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Buchdruckei'zeichen. Literatur.
Zu den Verzierungen derBücher dienten im XVI. Jahrhundert auch
die Buchdruckerzeichen, von denen Nr. 5 und 104 Proben geben.
Sie waren unter gesetzlichen Schutz gestellt. In der französischen
Declaration vom 31. August 1539 heisst es: „Die Druckerherren und
Buchhändler dürfen nicht Einer des Ändern Zeichen verwenden, jedes
Zeichen soll von den übrigen unterschieden sein, damit die Käufer der
Bücher leicht ersehen können, in welcher Officin sie gedruckt wurden. *
Diese Marken blieben in Frankreich bis zur Revolution in Anwendung,
wo sie mit den alten Gesetzen verschwanden.128
In diesem Jahrhundert begegnen wir den ersten Producten einer
Literatur der Typographie. Im Jahre 1507 schrieb Wimpheling De
arte impressoria, 1526 G. Tory sein Champ fieury, 1541 Johann Arnold
Bergellanus Poema Encomiasticum cíe Chalcographiae inventione, 1547
Guilielmus Insulanus zu Basel Menapii staterà Chalcographiae, qua bona
ipsius et meda simid appenduntur et numerantur, 1563 erschien ein Index
Ubrorum qui in Aldina officina Venetiis impressi sunt, 1566 Matthaei
JuDicis De Typographiae inventione zu Kopenhagen, 1569 Henricus
Stephanus zu Paris Artis typographicae Querimonia et Epitaphia Typo-
graphorum doctorum graece et latine und Epistola de suae typographiae
statu, 1586 veröffentlichte G. Whitney zu London A choice of emblemes
and other devices, von welchem Werke 1868 Henry Green eine photo¬
lithographische Copie herausgegeben hat.
IX. ABSCHNITT.
SOCIALE VERHÄLTNISSE DER BUCHDRUCKER
IM XVI. JAHRHUNDERT.
TER den Ereignissen des XVI. Jahrhunderts war für Deutsch-
and das wichtigste die Errichtung der Buchhändlermesse und
die Herausgabe der Messkataloge inFrankfurt am Main. Der Buchdrucker
konnte nur durch kleine Drucksachen mit seinen Kunden in unmittel¬
baren Verkehr treten, namentlich durch den Verkauf von „Briefen“,
■das waren einseitig bedruckte, meist illustrirte Blätter, wie Kalender,
Lieder, Wunderbeschreibungen, Schilderungen von Naturereignissen,
Ablassbriefe, Bruderschaftsgebete, politische Nachrichten u. dgl., die
Jahrmarktsliteratur, welche damals die geistige Nahrung der Volks¬
masse bildete; zu grösseren Werken bedurfte er der Mitwirkung des
Buchhändlers, und wenn er selbst ein solcher war, der Niederlagen in
vielen Städten. Durch den Mittelpunkt, welchen die Frankfurter Messe
bot, wurden die Niederlagen entbehrlich, denn Frankfurt vermittelte
nun, meist auf dem Wege des Austausches, den gesammten Bücher¬
verkehr und von hier aus wurden die Gelehrten durch die gedruckten
Messkataloge von allen neuen Erscheinungen in Kenntniss gesetzt.
Damit hängt zusammen, dass im XVI. Jahrhundert meist grössere Auf¬
lagen zu 1000 bis 1625 (S. 336) gedruckt werden konnten.
Der erste dieser Messkataloge (welche Dr. Gustav Schwetschke
in Halle 1850 in einem zweibändigen Foliowerke: Codex nundi-
narius gennaniae literatae bisecularis beschrieben hat) wurde von dem
Augsburger Buchhändler Georg Willer, welcher auf der Frankfurter
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 21