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Ein Buchdrucker im XVI. Jahrhundert.
umgehen wollte, gaben ihm 8000 Gulden für das Werkzeug, auf eine
gewisse Zeit zu bezahlen.“
.Also fingen wir zu drucken mit einander an. Ich wurde Bürger
und "zünftig zum Bären, wo Balthasar und Ruprecht zünftig waren,
Oporinus aber hatte seines Vaters Zunft zum Himmel, denn derselbe
war ein berühmter Maler. Wir nahmen gleich Geld auf, wie es zum
Gewerbe von nöthen, der Ruprecht versetzte aber heute eins, morgen
eins. Da meinte ich, man sollte alles wieder ablösen, aber es geschah
nicht, sondern unserer fuhren immer zwei nach Frankfurt, da wollten die
Weiber, wir sollten viel kramen (kaufen), die wollte hübsche Kissen,
die zinnernes Geschirr, ich kaufte eiserne Häfen, brachte etliche male
ein ganzes Fass voll Krampt (zum Geschenke gekauft), aber Geld
wenig. Ich gedachte, das will nicht recht zugehen. Wir hatten auch
alle Wochen ausserdem Besoldung, jeder 2 Gulden, aber der Ruprecht
nicht, denn er arbeitete nichts, als dass er für Geld Pfänder ein-
setzte.“ (Weil dem Platter das nicht gefiel, wurde ihm Balthasar Ruch
feind, fing eines Abends mit ihm einen Streit an, und die Drucker¬
herren schlugen sich blutig, während die Frauen sie zu trennen suchten
und Gehilfen und Lehrbuben aus ihrer Schlafkammer herunterkamen,
das seltsame Schauspiel zu geniessen.)
„Wie ich nun eine Zeit dabei war, gefiel mir der Handel je
länger, je minder; denn wir nahmen noch auf und waren jetzt bei
2000 Gulden schuldig. Da sagte ich, ich will nicht mehr in der Gemein¬
schaft sein, wir werden den Ruprecht verderben. Das gefiel einigen
nicht wohl, besonders dem Ruch. Aber ich begehrte, man sollte zu
Frankfurt alle Bücher abzählen, so wollte ich daheim auch alle
abzählen, dessgleichen auch, was man uns schuldig und wir anderen
Leuten. Da erfand sich, dass wir 2000 Gulden schuldig waren, dagegen
hatten wir Bücher und Schuld, dass noch jedem 100 Gulden heraus¬
gehörten. Da theilten wiV die Schriften und das Werkzeug. Da sprach
Ruprecht, welcher nun seinen Theil behalten will, der gebe mir Bürgen,
weil das meine auch verbürgt ist. Da gab Balthasar den Herrn
Cratander zu Bürgen, Oporinus aber und Ruprecht blieben in Gemein¬
schaft, ich aber sagte, wenn ihr mir vertraut, so will ich auch ehrlich
zahlen. Das wollte Piuprecht nicht gern thun. Da wollte ich niemand
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um Bürgschaft angehen und übergab alles dem Ruprecht, auch die
100 Gulden, damit, wie es ihm hernach ging, ich an seinem Verderben
nicht schuldig wäre, denn dazumal hätte er ohne allen Schaden mögen
davon kommen, denn Bebelius selig wollte alle Dinge genommen
haben und ihm sein Unterpfand erledigen, aber er musste vielleicht
verderben, wie es denn auch geschah. Dann eine zeitlang druckten
Oporinus und er mit einander, kamen aber dann auch von einander.
Ruprecht fuhr allein wider meinen Rath fort, bis er alles verthat, denn
er verstand nichts vom Handel. Balthasar verdarb auch, dass man
etliche tausend Gulden an ihm verloren hat. Oporinus hat am längsten
ausgeharrt, man hat aber doch zuletzt viel an ihm verloren, sind fast
alle drei in Kummer und Schulden gestorben. Ich aber, da ich mein
Theil Ruprecht übergab, wie er mir eine Gursivschrift und sonst
weiss was, das habe ich ihm hernach mit Drucken abverdient.“
„Dazumal war ein gar feiner Künstler von der Druckerei, Peter
Schaffer, aus welchem Geschlechte die Druckerei zu Mainz erfunden
ist, der hatte fast allerlei Schriften Punzen, der gab mir Abschläge um
ein gering Geld, etliche justirte er mir und goss mirs, etliche goss mir
Meister Martin, etliche ein Mann, Namens Utz, Schriftschneider, so
dass ich jetzt ziemlich wohl gefasst war mit allerlei Schriften und
Pressen. Da gaben mir etliche Herren zu drucken, als Wattenschnee,
Frobenius, Episcopius, Hervagius, Michael Isengrinius. — Aus dem
Verdienstwerk schuf ich meinen Nutzen, nahm auch Lehrbuben an,
die lehrt ich selber mit Fleiss, das that mir wohl, denn in kurzer Zeit
setzten sie mir das Tagwerk griechisch und lateinisch. Ich war aber
zu Haus zum Thor auf der Eisengasse, da hatte ich einen Laden mit
Büchern auch feil, aber ich gewann daran nicht viel, kam in Geld¬
schulden. Ich hörte aber bald wieder auf, Bücher zu verkaufen, behalf
mich mit Verdienstwerk zu drucken, und für mich selber auch, damit
fuhr ich gen Frankfurt.“
„Weil ich in dem Haus war, wurde ich todtkrank, lag volle
acht Wochen und war bei 1400 Gulden schuldig. Als mir Gott wieder
aufhalf, gedachte ich ein ander Haus zu empfangen, denn ich wollte
vom Buchführergewerb lassen, dass ich des Ladens nicht mehr
bedurfte, so war mein Druckstüblein klein und finster. Da empfing ich