272 Polen. Russland. Türkei. Japan.
1561, 1574 und 1577 Bibeln in polnischer Sprache. Der Buchhändler
Andreas Lazarsz gründete mit Lazarsz Andryssowicz eine Druckerei,
welche durch die Menge und Trefflichkeit ihrer Leistungen mit der des
Aldüs verglichen wird. Aus ihr ging 1551 der ins Polnische übersetzte
Sachsenspiegel hervor, welcher dem Grafen Tarnowski gewidmet ist.
Sein Sohn Johann Janüszowski gehörte zu den gelehrtesten Männern
seiner Zeit, er war Gesandter und Staatssecretär, zog sich aber später
aus dem öffentlichen Leben zurück, um sich ganz der Wissenschaft und
der Typographie zu widmen. Unter den jüdischen Druckern zeichnete
sich Isaak Ben Aaron Prostitz aus, der den Pentateuch 1530, die
Bibel mit Commentar 1587 und andere Werke druckte.
In Zainoisc wurde die Buchdruckerkunst 1557, in Szarnotuly
1558, in Lublin 1559, in Brzesc 1559, in Pinczow 1559, in Kozmin,
Wçgrow und Zastaw 1561, 1570, 1572 (von böhmischen Brüdern,
Lutheranern und Reformirten), in Kosko 1573, in Poznau (Posen) 1577,
in Wilna 1580, in Ostrog 1581, in Lwow oder Lemberg 1593, in
Warschau 1580 eingeführt, ungerechnet die kleinen Städte, welche
Druckereien beherbergten. In Ostrog wurde die Bibel in altrussischer
Sprache mit Typen gedruckt, die den besten slavischen Handschriften
nachgebildet waren.
In Russland erhielt Moskau 1553 die erste Druckerei, Riga 1599.
In Syrien sind zu Safad am See Tiberias 1563 und 1578 hebräische
Bücher gedruckt worden.
In den türkischen Provinzen erhielt Belgrad 1552, Adrianopel
1554, Salonichi 1575 die Druckerei.
In Japan druckten die Jesuiten 1591 und 1592 in japanischer
Sprache, aber mit Antiqualettern.
VIII. ABSCHNITT.
DIE DRUCKWERKE DES XYI. JAHRHUNDERTS.
M XVI. Jahrhundert fand eine wichtige Verbesserung der
Presse statt, der Buchdrucker Danner in Nürnberg wendete
um 1550 die messingene Spindel statt der hölzernen an, wodurch ein
schärferer Druck erzielt werden konnte als mit der hölzernen Spindel,
die sich leichter abnützte, und dann den Druck versagte.
Eine weitere wichtige Verbesserung zeigt die Illustration Nr. 75
am Giessinstrumente: dasselbe besitzt die Feder, um die Matrize
festzuhalten, die bei Ammanns Schriftgiesser nicht zu bemerken ist,
sowie die Haken, um den gegossenen Buchstaben herauszureissen.
Es war natürlich, dass die Stempelschneider, deren das XVI. Jahr¬
hundert eine grosse Zahl aufzuweisen hat, darnach strebten, dass ihre
schön geschnittenen Lettern auch in guten Winkeln gegossen wurden,
daher im Drucke gut zusammenpassten und so die dem Auge ange¬
nehme Gleichmässigkeit zeigten. Dazu bedurfte man guter Stahlkerne
im Giessinstrumente, welches zum Schutze der Hand mit einem Holz¬
mantel umgeben war.
Bevor ich zu den einzelnen Schriftarten übergehe, muss ich
zunächst der Bemühungen gedenken, den Charakter der Schriften nach
bestimmten Gesetzen zu regeln. Nach dem, was darüber bisher in den
Werken über die Geschichte der Buchdruckerkunst gesagt worden ist,
sollte man meinen, dass einzelne Künstler eine völlige Pieform der Typen
dadurch erreicht hätten, dass sie die Proportion der Buchstaben
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. jg