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Polyglotten.
In Verbindung mit diesen Sprachforschungen steht die Heraus¬
gabe von Polyglotten. Konrad Bauer in Nürnberg druckte 1601 die
Genesis hebräisch, lateinisch, griechisch und deutsch, dieselbe hebräisch,
chaldäisch, griechisch, deutsch und lateinisch, den Propheten Jesaias
hebräisch, chaldäisch und lateinisch, den Propheten Maleachi chal¬
däisch, hebräisch, griechisch, lateinisch und deutsch, die sonntäglichen
Evangelien und Episteln hebräisch, griechisch, lateinisch und deutsch,
1603 das Neue Testament hebräisch, griechisch, lateinisch und deutsch,
dasselbe wurde 1615 bei Joh. Walschaert inAmsterdam nachgedruckt.
Der französische Rath Michel de la Jaye liess auf Veranlassung des
Cardinals Richelieu die Bibel in sieben Sprachen von Gabriel Sionitas,
einem Maroniten, Johann Morinus und Abraham Echellensis schreiben
und auf seine Kosten drucken. 1619 wurden in Giessen di e Libri Didactici
Grammaticae universalis Latinae, Graecae, Ebraicae, Chaldaeicae des im
Jahre 1617 verstorbenen Christoph Helvicus herausgegeben. Die Probe
einer ELZEViRschen Polyglotte vom Jahre 1630 ist oben unter Nr. 131
gegeben. Eine Vaterunser-Sammlung in 50 Sprachen und ein Thesaurus
Polijglottus, ein aus fast 400 Sprachen bestehendes Wörterbuch,
erschien 1603 in Frankfurt am Main. Joh. Bapt. Parta gab in seinen
Neun Büchern von der Destillation, welche 1608 zu Rom in der
Druckerei der Propaganda gedruckt wurden, ein Epigramm in hebräi¬
scher, chaldäischer, persischer, armenischer, illyrischer, griechischer
und lateinischer Sprache. Johannes Viccars gab 1639 zu London den
Psalter in zehn Sprachen: hebräisch, arabisch, syrisch, chaldäisch,
rabbinisch, griechisch, lateinisch, italienisch, spanisch und französisch
heraus. Ebenfalls in London erschien 1659 des Brianus Waltonus,
Bischofs von Chester Polyglottenbibel: lateinisch, hebräisch, griechisch,
samaritanisch, persisch, äthiopisch, syrisch, arabisch, chaldäisch.
L. M. Crocius druckte den Propheten Obadia hebräisch, chaldäisch,
syrisch und arabisch nach den Auslegungen des Rabbi Salomon Ben
Isaak, David Kimchis und Aben Esras 1673 zu Bremen.157
Aus dem Vorstehenden dürfte hervorgehen, dass es doch nicht
ganz richtig ist, das XVII. Jahrhundert als eine Periode des Verfalls der
Buchdruckerkunst zu bezeichnen. Schlecht gedruckte Bücher hat es
zu jeder Zeit gegeben und nach ihnen darf sich das Urtheil nicht
Holzschnitt und Kupferstich.
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ALEXANDER MAGNVS.
ex nummo argenteo.
richten, dagegen liegen auch Proben vor, welche von einem wirklichen
Kunststreben zeugen.
Wir haben im XVI. Jahrhundert Randleisten als Verzierungen der
Bücher gefunden, welche von den ersten Künstlern herrührten, im
XVII. Jahrhundert begegnen wir solchen Kunstgebilden wenig, weil
der Kupferstich den Holzschnitt
zurückgedrängt hatte, zumal der¬
selbe im Jahre 1643 durch die vom
hessenkasselschenOberstlieutenant
L. von Siegen erfundene Schwarz¬
kunst (Schabmanier oder Sammt-
stich) eine glänzende Bereicherung
erfahren hatte. Ich bin jedoch in der
Lage, in Nr. 132 einen Holzschnitt
vorzuführen, der sich würdig den
besten Leistungen des XVI. Jahr¬
hunderts an die Seite stellen darf;
er befindet sich in Q. Curtii Rufi
Historiarum libri, gedruckt bei
Junta & Baba in Venedig 1644, des¬
sen Titel ebenfalls in Kupferstich
ausgeführt ist. Unser Holzschnitt
stellt das Bild Alexanders nach
einer Silbermünze dar.
Andererseits hatte die Einfüh¬
rung von Röschen die Holzschnitt-
Randleisten nach und nach ver¬
drängt (Nr. 135 zeigt noch eine sol¬
che) und die Röscheneinfassungen
gaben den Setzern Gelegenheit, ihre
Kunst in einem neuen Lichte zu zeigen. In der Bibliothek der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei befindet sich ein Werk, welches für mich kaum
weniger Interesse hat, als eines jener berühmten Bücher von Etienne,
Elzevir und anderer von den Gelehrten gefeierten Buchdrucker; es ist
ein Formatbuch von Georg Wolffger, welches zu Graz 1672 erschien,
ЕМд02 А’ЛЕН A'NAPOT то'д’ Е'НЬГ,
KO'SMOJO TPOTl AI ON.
E’KrtNEH'5. ѲКНГЯХТО-рДІО'^
E’K. KEPA'TilN-
HEINSIVS.
Nr. 132. Seite mit Holzschnitt aus der Officin
Junta &Baba. Venedig 1644. (Nach dem Original.)