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England. Spanien. Portugal. Ostindien.
In England fand die Buchdruckerkunst im XVI. Jahrhundert in
folgende wichtige Städte Eingang : 1507 Edinburgh, 1509 York, Beverley,
1521 Cambridge, 1514 Southwark, 1525 Tavistock, 1538 Ipswich,
1545 Winchester, 1548 Worcester, 1549 Canterbury, 1551 Dublin,
1552 Aberdeen, 1554 Greenwich, 1568 Norwich, 1588 Manchester.
In Moulsey bei Kingston und in anderen Städtchen wurde heimlich
gedruckt.
Unter den Buchdruckern in London sind hervorzuheben Richard
Grafton, der 1539 die sogenannte „Cranmerbibel“ unter Aufsicht des
Erzbischofs Cranmer druckte, John Day, der erste, welcher mit der
sogenannten Sachsentype druckte, die griechischen sowie die Cursiv-
lettern vervollkommnete, und seine Werke mit mathematischen Figuren
und Karten zierte, dann Richard Jugge, Hofbuchdrucker der Königin
Elisabeth, durch seine Bibelausgabe berühmt, Thomas Vaütrollier
aus Rouen, der Drucker von Giordano Brunos Werken, 1574—1588.
In Dublin druckte Humphry Powell 1551 ein Gebetbuch in irischer
Sprache, Kearney druckte 1577 einen Katechismus mit irischer Schrift.
Später sank die irische Typographie, und die irischen Gelehrten liessen
in London, Paris, Antwerpen oder Douay drucken.
In Spanien wurde die Buchdruckerkunst 1500 in Madrid •ein¬
geführt, doch erhob sich hier die Typographie zu keiner Bedeutung,
man liess in den Niederlanden bei Plantin und seinem Nachfolger
Moretus drucken; auf den Azoren erschien 1583 ein spanisches Werk.
Durch die Spanier wurde die Buchdruckerkunst zuerst in Amerika
eingeführt, das erste Werk daselbst druckte Giovanni Paolo Lombardo
aus Brescia zu Mexiko 1549, Lima erhielt die Buchdruckerei 1586
durch die Jesuiten.
In Portugal war die Buchdruckerkunst zuerst von den Juden in
Lissabon 1489 und Leiria 1492 (hiernach ist S. 170 Leira zu berichtigen)
eingeführt worden, 1536 kam sie in die Universitätsstadt Coimbra,
welche an schönen Drucken mit der Hauptstadt Lissabon wetteiferte,
1571 nach Viseo. Portugiesische Jesuiten brachten die Buchdruckerei
1563 nach Ostindien, wo in Goa das erste Buch gedruckt wurde.
Fast gleichzeitig wurde eine Druckerei zu Tranquebar auf der Küste
von Koromandel errichtet, welcher die Londoner Gesellschaft für
Schweden. Dänemark. Island. Polen.
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Verbreitung des Evangeliums in fremde Länder den ganzen Apparat
zum Drucken lieferte. Nächst Goa wählten die Jesuiten Ambalacate
auf der Küste von Malabar zum Sitze ihrer religiösen Wirksamkeit
und druckten hier Werke in tamulischer Sprache, zu welchen P. Don
Juan Gonsalvez die tamulischen Charaktere goss.
In Schweden erhielt die Universitätsstadt Upsala 1510 eine
Druckerei durch Paul Grüs, dem der König Karl Gustav die Einkünfte
eines Rittergutes nebst freier Wohnung zur Verfügung stellte. Süder-
kiöping erhielt 1511 eine Druckerei, deren Besitzer Johannes Braskii
1527 nach Malmö übersiedelte. König Karl IX. liess 1593 eine neue
Druckerei in vielen Centnern Schriften und Pressen aus Deutschland
bringen, auch besondere Gesellen dazu verschreiben.
In Dänemark wurde von Ludwig Dietz aus Rostock 1550 die
erste vollständige Bibel in dänischer Sprache gedruckt. Friedrich II.,
welcher 1588 starb, hatte in seinem Schlosse eine Privatdruckerei und
mehrere Herren seines Hofes richteten sich nach seinem Beispiele
Privatdruckereien ein. Die Buchdruckerkunst wurde 1508 in Ripen in
Jütland, 1519 in Aarhuus, 1528 in Viborg, 1534 in Röskilde auf
Seeland eingeführt, 1576 richtete sich der berühmte Astronom Tycho
de Brahe auf dem Schlosse Uranienburg neben seiner Sternwarte eine
Privatdruckerei ein. In Island gab 1531 Jens Areson, Bischof von
Holum, das erste hier gedruckte Werk Breviarium Nidorosiense heraus.
In Breidabolstad befand sich 1562 eine Druckerei, in welcher unter
anderem ein isländisches Evangeliarium nach der Uebersetzung des
ersten lutherischen Bischofs Olaf Hialteson gedruckt wurde. Bischof
Gudbrand Thorlackson kaufte 1574 diese Druckerei und liess damit
abwechselnd zu Nupufell und zu Holum drucken. Hier erschien 1584,
von Jens Jensen ausgeführt, die erste isländische Bibel, deren Holz¬
schnitte der Bischof mit eigener Hand ausgeführt haben soll.
InPolen bürgerte sich die Buchdruckerkunst im XVI. Jahrhundert
immer mehr ein. In Krakau druckten Juden 1517 den Sepher Habbachur
mit hebräischen Lettern. Gleichzeitig wirkte Hieronymus Vietor aus
Wien 1518—1545, nach dessen Tod seine Witwe das Geschäft fort¬
setzte. Paul Helic druckte 1540 das von einem getauften Juden ins
Hebräische übersetzte Neue Testament. Nikolaus Scharfenberg druckte