372 Antiqua und Cursiv.
allen Graden schnitt, und mit den im XIX. Jahrhundert in gleicher
Weise hergestellten Typen gegeben, welche die Hauptmomente in der
Entwicklung der Antiqua vorführt.
Unleugbar zeichnet sich die neue
Schrift vor der GARAMONDschen durch
besseres Ebenmass der Formen aus,
namentlich macht sich in der Cursiv
eine edlere Einfachheit geltend, wo¬
neben manche Eigenthümlichkeiten,
wie der Querstrich oben an Ъ dhkl,
der linke Anstrich am l unnatürlich
und daher unschön sind, und wahr¬
scheinlich mehr den Ideen der Ge¬
lehrten als der Schriftkünstler ent¬
stammten. Jedenfalls waren diese
Eigenthümlichkeiten auch dazu be¬
stimmt, die Typen der königlichen
Buchdruckerei auf den ersten Blick
erkennen zu lassen. Die Commission,
war nicht wenig stolz auf ihre Arbeit
und erklärte in einer Abhandlung von
der Stempelschneiderei, dem Guss
und dem Drucke der Lettern, sowie
vom Binden der Bücher, welche den
ersten Band der mit diesen neuen Typen hergestellten Description et
perfection, des arts et metiers bilden sollte, aber nicht veröffentlicht zu
Bourgis Antiqua.
Hic igitur error efteripiendus, hæc detrahënda odinio atqueutin&
malis Opinatis, Doierabilia fic in bonis i’edatoria funt efficienda ea
quae magna,& laetabia dicunfur. Atque hoc quidem commune male
orum, & bonorum ut fi iam difficile & fit & AADDEEHH1IOO
Bourgis Gurfiv.
Vitlearpits nunc de bonorum, id eß, de hetitia, <0* de cupi dit ate, mihi
quidem intotaratione ea,quœpertinet ad animi perturbationem, vna
res vi demur caufam continere, omnes ea eas effe in noßrapoteßate omnes
ìudicìo fufceptas, omnes voluntarias. Hic igitur AAEEHHIIOO
Tir. 122. Holländischst jAsssossche) Antiqua und Cursiv aus derEuHHARDTSchen Giesserei inReipzij:
(Nach Gesskeb.)
S E X T I
IVLII FRONTINI
IN TRES PRIORES
STRATEGEMATIGíiN
LIBROS.
PRiÆF AT IO.
V м ad adftruendam rei
a militarís feientiam , vnus
f ex numero ftudioforum e-
I ms accellcrim , eique de-
ftinationi, quantum cura noltra va-
luit, fatisfeciffe vifus firn; deberiad-
huc inftituta: arbitror opera», vt foler-
tia ducum fadta , qu* à Grrecxs vna
çpaniyvfj'/Tixiv appeilacione compre-
henfa funt , expeditis ampleftar
commentariis. Ita enim confilij quo¬
que & prouidcntiæ exemplis fuccin-
A ij
Nr. 121. Antiqua aus der Officin des Seb.
Cramoisy. Paris 1650. (Nach dem Original.)
Antiqua und Cursiv.
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sein scheint: „Wir sind glücklicherweise dahin gelangt, die Charaktere
zu einer Vollkommenheit zu bringen, welche sie bisher nicht hatten,
•durch die Regeln, welche wir bezüglich ihrer Grössen, ihres Umfangs,
ihrer Stärke, ihrer Haarstriche, ihrer Grundlagen und ihrer Zwischen¬
räume aufgestellt haben und durch die während mehrerer Jahre
unablässige Sorgfalt zu verbessern, was wir jetzt veröffentlichen, damit
der Verstand und der Geschmack des Arbeiters sich daran bilde.*
J U S T I N I
HIST OR I ARUM
PHILIPPICARUM
8c totius Mundi originum 8c terras fit us
EX TROGO POMPE JO
LIBER I.
BR-EVIARIUM CAPITUM.
1 Ajfyriorum prima monarchia fub Nino.
.2 Se mir amidii a filio tandem interfería imperium,
3 Poflremus Ajfyriorum rex Sardanapalus.
4 Medorum monarchia fub Aflyage, Cyri avo.
5 c!rt pueritia, aiolefcentia , er Harpagi ad Cyrum
admonitie, &c.
6 Sybarcm belli comitem Cyrus nobili,pr&mio denat, fa
Aftyagem regnofpoliat.
-7 С roefum vincit & Lydos debellai, ас fub jugo aß te¬
te retinet. Candaulis tragoedia.
8 Bellum Scythicum , tn tjuo tnitia Сyro fetida , finis
antem luftuofijfimus.
$ Cambyfes С yro fuccedit & fuomet gladio conficìtur.
Legitimo herede Smerde fnblato , Magi rerum po-
ttuntur. Oflanes ,ahorum pnnctpnm opera adjutus,
Magos de jnedto tollit.
1Û Danus equi hinmtu, ferculi imluflria , fit icrtiin
Perfarum Rex , &c. ,
CAP. I.
* TjRinci'pio rerum gentìutn nationamque impe-
rium penes reges erat : quos ad fafiigium hu«
jus majeftatis non ambirio popularis, fed fpefta-
z U inter bonos moderado piovehebat. Fopulus
«sul*
Nr. 123. Antiqua und Cursiv aus der Officin
R. & G. Wetstein. Amsterdam 1722.
(Nach dem Original.)
Es dürfte hier am Platze sein,
einen Blick in die Einrichtung der
Schriftkästen jener Zeit zu werfen.
Die französischen und englischen
sind mir nicht bekannt, aus einem
Bilde in Jean de la Cailles Histoire
de l’imprimerie jusqu’au 1689 glaube
ich entnehmen zu können, dass
damals der französische Doppel¬
kasten noch nicht bestand. Die hier¬
unter Nr. 124 und 125 folgenden
Schriftkästen sind Wolffgers For¬
matbuch entnommen und zeigen,
dass nicht nur die Einrichtung der
Kästen in jener Zeit eine wesentlich
andere war, als jetzt, sondern dass
auch noch manche Ligaturen be¬
standen, welche im XVIII. Jahr¬
hundert aufgegeben wurden. Die
Fracturschrift bestand aus 99 Zei¬
chen, die Antiqua aus 155 und die
Cursiv aus 119. In der Fractur¬
schrift wurden Capitälchen verwen¬
det, um die Worte und (Soïï
zu setzen, die Ligaturen der Antiqua sind aus früheren Prob en bekannt.
Im Jahre 1695 wurde zu Nürnberg eine deutsche Schreibschrift
geschnitten, von welcher Nr. 126 nach Fourniers typographique135
eine Probe liefert; dieselbe gibt die damalige Currentschrift ziemlich