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Theuerdank.
önb Üîtttcrë i£e)urbanitcff)S" (unter demselben ist Maximilian I., dessen
Thaten in dem Buche besungen werden, gemeint) Holzschnitt, dass aber
der Text selbst Typendruck ist, beweist das verkehrte i in „SEBie ber
fürtoitig ben §etb SEeiurbanncffj in ein gferlidjait mit einem §irfcE)en füret".
Die Schriftprobe Nr. 80 lässt erkennen, wie bei dem Satze vorgegangen
wurde. Der Text war mit Nonpareillequadraten durchschossen, in
welche die Buchstaben e о u. a. eingesetzt wurden, wenn sie nicht, wie
in pójjhndjt im Manuscripte unmittelbar über dem Buchstaben standen.
In diesen Nonpareilledurchschuss wurden auch die Schnörkel gesetzt
und mit den Buchstaben zusammengelöthet. Ueberhaupt hatte bei
diesem Werke das Messer und der Löthkolben fast ebensoviel zu thun,
wie die Hand des Setzers. Das in Nr. 81 gegebene Alphabet zeigt, wie
% afccScifgl&tffitnntiop
rfeifubtojij 12345-6789
Nr. 81. Alphabet der Theuerdanktype. (Facsimile nach dem Original.)
sehr man auch in den Buchstaben bemüht war, die Handschrift nach¬
zuahmen und auch hier sieht man das Messer angewendet, um ver¬
zierte Versalien in einfache zu verwandeln. Theuerdank ist ein typo¬
graphisches Kunstwerk, in welchem deutsche Geschicklichkeit und
deutscher Geschmack alle Werke der Zeitgenossen überstrahlte. Mögen
die Gelehrten die Etienne, die Aldi, und andere fremde Buchdrucker
wegen ihrer gelehrten Werke über die deutschen Buchdrucker erheben,
ein Meisterwerk wie den Theuerdank hat keiner von ihnen geschaffen.
Eine solche Nachahmung der Handschrift, wie sie in diesem
Werke vorliegt, konnte allerdings nicht populär werden, daher gereicht
es Neudörfer und dem Formschneider Hieronymus zu Nürnberg zum
Fractur. Batarde.
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Buhme, die schönen Formen der kaiserlichen Kanzleischrift in ein¬
facherer Weise in ihrer Fracturschrift verewigt zu haben. Die älteste
Form derselben dürfte wohl in Albrecht Dürers oben erwähnter „Unter¬
weisung der Messung mit dem Zirkel und Bichtscheit“ vorliegen, wo die
Buchstaben f und f noch die schräge Form haben, die wir bereits in
dem Ablassbriefe Nr. 31 kennen gelernt haben. In diesem Buche wie in
seiner Apokalypse beweist Dürer, dass es ihm um die Schönheit seiner
Bücher in erster Linie zu thun war: in der Apokalypse finden wir die
erste Schwabacher, in der „Unterweisung“ die erste Fractur, und die
Weihe, welche der grosse Künstler dieser Schrift durch die Anwendung
in seinen Werken ertheilte, reiht sich würdig an das Te Deum laudamus
an, mit welchem Kaiser Maximilian I. die Probe zum Theuerdank
signirte. Unbegreiflich ist aber, dass diese Fractur von den westlichen
und südlichen Nachbarn nicht angenommen wurde, da sie doch die
halbgothische und die gothische Mönchsschrift annahmen.
Im Anfang wurde die Fracturschrift nur als Zierschrift ange¬
wendet, in der Lutherbibel findet man den Text mit Schwabacher¬
schrift, die Rubriken mit Fracturschrift gesetzt, in Nr. 78 ist die Fractur
als deutsche Ueberschrift neben der Antiqua für den lateinischen Aus¬
druck gebraucht und von dieser Zeit ab scheint sich in Deutschland
der Gebrauch eingebürgert zu haben, für die deutsche Sprache die
Fracturschrift, für die lateinische die Antiqua anzuwenden. In dem
Verhältniss der Fracturschrift zur Schwabacher trat später eine Aen-
derung insoferne ein, dass man die Fractur als gewöhnliche Textschrift,
die Schwabaeher aber wegen ihres fetten Charakters als auszeichnende
Schrift anwendete, woneben auch grössere Schrift zur Hervorhebung
von Worten diente, die Spationirung ist erst im XVIII. Jahrhundert zu
finden, vor dreissig Jahren hatten wir noch Petit, Borgis und Corpus
auf Cicero-Kegel, indem Cicero zur Hervorhebung der Worte gebraucht
wurde und, um das Unterlegen zu vermeiden, kleine Schrift auf grösseren
Kegel gegossen wurde.
Was den Deutschen die Fracturschrift, das war den Franzosen
die Batarde: die nationale Schrift (Nr.82). Franz I. gefiel es nicht, dass
man sich bei Verhandlungen und Aktenstücken der lateinischen Sprache
bediente, er befahl im Jahre 1539 in diesen Fällen die französische