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Nordamerika.
Aufträge der Regierung. Benjamin Harris war der erste, welcher im
Aufträge von Buchhändlern 1690—1694 in Boston druckte. Das
Geschäft wurde von Timotheus Green, einem Enkel Samuels, fortgeführt.
Peniisylvanien ist die zweite Niederlassung der Briten, wo die
Buchdruckerkunst wenige Jahre nachher, als der edle Stifter der
Colonie, William Penn, von dem dieser 1681 auf religiöse Duldung
begründete Staat seinen Namen erhielt, Aufnahme und dauerndePflege
gefunden hat. Kaum hatte Philadelphia (Bruderliebe) das Ansehen
einer Stadt erlangt, so errichtete William Bradford 1686 dort eine
Druckerei. Als er mit dem Gemeindevorstande in Uneinigkeit gerathen
war und 1693 seinen Aufenthalt inNewyork nahm, wurde die Druckerei
bis zur Volljährigkeit des jungen Andrew Bradford von Reinier Jansen
fortgesetzt. Der zweite Typograph Pennsylvaniens war Samuel Keimer,
ein Dichter, welcher seine Verse nicht erst niederschrieb, sondern
gleich in den Winkelhaken setzte, er war der Brodherr des nachmals
so berühmt gewordenen Benjamin Franklin. In Newyork wurde die
Buchdruckerkunst durch den oben erwähnten William Bradford ein¬
geführt, der bei Newyork auch die erste Papiermühle anlegte. Seine
typographische Thätigkeit beschränkte sich auf den Druck der Gesetz¬
sammlungen und anderer Amtsschriften für die Regierung. Auf die
drei hier genannten Staaten blieb die Buchdruckerkunst in Nordamerika
im XVII. Jahrhundert beschränkt, erst im folgenden Jahrhundert ver¬
breitete sie sich in den übrigen Staaten.
Die ersten Druckereien Nordamerikas gehörten gewöhnlich einer
Gesellschaft, einem Collegium oder der Regierung. Zur Leitung der¬
selben wurde ’-ein Conductor of the press bestimmt, der nicht immer
gelernter Buchdrucker war; dieser suchte und engagirte sich seine
Arbeiter und begann nun unter seinem Namen zu drucken, musste
aber den Eigenthümern Rechenschaft ablegen und blieb der Regierung
für seine Erzeugnisse verantwortlich. Auf diese Weise wurde oft eine
Officin vomVater auf den Sohn, Enkel und Urenkel, übertragen, wodurch
das erste Eigenthumsrecht gleichsam verschwand und der Buchdrucker
zuletzt als Eigenthümer betrachtet wurde. Uebrigens gingen noch viele
Manuscripte nach England, da diewenigen Druckereien in Nordamerika
beständig vollauf beschäftigt waren.
Dänemark. Schweden. Russland. Türkei.
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In Dänemark wurde die Buchdruckerkunst im XVII. Jahrhundert
fleissig gepflegt, Falkenstein zählt 23 Buchdrucker auf. Auch in Island
wurde anfangs zu Holum, von 1686 an zu Skaiholt gedruckt, es
erschienen biblische und theologische Bücher in isländischer Sprache.
In Schweden waren der König Gustav Adolf und seine gelehrte
Tochter Christina eifrig bemüht, die Buchdruckerkunst zu fördern.
Ersterer beabsichtigte den berühmten Johann Jansson zu Amsterdam
zu seinem Hofbuchdrucker zu ernennen. Diese Absicht wurde aber
erst 1647 von seiner Tochter ausgeführt. Jansson druckte von 1653 an
zu Stockholm. Christina wollte auch die hebräische Druckerei des
Ravius, welche aus zwölferlei hebräischen Schriften bestand, ankaufen,
dies ist jedoch nicht geschehen, weil Ravius dieselbe nachher anderen
zum Verkauf angeboten hat. Der Fürsorge Gustav Adolfs verdankten
Westeräs 1621 und Stregnäs 1622 die Einführung der Buchdrucker¬
kunst, indem den Buchdruckern besondere Privilegien verliehen wurden,
ferner Kalmar und Linköping in Ostgothland 1635 und Nyköping 1645.
In Kussland war die Buchdruckerei zu Moskau bei dem Einfall
der Polen 1611 mit einem grossen Theile der Stadt ein Raub der
Flammen geworden, sie wurde 1644 durch Michael Federovitsch
wiederhergestellt. In diesem Jahrhundert wurde der Druck der sämmt-
lichen Kirchenbücher, welche bisher in Handschriften vorhanden
waren, beendigt und mit dem Drucke weltlicher Bücher begonnen, so
erschien 1647 ein Werk über die Kriegskunst, 1649 ein Gesetzbuch.
Im Jahre 1643 hatte der Klostergeistliche Arsenij Sühanow, der Stifter
der griechisch-lateinisch-slavischen Schule, den Gebrauch der länglich
dünnen Schrift eingeführt, welche noch jetzt in der Synodaldruckerei
zu Moskau das ARSENUsche Alphabet heisst. Neu eingeführt wurde die
Buchdruckerei in Mohilew 1617, Kiew 1618, Romanow 1619, Dorpat
1642, Umam 1685, Reval 1691, im Kloster Kuteinskoi 1632, welchem
Beispiele andere Ordenshäuser bald nachfolgten.
In der Türkei druckten die Juden heimlich ihre Bücher. Ein
gelehrter griechischer Mönch, Nicodemus Met ana, suchte eine griechische
Druckerei unter den Auspicien des Patriarchen zu begründen, seine
Bemühungen sollen durch die Jesuiten vereitelt worden sein. Im Jahre
1698 wurde eine armenische Presse aus Venedig eingeführt, allein sehr