362 Verbesserung der Pressen.
Und doch war das XVII. Jahrhundert keineswegs so spurlos an
der Buchdruckerei vorübergegangen, als diese Abbildung vermuthen
lässt. In einer neuen Auflage von Ernestis Buche 1733 zeigt die
Spindel der Pressen eine veränderte Form, und in Gessners „Buch¬
druckerkunst“ vom Jahre 1740 ist die Buchdruckerpresse durch einen
Bestandtheil vermehrt worden, der als „holländische Schraube“ auf
sein Geburtsland hin weist. Diese Verbesserung der Presse rührt von
Jansson Blaeu her, den wir oben (S. 355) als Drucker eines Atlasses
Blaeus Presse.
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kennen gelernt haben. Er hatte ursprünglich die Tischlerei erlernt
und begab sich, nachdem er ausgelernt hatte, von Wissensbegierde
getrieben, auf Reisen. Diese führten ihn nach Dänemark, wo ihn der
Astronom Tycho de Brahe, der sein astronomisches Observatorium im
Schlosse Uranienburg einzurichten im Begriffe war, beschäftigte. Unter
seiner Leitung verfertigte der geschickte Tischlergeselle mathematische
Instrumente und brachte dabei so viele Verbesserungen an, dass ihm
Tycho de Brahe aus Dankbarkeit
Copien von seinen Beobachtun¬
gen gab, bevor er dieselben noch
veröffentlicht hatte. Blaeu ging
nun nach Amsterdam und ver¬
fertigte nach Tycho de Brahes
Aufzeichnungen Globen. Dieses
Geschäft ging so gut, dass Blaeu
zur Drucklegung von Landkarten
und Globen überging, er soll sich
sogar eine Fertigkeit im Graviren
angeeignet haben und man sagt,
dass seine besten Globen und
Karten von ihm selbst gravili
seien. Durch seinen häufigen
Verkehr mitBuchdruckern lernte
er die Geheimnisse der Buch¬
druckerkunst kennen, und da, wie
es scheint, in Holland nicht der
Nr. 116. Verbesserte Holzpresse von Blaeu. Zunftzwang wie ІП Deutschland
(Nach johsson.) un¿ Frankreich herrschte, so er¬
richtete er selbst eine Druckerei. Hiebei fielen nun dem ehemaligen
Tischler die Mängel der Holzpressen auf, er suchte dieselben zu ver¬
bessern und erbaute im Jahre 1620 neun Pressen, welche er nach
den Musen benannte.153
Nr. 116 zeigt die BLAEUsche Presse. An derselben fehlen die
Balken, welche zwischen der Presse und der Zimmerdecke eingekeilt
waren, um bei der Kraft des Zuges die Presse vor dem Wackeln zu