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Das Postulat.
und nieder spazieren und fragt dann in Reimen, was das zu bedeuten
habe, dass das Haus heute so nett und rein sei, und wesshalb soviel
Volk sich eingefunden habe. Sein Knecht antwortet ihm hoch- oder
plattdeutsch (das letztere scheint das Original zu sein) und führt nach
kurzem Hin- und Herreden den Gornuten herein, der als Zeichen seines
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Standes einen gehörnten Hut auf dem Kopfe trägt. Während der jetzt
beginnenden Musik machen der Depositor und sein Knecht mit dem
Gornuten allerlei nicht feine Spässe, er wird geschlagen, geohrfeigt, mit
gemeinen Schimpfnamen angeredet, ihm ein Liebesbrief eines jungen
Das Postulat.
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Mädchens an ihn aus der Tasche gezogen und zum Gaudium der
anwesenden Frauen und Jungfrauen verlesen (dieses junge Mädchen
scheint ursprünglich die Personification der Typographie gewesen zu
sein), dann werden ihm allerlei kurzweilige und seltsame Fragen nach
dem Belieben des Depositors vorgelegt, hierauf wird er auf eine Bank
gelegt, mehrmals mit derselben umgeworfen, auf derselben abgehobelt,
es werden ihm die Fingernägel abgefeilt, Zähne ausgerissen, sein
Gesicht wird mit einem hölzernen Löffel barbirt, die Ohren ausgeräumt,
die Haare zurecht gebürstet u. s. w. Diese Spässe sollen dem Cornuten
theils die Leiden seiner Lehrzeit noch einmal ins Gedächtniss rufen,
theils ihm bedeuten, dass er nun statt eines schmutzigen rohen Buben
ein feiner Geselle werden müsse. Nun erst frägt der Depositor den
Gornuten, was er eigentlich wolle. Der Gornut sagt: „Mein sehnliches
Wünschen ist allein, ein ehrlicher Gesell zu sein“. Der Knecht erwidert
darauf: „Darzu bist du geschickt so fein, wie meiner Mutter grosses
Schwein.“ Der Depositor schlägt dem Cornuten mit dem Beile den Hut
vom Kopfe und lässt ihn schwören, er wolle alles, was zu dieser Frist
ihm widerfahren sei, zu rächen nie begehren. Der Gornut antwortet:
„An dieser Stelle schwör ich, mein bares Geld verzehr ich, nur dies,
nicht mehr begehr ich.“ Hierauf gibt ihm der Depositor „eine recht¬
schaffene Maulschelle“ und bemerkt dazu, dass er dies von niemand
mehr leiden solle. Nun werden die Zeugen und der Lehrmeister herbei¬
gerufen, vor dem Lehrmeister muss der Gornut ein Sündenbekenntniss
ablegen, worin er sich aller möglichen Unarten zeiht, jener gibt ihm
eine schöne Unterweisung und verlangt von den Zeugen, sie sollen
ihm einen Gedenkspruch geben. (Von daher mögen die Sinnsprüche
herrühren, welche die Buchdrucker des XVI. und XVII. Jahrhunderts
auf ihre Bücher druckten.) Nachdem dies geschehen war, setzte der
Lehrmeister dem neuen Gesellen einen Kranz von Rosmarin auf das
Haupt und sprach: „Hiemit confirmire und bestätige ich dich im
Namen dieser ganzen allhiesigen Gesellschaft der löblichen Kunst¬
buchdruckerei zu einem ehrlichen Gesellen, dein Symbolum oder
Gedenkspruch sei:“ (Nun folgt der Spruch). Hierauf traten die Zeugen
hinzu und überreichten dem Gesellen ihre Geschenke, worauf ihn die
ganze Gesellschaft beglückwünschte. Dann folgte die Schlussrede des
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. <ла