Buchhandel und Bücherpreise.
Каши erlaubt nicht, diese Statistik weiter zu verfolgen und die Städte
und Firmen anzuführen, von welchen die Bücher ausgingen; wer
Interesse daran hat, findet sie in Dr. Schwetschkes oben erwähntem
Werke, verzeichnet.
Während auf der Frankfurter Messe der Austausch der Bücher
stattfand, wurde der Einzelvertrieb von den Buchführern besorgt,
welche die Messen und Jahrmärkte der einzelnen Städte besuchten.
Auch Frauen und Kinder wurden zum Hausiren und Feilbieten der
Bücher verwendet. Noch zu Beginn der zweiten Hälfte des XVI. Jahr¬
hunderts benutzte Magister Georg Baumann, Rector der Stadtschule
und Besitzer der Stadtbuchdruckerei zu Breslau, seine Sehulknaben
dazu, um bei dem Eingang einer neuen Zeitung diese (von ihm schnell
nachgedruckt) auf den Strassen und vor den Kirchenthüren verkaufen
zu lassen, zum grossen Aerger der eigentlichen zünftigen Buchhändler,
die sich bitter über diesen Missbrauch beschwerten.129 Im Jahre 1524
verbot der Nürnberger Rath „unter dem Rathhause weder gedruckte
Bücher noch Briefe und Bilder feilzuhalten“. Die Preise wechselten
nach den Versendungskosten. Ein Band der Jenaer LuTHER-Ausgabe
kostete in Jena bei Konrad König 18 Groschen, auf der Messe zu
Leipzig 19 Groschen, zu Frankfurt am Main 20 Groschen. Luthers
Neues Testament wurde im Jahre 1522 in Leipzig von einer Frau für
15 Groschen colportirt, in Meissen vor dem Freiberger Keller auf dem
Platze für 20 Groschen verkauft. Im Buchhändlerverkehr wurden die
Bücher in Ballen verkauft, ein Ballen (5000 Bogen) kostete von einer
Ausgabe 15 Gulden, ein Maculaturbalien 3 Gulden.130
Aus einem Verzeichnisse der Bücher einer Tübinger Buch¬
handlung vom Jahre 1597 sind folgende Bücherpreise zu entnehmen:
Biblia graeca Folio 4 fl. 10 ß. (1 fl. =20 ß, 1 /?=3 a/к), Biblia hebraea
Quart 2 fl. 10 ß, Grammatica hebraea Bertramì 16 /?, Concordantiae
Bibliorum 3 fl. 10 ß, Psalterium Buchanani 2 ß, Biblia Neandri 2 ß, Cor¬
pus Juris Godofredi glossatimi Regal 24 fl., dasselbe Folio 7 fl., Corpus
canonicum 2 fl. 5 ß, Medicina Fernelii 1 fl., Historia Scorbuti 2 fl. 1 як,
Anatomia Columbi 6/?, Bauhinii deplantis 3 ß, Galenus de clisteribus 2 cvk,
Aphorismi Hippocratis 3 ß, Geographia Marii 2 fi., Historia Anglica 2 fi.,
Chronologia Herodoti 1 fl. 3 ß, Commentarla Caesar is 8/?, Sallustius 6 ß,
Bücherpreise. Ein Buchdrucker im XYI. Jahrhundert.
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Livius 1 fl. 10 ß, Cornelius Tacitus (Antwerpen) 1 fl. 4/?, Epitome Plutarchi
1 fl. 4 ß, Lexicon trilingue 3 fl., Opera Aristotelis graece 6 fl., Horatius 3 ß,
Homerus graece 1 fl. 5 ß, Cicero de officiis 2Y2 ß, Epistolae familiares 5 ß,
Virgilius 4 ß, Colloquia Erasmi 4 ß, Deutsche Bibel 2 fl., Nürn-
bergerische Bibel 1 fl. 7 ß, Wittenberger Bibel Octav 1 fl., Katechismus
Walchii 10 ß, Neues Testament 4 ß, Psalter mit Summarien 3 1 m,
Kammergerichtsordnung 1 fl. 4 ß, Reichsabschiede 4 fl., Kräuterbuch
Bockh 2 fl. 5/?, Artzneybuch Witekind 7 ß, Alchimistischer Spiegel 1 ß,
Elsassische Chronik 1 fl. 15 ß. Das ganze Verzeichniss enthält 405
verschiedene Werke, deren Gesammtpreise sich auf 450 Gulden
belaufen, es kostete somit im Durchschnitt ein Buch 1 Gulden, was mit
Rücksicht auf den damaligen Geldwerth das Zehnfache der jetzigen
Preise ausmacht. Es geht hieraus hervor, dass, selbst die hohen Papier¬
preise in Betracht genommen, die Buchdruckerei bei gutem Betriebe
immerhin eine gute Einnahme bot. In Frankreich wurde auf Befehl
Karls IX. der Bücherpreis nach der Zahl der Blätter behördlich fest¬
gestellt und, um eine billigere Herstellung der Bücher zu ermöglichen,
wurden im Edict von 1583 die Buchdrucker von der Steuer befreit.131
Dr. Thomas Platter in Basel, wie aus seiner Selbstbiographie 132
zu entnehmen ist, „da er sah, wie Hervagius und andere Druckerherren
eine gute Sache hatten und mit wenig Arbeit gross Gut gewannen,
dachte er, möclit ich auch ein Druckerherr werden. So gedachte auch
Dr. Oporinus, der viel in Druckereien corrigirt. Es war auch ein guter
Setzer, Balthasar Ruch, der hatte ein hoch Gemüth und wäre auch
gern vorwärts gekommen und wurde Oporins und Platters Gesell¬
schafter. Das Vorhaben war wohl da, aber kein Geld. Da war Ruprecht
Winter, des Oporins Schwager, der hatte eine Frau, die wollte auch
gern eines Druckerherrn Frau sein, da sie sah, wie die Druckerherren-
Weiber so eine Pracht trieben, an welcher ihr gar nütze brast, denn
sie hatte Guts genug, Muths nur zu viel; die beredte ihren Mann, den
Ruprecht, er solle mit seinem Schwager Oporinus ein Druckerherr
werden. Da wurden alles unser vier gemein, Oporinus, Ruprecht,
Balthasar und ich, kauften dem Herrn Andreas Cratander sein
Werkzeug ab, denn er und sein Sohn Polycarpus waren Buchführer
geworden, weil seine Frau nicht mehr mit der Sudlerei, wie sie sagte,