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Englische Druckereien. Moxon.
republikanischen Vorrede sind sehr gesucht und werden bis 75 Pfund
Sterling bezahlt.150 1678 gründete Jakob II. eine Druckerei im Schlosse
Holyrood bei Edinburg, лѵо bis 1688 mehrere Schriften zu Gunsten der
Katholiken erschienen. Zu gleichem Zwecke hatte der päpstliche Legat
Rinuccini unter Cromwells Herrschaft Offlcinen zu Kilkenny und Water¬
ford errichtet und Obadiah Walker druckte unter Jakob II. heimlich
auf einer im Hintergebäude seiner Wohnung aufgestellten Presse die
Werke seines Lehrers Woodward. 1638 wurde die Buchdruckerkunst in
Glasgow, 1648inRochester, 1649inCork, 1652inLeith, 1656 in Chester,
1668 in Exeter eingeführt. Unter den englischen Druckereien glänzte
vor allen das 1669 von dem Erzbischof von Canterbury, Gilbert Sheldon,
für 16.000 Pfund Sterling errichtete TheatrumSlieldonianum, in welchem
bis 1759 eine Reihe der besten und auserlesensten Bücher gedruckt
wurde. Es erhielt vom Bischof John Fell zu Oxford seine orientalischen
Schriften zum Geschenk, 1677 von Juniüs die Schriften der nordischen
Völker.
Josef Moxon war Verfertiger von mathematischen Instrumenten
in London und 1665 Hydrograph des Königs Karl II., 1678 wurde
er zum Mitglied der königlichen Gesellschaft ernannt. Im Jahre 1677
veröffentlichte er den ersten Band seiner Mechanic Exercises oder „Lehre
vom Handwerk,“ in welchem er das Gewerbe des Schmieds, des
Tischlers, des Zimmermanns und des Drechslers behandelte, im Jahre
1686 den zweiten Band, welcher das ganze Gebiet der Buchdrucker¬
kunst umfasst, in dem Werke Begulae trium ordinum literarum tijpo-
graphicomm behandelte er die Proportionen der Antiqua-, der Gursiv-
und der gothischen Schrift. Er war von 1659 — 1683 Miteigenthümer
der Schriftgiesserei von Robert Andrews, welche sich durch ihren
Reichthum an Schriften auszeichnete (Hebräisch, Rabbinisch, Deutsch-
Hebräisch, Samaritanisch, Syrisch, Arabisch, Aethiopisch, Griechisch,
Angelsächsisch, Anglonormannisch, Irisch, Secretary, Musiknoten,
astronomische Zeichen etc.).bl
Ein grosser Vortheil erwuchs England dadurch, dass im Jahre
1685 in'Frankreich das Edict von Nantes widerrufen wurde, welches
den Protestanten Religionsfreiheit gewährte. Unter den daraufhin Aus¬
wandernden befanden sich viele Arbeiter der Papierfabriken, welche
Nordamerika.
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die bessere Papierfabrication nach England brachten; vergebens lièss
Ludwig XIV. die Arbeiter durch seine Agenten wieder für Frankreich
engagiren, die Industrie blieb in England, welches nun nicht mehr
nöthig hatte, sein Papier aus Frankreich zu beziehen.152 Dagegen wurde
1637 die Verordnung erlassen, dass in England nicht mehr als vier
Giessereien bestehen sollten, welche, wie Breitkopf bemerkt, soviel zu
thun hatten, dass sie an eine Verbesserung nicht zu denken brauchten.
Wichtiger für die Verbreitung der Buchdruckerkunst war die in
diesem Jahrhundert erfolgte Einführung derselben in Nordamerika.
Der erste Staat, in welchem eine Presse aufgeschlagen wurde, war
Massachusetts. Die ersten britischen Ansiedler dieses Freistaates
kamen 1628 an und gründeten 1631 die Stadt Cambridge. Jesse (Josef)
Glover, ein nonconformistischer Prediger, hatte eine Druckerei von
England mitgenommen, starb aber während der Ueberfahrt zur See.
Seine Witwe gründete zu Cambridge 1638 die erste Werkstatt, aus
welcher 1639 das erste nordamerikanische Buch The Freemans Oatli
hervorging. John Dayn führte von 1639—1649 die Leitung derselben,
da er aber nur gelernter Drucker war, so zeigen seine Bücher eine
grosse Unvollkommenheit im Satze. Dayns Nachfolger war Samuel
Green, welcher bis 1702 druckte. Einer seiner Zöglinge war ein Indianer¬
knabe, James Printer oder Jakob der Drucker, der in der Armenschule
zu Cambridge erzogen worden war, zu Samuel Green in die Lehre kam
und mit diesem die erste Ausgabe einer indianischen Bibel druckte.
Als der Krieg zwischen den Weissen und den Rothen ausgebrochen
war, lief er seinem Lehrherrn davon, focht in den Reihen seiner
Stammesgenossen gegen die Colonisten und kehrte erst nach dem
Abschlüsse des Friedens zu seinem Geschäfte zurück. Im Jahre 1660
wurde Marmaduke Johnson, ein geübter Typograph, von der britischen
Gesellschaft für die Ausbreitung des Evangeliums unter den nord¬
amerikanischen Indianern nach Cambridge gesendet, wo ihn dann
Bartholomäus Green, Samuels Sohn, 1690—1692 unterstützte. In
Boston druckte John Förster 1676—1680 mit einer vom Harward-
collegium errichteten Presse. Nach seinem Tod druckte Samuel Sewall,
ein Rechtsgelehrter und Magistratsmitglied, im Aufträge der Regierung
so gut es gehen wollte; nach ihm druckten noch mehrere andere im