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Fractur.
glaubt, dass Neudörfer die Probeschrift zum Theuerdank gemacht
und sie nur aus Höflichkeit dem kaiserlichen Hofsecretär zugeschrieben
habe, ich meine aber, wir nehmen die Sache so, wie er sie erzählt,
dass nämlich Rockner eine Probeschrift gemacht hat, welche dem
Kaiser gefiel, und welche zu schneiden Hans Schönsperger von Augs¬
burg nach Nürnberg berufen wurde. Daneben schnitt der Formschneider
Hieronymus (wahrscheinlich Hölzel, der von 1503—1523 arbeitete) für
Neudörfer eine Fracturschrift in Holz, welche er später in Stahl¬
stempeln ausführte. Eine solche in Holz geschnittene Fracturschrift
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Nr. 79. Deutsche Kanzleischrift. Aue Kaiser Maximilians Gebetbuch. (Nach Humphreys.)
ist wirklich vorhanden in dem Werke: „Ein Gesprechbüchlein zweyer
schuler. Wie einer den ändern im zierlichen schreiben vntherweyst.
Durch Johan Newdörff, Burger und Rechenmeister zu Nürnberg,
seynen schulern gemacht. Anno M.D.xlix.“ Das Werk ist in Nürnberg
von Johann Petrejus gedruckt. So wie hier die Vorschriften in Holz¬
schnitt ausgeführt sind, so wurde jedenfalls schon früher eine Probe'
Fractal-.
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der Fracturschrift in Holzschnitt ausgeführt, denn die Theuerdanktype
ist nicht identisch mit der Fracturschrift, wie sie 1525 zum ersten-
male in Dürers Unterweisung erscheint und in Neudörfers Gespräch¬
büchlein 1549 zum Text verwendet wurde, aber jedenfalls hat der
Druck des Theuerdank Anlass zu dem Fracturdruck gegeben.
Soviel ist sicher, dass man in der kaiserlichen Hofkanzlei eine
Schrift verwendete welche sich durch Zierlichkeit und Schwung der
Formen vor jeder damals bekannten Schrift auszeichnete. Nr. 79 gibt
eine Probe des mit dieser Schrift hergestellten Gebetbuches Kaiser
Maximilians I. Als es sich nun darum handelte, das von Melchior Pfinzing,
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Nr. 80. Schriftprobe aus dem Theuerdank. (Facsimile nach dem Original.)
Probst zu St. Sebald in Nürnberg verfasste Werk Theuerdank in Druck
zu legen, wurde Hans Schönsperger aus Augsburg nach Nürnberg
berufen, der sich wahrscheinlich bereit erklärte, das von anderen als
unmöglich Bezeichnete auszuführen, denn es handelte sich nicht darum,
eine neue Schrift herzustellen, sondern das kalligraphisch geschriebene
Manuscript genau so wie es war, mit allen Schnörkeln und Launen
des Schreibers in Typen wiederzugeben. Dem Schönsperger ist diese
Aufgabe so gut gelungen, dass man lange Zeit das Werk als Holztafel¬
druck betrachtet hat. Allerdings ist der Titel: ,,©ic geuerlidjeiten ünb
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