Buchdruckerkunst zu danken
und neben freundlichen Gesprächen einen Trunk und geringe Mahlzeit
mit einander in der Stille zu thun. Ebenso feierten die Jenaer, die
noch unter dem Eindrücke der Schlacht bei Saalfeld und der Plünde¬
rung ihrer Stadt standen, das Fest mit dem einzigen dort verbliebenen
Gehilfen in der Stille. Auch in den übrigen deutschen Städten Hessen
die Drangsale des Krieges keine laute Fröhlichkeit aufkommen, und
wenn auch keine Nachrichten vorliegen, so dürfte doch anzunehmen
sein, dass die Leipziger Anregung nicht erfolglos blieb. In Strassburg
wurde das Fest am 18., 25. August und 1. September gefeiert. Es
wurden Dankpredigten gehalten, denen sich noch am 1. October bei
Gelegenheit einer Magisterpromotion eine lateinische Rede Böciclers
anschloss. Die Buchdrucker überreichten am 22. August einen „Bericht
von Erfindung der Buchtruckerey in Strassburg“ den Herren Einund-
zwanzigern mit der Bitte, ihn gnädig auf- und anzunehmen. Einige
Jubelfest.
Monate später wurde ihnen der Dank für das „offerirte Tractätlein“
mit 24 Reichsthalern ausgesprochen. Fünfzehn Personen, vermuthlich
Meister und Gesellen, hatten die Vorrede unterzeichnet. Ein Pergament¬
exemplar wird noch gegenwärtig auf der Strassburger Bibliothek in
einem Glaskasten aufbewahrt. Im selben Jahre erschien in Strassburg
die Historia Typographiae, Argentorati inuentae, für deren Verfasser
Johann Adam Schragius gehalten wird, und welche Johann Mentel als
den Erfinder der Buchdruckerkunst ausgibt.
Als eine Probe der damaligen Meistersänger-Poesie mögen hier
einige Verse aus „der Drucker Zäuner-Tanz“, welche M. Martin
Rinckhardt auf das Leipziger Jubelfest (1640) gedichtet hat, folgen:
1. So singen wir mit Freuden-Schall
all unsere Federn an,
Und preisen, was GOtt überall,
an uns durch sie gethan:
Von Sebulon auf Machir Thron,
bis auf die Zeit
der Teutschen Christenheit.
Schreibet, all ihr Juden, schreibet,
treibet, all ihr Heyden, treibet,
treibet fort, des HErren Ehr und Wort.
2. So singen wir mit Freuden-Schall
auch unsern Adler an;
Und die Schutz-Götter überall,
die was an uns gethan.
Der Adler fleugt, und übersteigt
sein ganz Geschlecht,
zu hegen rechtes Recht.
Tichtet, all ihr Tichter, tichtet,
richtet, all ihr Richter, richtet
richtet auf, des rechten Rechtes Lauff.
8. So singen wir mit Freuden-Schall
Der Drucker Wappen an,