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Schweiz. Niederlande. Die Familie Elzevir.
ln der Schweiz fand die Buchdruckerei in den Cantonen Wallis
1617, Solothurn 1658, Schwyz (Einsiedeln) 1664, Zug 1670 und
Appenzell 1679 Eingang.
In den Niederlanden, welche sich von Spanien losgerissen und
einen Freistaat gegründet hatten, der zu jener Zeit der einzige Ort
in Europa war, wo der Buchdruck durch keine Censurverordnungen
beschränkt wurde, entfaltete die Presse eine ungemeine Thätigkeit.
Hier war es die Familie Elzevir, welche durch ihren Unternehmungs¬
geist im Verlag wie im Druck alle anderen Buchdrucker überstrahlte.
Der Stammvater dieser Familie, Louis Elzevir, Buchhändler und Pedell
bei der hohen Schule zu Leyden (1592—1617) hinterliess zwei Söhne,
Matthys und Aegidius, jener war Buchdrucker in Leyden, dieser
Buchhändler im Haag. Die vier Söhne des Matthys: Isaak, Abraham,
Bonaventura und Jakob begründeten den Ruhm der Familie. Isaak
(1617—1628) druckte anfangs für sich allein mehrere classische Werke.
Mit dem Jahre 1618 erschienen mehrere Bücher unter der Bezeichnung
apud Elzeviros oder ex officina Elzevirorum, welche auf eine Gesellschaft
hindeutet. Isaaks Zeichen war eine Rebe, welche sich um eine Ulme
(elze) schlingt (s. Beilage 6), in einigen Ausgaben ein angezündeter
Holzstoss (Ulmenfeuer, von elze „Ulme“ und vùür oder yier „Feuer“).
Die Generalstaaten von Holland verliehen Abraham und Bonaventura
Elzevir im Jahre 1626 ein Privilegium für ihre „kleinen Republiken“.
Durch die Eleganz ihrer Typen, durch die Schönheit ihres Papiers und
durch die gute Anordnung ihres Satzes erwarben sie sich ihren typo¬
graphischen Ruhm. Beilage 6 zeigt einen für jene Zeit geschmackvollen
Titel einer Polyglotte. Sie druckten bis 1652. Ihnen folgten Johann und
Danieï. Elzevir, welche bis 1655 gemeinsam druckten, in welchem
Jahre sich die Gesellschaft auflöste. Johann, Abrahams Sohn, druckte
bis zu seinem 1661 in Leyden erfolgten Tod fort und lieferte mehrere
Prachtdrucke; Daniel, Bonaventuras Sohn, begab sich nach Amsterdam,
verband sich dort mit Ludwig, Isaaks Sohn, gab mit ihm eine franzö¬
sische Bibel heraus, löste dann die Gemeinschaft, druckte bis 1680 für
sich allein, in welchem Jahre er Abraham Wolfgang Elzevir zum
Genossen nahm, allein im nämlichen Jahre erlag er dem Ungemach
des verheerenden Kriegs. Seine Witwe führte das Geschäft ein Jahr
Niederländische und englische Buchdrucker.
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fort, verkaufte aber dann die Buchhandlung und die Druckerei an
Adrian Mozins im Haag. Der Name der Familie verschwand erst 1710
mit Abraham Elzevir. Neben den Elzevirs blühte die Familie der
Blaeus. Jansson Blaeu war ein Freund des AstronomenTycho de Brahe,
er veröffentlichte 1649 zu Amsterdam einen Atlas in 12 Bänden.
Janssons zwei Söhne, Johann und Cornelius, verfolgten die Bahn ihres
kenntnissreichen Vaters und strebten, Ungewöhnliches zu leisten.
Ausser ihnen war die aus Basel stammende Druckerfamilie der
Wetstein in Amsterdam, die der Van der Aa und Luchtmans in
Leyden berühmt. Durch wissenschaftliches Streben zeichnete sich
Abraham Wolfgang zu Amsterdam aus, welcher niedliche Ausgaben
in kleinem Format druckte, ferner Johann Georg Nissel, welcher zu
Leyden ein arabisch-lateinisches Werk herausgab, weiters Andreas
Frisius zu Amsterdam, der, in Sprachen bewandert, die letzte Correctur
seiner Werke las und correcte Ausgaben lieferte.
England machte sich im XVII. Jahrhundert trotz der Bürger¬
kriege, von weichen dieses Land heimgesucht wurde, in typographischer
Beziehung bemerkbar. Sir Henry Saville gründete 1607 im College
Royal zu Eton bei Winchester eine Druckerei, welche John Norton
leitete und aus welcher schöne griechische Ausgaben, unter anderen
die meisterhaft gedruckten Werke des heiligen Chrysostomus, 1613 in
acht Bänden Folio hervorgingen. Der Erzbischof Wilhelm Landus liess
allenthalben Manuscripte zusammensuchen und veranlasste den König
Karl I., in London eine Druckerei anzulegen, wo diese Handschriften
in allen Sprachen gedruckt wurden. 1639 gründete Karl I. eine Druckerei
zu Newcastle für die Zwecke der royalistischen Partei. 1657 liess
Dr. Walton eine Polyglottenbibel in neun Sprachen erscheinen, welche
Th. Roycraft zu London mit grosser Sorgfalt druckte. Es ist dies das
erste Werk, welches auf Subscription veröffentlicht wurde. Cromwell,
welcher damals mächtig war, liess die Regierung für 25.000 Francs
unterzeichnen und gestattete, das dazu bestimmte Papier zollfrei zu
beziehen, wofür der Autor ihm in der Vorrede seinen Dank ausdrückte;
als aber die Monarchie wiederhergestellt war, überreichte er das Werk
dem König Karl II., nachdem er die Blätter, welche die Lobrede
auf Cromwell enthielten, unterdrückt hatte. Die Exemplare mit der
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