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Persisch. Tamulisch. Polyglotten.
\\ iLHELM Postellus, welcher zweimal in Constantinopel gewesen war,
gab zu Paris eine arabische Grammatik 1588 heraus, eine andere
erschien zu Rom 1592.
Die ersten tamulisclien Lettern wurden in Ambalacate auf der
Küste von Malabar 157 / durch den Jesuiten Don Jüan Gonsalvez gegossen.
Wie hieraus zu entnehmen ist, war im XVI. Jahrhundert das
Interesse an fremden Sprachen und Schriften mächtig erwacht. Wir
haben schon oben Torys Champ fleurij als ein Alphabetenbuch kennen
gelernt, im Jahre 1529 erschien eine von Eduard Bernard angefertigte
und von Charles Morton vermehrte Tafel der verschiedenen alten
Chaiakteie zu London in Kupferstich von J. Gibson. 1539 gab Theseus
Ambrosius, ein albanesischer Gral", zu Pavia 30 verschiedene Alphabete
heraus. Augustinus Nebiensis oder Justiniani (der, wie erwähnt, später
nach Paris berufen wurde) liess 1516 zu Genua den Psalter in fünf
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Nr. 94. Probe der persischen Schrift Savarys de Brèves, gravirt in Constantinopel 1589—1611.
Originalgrösse 28 Punkte. Verkleinert. (Nach dem Specimen der Pariser Staatsdruckerei.)
Sprachen drucken: die erste Columne hatte den hebräischen Text, die
zweite die lateinische Uebersetzung, die dritte den lateinischen Text
der Vulgata, die vierte den griechischen, die fünfte den arabischen,
die sechste den chaldäischen Text in hebräischen Buchstaben, die
siebente die lateinische Uebersetzung desselben, die achte einige
Scholien. Wilhelm Postellus, der bereits oben als Verfasser einer
arabischen Grammatik erwähnt wurde, gab in Paris 1538 bei Dionys
Lescuier Alphabete und Leseregeln von 12 verschiedenen Schriften:
hebräisch, chaldäisch, neuchaldäisch, samaritanisch, arabisch, punisch,
pintisch,griechisch, georgisch, serbisch-illyrisch, armenisch und lateinisch
heraus. Johann Draconites zu Karlstadt sollte zu Wittenberg auf Kosten
des Kurfürsten von Sachsen die Bibel in fünf Sprachen übersetzen, da
er aber 1566 starb, so sind nur Stücke davon erschienen: Die Genesis
Polyglotten. Musiknoten.
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hebräisch, chaldäisch, griechisch, lateinisch und deutsch, bei Crato in
Wittenberg 1563, Jesaias auf dieselbe Art bei Johann Rhamba zu Leipzig
1563, der Psalter ebenso bei Grato in Wittenberg u. a. Elias Hutter
legte sich eine eigene Druckerei zu Leipzig an und druckte das Neue
Testament in 12 Sprachen (syrisch, hebräisch, griechisch, lateinisch,
spanisch, französisch, italienisch, englisch, deutsch, dänisch, böhmisch
und polnisch) 1587. In Hamburg erschien 1597 eine Bibel hebräisch,
griechisch, lateinisch und deutsch, in Nürnberg 1599 eine Bibel
hebräisch, chaldäisch, griechisch, lateinisch, deutsch und sloveniscli,
das Neue Testament ebenda syrisch, hebräisch, griechisch, lateinisch,
deutsch, böhmisch, italienisch, spanisch, französisch, englisch, dänisch
und polnisch.124
Der Musiknotendruck war im XV. Jahrhundert nur mittelst
Holztafeln hergestellt worden, gegen Ende des XV. Jahrhunderts erfand
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Nr. 95. Probe der Musiknoten aus Petruccis Canti cento cinquanta. Venedig 1503.
(Nach Schmid.)
der Italiener Ottaviano dei Petrucci, welcher 1466 zu Fossombrone
geboren war und in Venedig die Buchdruckerkunst erlernt hatte, ein
Verfahren, Musiknoten mit beweglichen Typen herzustellen, auf welches
er vom Senat im Jahre 1498 ein Privilegium auf die Dauer von 20 Jahren
erhielt. In dieser Urkunde wird Petrucci der erste Erfinder (il primo
inventore) der erwähnten Art zu drucken genannt, auf welche er viele
Kosten und Nachtwachen verwendet habe. Da Petrucci kein eigenes
Vermögen besass, trat er mit zwei Buchhändlern in Verbindung und
von 1502 an bis zum Jahre 1523 erschien aus seinen Pressen eine
Reihe von Musikalien, deren Schönheit noch heute unsere Bewunderung
erregt. Nr. 95 gibt eine Probe der Canti cento cinquanta vom Jahre 1503
und Nr. 96 eine Probe aus dem Werke: Tenori e contrabassi intabulati
col sopran in canto figurato per cantar e sonar col lauto vom Jahre 1509.