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Das Buchdruckerwappen.
Der bereits erwähnte Hallesche Professor M. Schmeitzel gibt
in den 1740 erschienenen „Oeffentlichen Jubelzeugnissen“ folgende
Beschreibung dieses Wappens: „Im Schilde ist ein schwarzer einfacher
Adler mit ausgebreiteten Flügeln, Schweif und Waffen oder Füssen
im goldenen Feld. In der rechten Klaue hat er einen Winkelhaken
von natürlicher Farbe, und in der linken zwei aufeinanderliegende
Nr. 144. Das Wappen der Buchdrucker. (Aus Bermanns Alt- und Neu-Wien.)
schwarze Druckerballen. Der Helm ist von Silberfarbe, mit einem
Gitter geschlossen und mit einer goldenen Krone geziert, auf ihr ein
hervorbrechender silberner Greif, welcher in den Klauen zwei auf¬
einandergesetzte schwarze Druckerballen emporhält. Die Helmdecken
sind zur Rechten mit Gold und Schwarz, zur Linken mit Silber und
Roth tingirt.“
Das Buchdruckerwappen.
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In den meisten Bildern steht nicht der einfache Adler, sondern
. der zweiköpfige, so auch bei den letzten Buchdruckerbildnissen in
Gessners Werk; während aber der Jenaer Adler in der rechten Klaue
den Winkelhaken, in der linken das Tenakel hält, soll der Adler nach
Schmeitzel Druckerballen halten. Bezüglich des Winkelhakens ist es
merkwürdig und wahrscheinlich einlrrthum, denselben von der Rechten
halten zu lassen, denn in der Rechten ist der Winkelhaken nur verkehrt
zu halten, da er ja nur für die Linke bestimmt und gearbeitet ist. Dem
Jenaer Siegel entspricht auch das von Bermann in „Alt- und Neu-Wien“
abgedruckte Buchdruckerwappen (Nr. 144), nur weicht die Richtung
des Greifen davon ab.
In dem von Johann Heinrich Meyer im Jahre 1834 heraus¬
gegebenen „Journal für Buchdruckerkunst“ befindet sich auf dem Titel
das Buchdruckerwappen in folgender Gestalt: ein einfacher Adler mit
zum Flug gerichteten Flügeln hält in der Linken den Winkelhaken, in
der Rechten das Tenakel, aus dem gegitterten und gekrönten Helm
blicht ein nach rechts gewendeter Greif hervor, der zwei Druckerballen
zwischen den beiden Klauen hält. Da Hänel in Magdeburg und Ritschl
von Hartenbach das Wappen mit dem zweiköpfigen Adler unter ihre
Polytypen aufgenommen hatten, erfolgte an den Rédacteur des „Journals
für Buchdruckerkunst“ eine Anfrage, worin mit Rücksicht auf die Ver¬
leihung durch den römischen Kaiser Friedrich III. die Meinung auf¬
gestellt wurde, dass es richtiger sein dürfte, einen zweiköpfigen Adler
in das Wappen zu setzen. In Nr. 2 des Jahrganges 1837, worin diese
Anfrage abgedruckt wurde, beantwortete der Rédacteur dieselbe sofort
dahin, dass sein Wappen das richtige sei, obgleich die rückwärts¬
gewendete Richtung des Greifen unmöglich richtig sein kann.
Da ein historisches Buchdruckerwappen, wie aus der vorstehenden
Untersuchung hervorgeht, nicht existirt, so kann der Streit, ob ein ein¬
köpfiger oder ein zweiköpfiger Adler zu führen sei, nur durch Abstim¬
mung der Buchdrucker entschieden werden, wenn sie nicht etwa vor¬
ziehen, das ganze MENTELSche Wappen aufzugeben und das Wappen
der Gensfleisch anzunehmen, nämlich den Bettelmönch, respective den
reisenden Kapuzenmann (S. 109), das den Vorzug hätte, von jeder
Nation angenommen werden zu können. Dieses Wappen wurde auch