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Cuvsiv.
den gebräuchlichen Ligaturen auch Logotypen wie is und us, ferner
drei verschiedene Formen für et und viele überhängende Zeichen.
Bemerkenswerth ist, dass in Robert Etiennes Virgil im Texte ebenso
Antiqua-Versalien angewendet wurden wie bei Aldus, während in den
Anmerkungen Cursiv-Versa-
Typographus. ©«'QMidjbrUiFtt.
А Цге mea reliquat illufiro Typagraphus artes,
t * Imprimo dum •varioscere micante libros.
Quaprius auBa fitu,quapuluereplena iacebant,
Vidimus ob fe ига noBe fepulta premi.
Нас -ьееer um renouo negleBa volumtna Tatrum
^Atqfolú curo publica faifa legt.
^Ariernprima nouam reper'tß'e Moguntiafertur,
Vrbsgrauü.CT' mul tu ingeniofa modu
Qua nihil ■vtilius 'vtdet,autprecioßus orbú,
У ix melius quiequamfeda futura dabunt.^
Nr. 78. Probe der deutschen Gursiv. Frankfurt 1568.
(Aus Schöpfers ПяѵогХи.) trabenden Titel entspricht,
zeigt unsere Probe, welcher im Wesen alle Seiten gleichen. Zwar die
Bilder sind ausgezeichnet und für den Culturforscher werthvoll, aber
die Erklärung, die sich auf zehn Zeilen beschränkt, ist sehr mager. Unser
Text lautet in genauer Uebersetzung:
lien Vorkommen. Eine Probe
der deutschen Cursiv zeigt Nr.
78 aus Hartmann Schöpfers
ГІаѵо7гХі«, dem bei Georg
Raben in Frankfurt gedruck¬
ten, von Sigmund Feyerabend
verlegten und mit Jobst Am¬
manns Holzschnitten gezierten
Buche aller Stände, dessen
Titel in der deutschen Ueber¬
setzung von Hans Sachs
lautet: „EygentlicheBeschrei-
bung Aller Stände auff Erden,
Hoher und Niedriger, Geist¬
licher und Weltlicher, Aller
Künsten, Handwerken vnd
Händeln etc. vom grössten
biss zum kleinesten, Auch
von jrern Ursprung, Erfindung
vnd Gebräuchen. Durch den
weitberümpten Hans Sachsen
gantz fleissig beschrieben vnd
in Teutsche Reimen gefas-
set.“ Wie wenig in Bezug auf
den Text derlnhalt demhoeh-
Fractur.
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Durch meine Kunst erhelle ich, der Typograph, die übrigen Künste,
Indem ich die mancherlei Bücher mit glänzendem Erze drucke.
Was früher mit Moder umsponnen, was voll vom Staube gelegen,
Und was wir sahen unterdrückt, begraben in dunkelen Nächten,
Die vernachlässigten Bände der alten Väter, werden erneuert von mir,
Ich sorge dafür, dass die Schulen die öffentlichen Thaten nun lesen.
Man erzählt, dass die neue Kunst zuerst in Mainz ward erfunden,
Einer bedeutenden Stadt, und geistvoll in vielem Belange.
Der Erdkreis kennt nichts nützlicheres, nichts köstlicheres als diese
Und kaum etwas besseres werden zukünftge Jahrhunderte bieten.
Um diese Zeit entstand in Deutschland eine neue Druckschrift,
welche sich unter dem Namen Fractur bis auf die jetzige Zeit erhalten
hat. Ihre Geburtsstätte war Nürnberg, wo zu Anfang des XVI. Jahr¬
hunderts eineSchule von Schönschreibern, damals „Modisten“ genannt,
unter Meister Paul Fischer blühte. Von seinen Schülern wurde Vincenz
Rockner Hofsecretär des Kaisers Maximilian I., ein anderer, Johann
Neudörfer, war Rechenmeister und Schönschreiber zu Nürnberg, der
die Brüder Di Stosse (später Secretare der Kaiser Karl V., Ferdinand I.
und Maximilian II.) im Schönschreiben unterrichtete. Dieser Neudörfer
berichtet über den Ursprung der neuen Schrift folgendes: „Als Johann
Stabius Kaiser Maximilian I. allhie die grosse Ehrenpforte und anderes
machen liess, war Hieronymus N. unter anderen Formschneidern in
allen Sachen zu solchem Werk der geschickteste, sonderlich war vor
ihm keiner gewesen, der die Schrift so schön, rein und correct in Holz
geschnitten hätte, dazu Johann Neudörfer, Rechenmeister allhier, die
Probe von Fracturschriften machte. Dieselben schnitt er gar sauber
nach in Holz und darnach in stählerne Punzen und veränderte diese
Schrift in mancherlei Grösse. Wie denn kaiserliche Majestät auch zwar
durch den Schönsperger eine Fractur machen und darnach seinen
Theuerdank drucken liess, welche Probe dann Herr Vincenz Rockner,
kaiserlicher Hofsecretär, gemacht, welche obgedachter Neudörfer
gesehen, dabei der Kaiser die Worte Te Deum Iciuclamus schrieb. Ich
achte, diese seine Schrift soll auch noch heutigen Tages wohl daneben
stehen. Er hatte eine eigene Druckerei und ist im Eisenschneiden und
der Münz auch sehr geschickt und berühmt gewesen.“120 Breitkopf
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