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Schriftkästen.
Nr. 124. Fractur-Schriftkasten aus dem XVII. Jahrhundert. (Nach Wolffger.)
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Spat.
Nr. 125. Antiqua-Schriftkasten aus dem XVII. Jahrhundert. (Nach Wolffger.)
Schreibschriften.
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treu wieder, natürlich wurden unter den vielerlei Formen derselben
jene bevorzugt, welche sich auf einen geraden Kegel bringen liessen
und die häufig übermässig schiefen j und f durch kleinere und steilere
ersetzt. Aus welchem Briefsteller Fournier den unverschämten Text
genommen hat, ist mir unbekannt, derselbe dürfte eher französischen
als deutschen Ursprungs sein.
Noch früher als in Deutschland fing man in Frankreich an, die
Schreibschriften für die Buchdruckerpresse einzurichten. Hier war es
Pierre Moreau, ein Pariser Schreiblehrer, welcher 1640 Punzen und
Matrizen für vier Schriften herstellen liess, eine grosse und eine kleine
Batarde, eine Ronde und eine Bâtarde brisée. Da die Form der Batarde
schon in Nr. 82 gegeben ist, so lasse ich hier unter Nr. 127 die Ronde
und unter Nr. 128 die Batarde brisée nach Fourniers Manuel folgen.
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Nr. 126. Deutsche Currentschrift des XVII. Jahrhunderts, geschnitten 1095 zu Nürnberg.
(Nach Fournier.)
Namentlich dürfte die Ronde von Interesse sein, da sie in verjüngter
Form in jetziger Zeit sehr beliebt und in die Buchdruckereien eingeführt
ist, sie ist eigentlich nichts anderes, als eine zierlichere Schreibschrift,
wie man aus der Vergleichung mit der in Nr. 129 ebenfalls nach
Fournier gegebenen Probe der letzteren entnehmen kann und verhält
sich zu ihr, wie die deutsche Kanzleischrift zur deutschen Schreib¬
schrift. Die Batarde brisée ist eine etwas verzierte Ronde. Moreau
druckte mit der Batarde die Imitation de Jésu- Christe des Thomas a
Kempis inOctav, 1644 Les Saintes Métamorphoses in Quart, 1648 den Virgil,
wobei er die Ronde zum Druck des Privilegiums verwendete. Moreau
widmete seine Schriftproben dem König Ludwig XIII., der ihn zum
königlichen Typographen ernannte, aber der Geschmack an diesen