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Druckfehler.
Ueberzeugung uncl klagte seinen Gegner an, in infamer und gottes¬
lästerlicher Weise den evangelischen Text gefälscht und travestili zu
haben, was Flavigny 30 Jahre lang nicht verwinden konnte.161 Ein
ähnlicher ärgerlicher Fehler wird von einem Würzburger Gehilfen in
den „Mittheilungen für Buchdrucker“ erzählt, der desshalb mit Ruthen
gestrichen und aus der Stadt gejagt wurde; wahrscheinlich war dieser
Fehler weniger aus Unachtsamkeit als aus Uebermuth entstanden,
indessen kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass ich in der
Correctur eines meiner Lehrbücher einen höchst ärgerlichen und leicht
zu übersehenden Fehler glücklicherweise noch rechtzeitig auffand, derr
wenn er stehen geblieben wäre, mir sehr unangenehm hätte werden
können. Die Erzählung solcher Druckfehler hat etwas Anekdotenhaftes
und erscheint solange unglaublich, bis die bittere Wirklichkeit uns die
Möglichkeit vor die Augen legt.
XIII. ABSCHNITT.
SOCIALE VERHÄLTNISSE DER BUCHDRUCKER
IM XVII. JAHRHUNDERT.
ÜNFTE und Innungen hatten im Mittelalter eine grosse
Bedeutung. Da die Bürger für die Vertheidigung ihrer Stadt
selbst Sorge tragen mussten, so einigten sich die Mitglieder der ver¬
wandten Gewerbe zu solchen Gesellschaften, die Freud und Leid mit¬
sammen trugen; im Kriege bildeten die Innungen eigene Compagnien,
im Frieden unterstützten sie ihre Kranken, begruben ihre Todten,
hielten gemeinschaftliche Gottesdienste und Feste ab. Wir haben im
vorigen Jahrhundert gesehen, wie die Buchdrucker den Innungen der
verwandten Gewerbe beizutreten gezwungen wurden, da sie noch zu
wenig waren, um selbst Innungen zu bilden; im XVII. Jahrhundert
waren sie meist stark genug, eigene Gesellschaften zu bilden (in Frank¬
furt waren an hundert Angehörige der Buchdruckerei), andererseits fiel
die Stadtvertheidigung weg, da die Fürstenmacht sich hob und die
Städte in ihrem Kriegswesen beschränkte, die.Innungen blieben auf
ihre internen Angelegenheiten beschränkt, und so sehen wir nun die
Buchdruckergesellschaften sich selbständig entwickeln. Auch in Frank¬
reich erfolgte eine Separation, 1680 wurden die Buchbinder und Ver¬
golder, welche bisher mit den Buchdruckern und Buchhändlern zu
einer Innung gehört hatten, zu einer besonderen Innung vereinigt.
Aber bevor noch die Buchdrucker sich zu eigenen Gesellschaften
verbanden, hatten sie ihre „Ordnungen und Kunstgebräuche, worüber
ihre Vorfahren steif und fest gehalten“, wie Gessner sagt. Die von