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Deutsche Buchdruckereien im XVI. Jahrhundert.
Raphael Hofhalter (Skrzetuski) 1558—1560 in Gemeinschaft mit
dem erwähnten Kraft.
In München setzte Andreas Sghobser (1520—1531) das Geschäft
seines Vaters fort, ferner druckten Adam Berg und Philipp Ulhart.
In Heidelberg liess sich 1587 Hieronymus Commelinus, aus Douay
in Flandern, angezogen von der damals hochberühmten Bibliothek,
nieder und gab römische und griechische Classiker heraus, die zu den
Meisterwerken typographischer Kunst gezählt werden. Neben ihm
druckte Ruthger Spey (1583), der nebst Matthias Harnisch zu Neustadt
an der Haardt den arabischen Druck in Deutschland einbürgerte.
In Ingolstadt druckte der Gelehrte Peter Bienewitz (Apianus)
die Inscriptions sacrosanctae vetustatis 1534 mit römischen Capitallettern
und Holzschnitten genau nach den Originalen.
In Hamburg war Joachim Lew der bedeutendste Buchdrucker
des XVI. Jahrhunderts.
Neu eingeführt würde die Buchdruckerkunst im XVI. Jahrhundert
in folgende deutsche Städte:
1503 Wittenberg.
1504 Frankfurt an der Oder.
1505 Constanz.
1509 Braunschweig, Ottobeuern.
1512 Durlach.
1513 Frankfurt am Main.
1514 Landslmt, Worms.
1515 Elberfeld.
1518 Jungbunzlau, Mindelheim.
1519 Steckeiburg, Ebernburg (Hutten).
1520 Halberstadt, Halle, Meissen.
1522 Sternberg.
1523 Altenburg, Grimma, Zwickau.
1524 Dresden, Eisenach.
1525 Nördlingen.
1527 Marburg.
1530 Oels.
1531 Ettlingen.
1532 Isny.
1533 Kronstadt (Siebenbürgen).
1534 Emden.
1538 Solingen.
1540 Berlin.
1541 Wolfenbüttel.
1542 Minden.
1543 Bonn, Wesel.
1544 lehenhausen.
1545 Jena, Dortmund, Neuburg.
1547 Hannover.
1550 Bautzen (Budissin), Klausenburg.
1551 Königsberg.
1555 Dillingen.
1561 Düsseldorf, Mühlhausen.
1563 Stettin.
1565 Görlitz, Eisleben, Ursel, Weissenfels,
Neustadtan der Haardt, Schmalkalden.
1568 Thorn, Weissenburg.
1569 Glückstadt, Rothenburg.
1572 Eger, Mansfeld, Tham (Damm?).
1573 Emmerich.
1574 Graz, Tegernsee (Kloster), Villingen.
1575 Uelzen.
1578 Annaberg, Frankenthal, Luxemburg,
Laibach.
1579 Altorf (bei Nürnberg), Helmstädt,
Zerbst.
Deutsche Buchdruckereien im XVI. Jahrhundert.
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1580 Glaucha (bei Halle).
1581 Greifswalde, Weimar.
1582 Barth.
1583 Güstrow, Trier.
1584 Kissingen.
1585 Bremen, Duisburg, Herborn, Straubin-
gen, Leitomischl.
1586 Zittau.
1587 Innsbruck.
1588 Mömpelgard (Montbéliard), Wandsbeck.
1589 Sorau.
1590 Arnstadt, Koburg, Salzwedel.
1591 Heiligenstadt, Regnitz (an der Saale),
Gera, Hof, Treva Saxonum (Travén-
dahl oder Travemünde?).
1592 Arnberg, Hanau, Liegnitz, Lindau,
Steinfurt, Thierhaupten.
1595 Danzig, Freiberg, Zweibrücken.
1596 Neuhofen, Siegen,Steinkirch,Walstadt.
1597 Liech, Torgau.
1598 Kassel, Paderborn.
1599 Stuttgart.
In Frankfurt am Main wurde die Buchdruckerkunst von
Christian Egenolph (1513—1555) eingeführt, welcher ebenso geschickt
als Buchdrucker wie als Schriftgiesser war. Von ihm bezogen viele
deutsche Buchdruckereien ihre Typen und gelehrte Männer standen
mit ihm in Verbindung. Von seinem Schwiegersöhne Jakob Sabon rührt
die grosse Fracturschrift her, welche seinen Namen trägt. In Frankfurt
liess sich auch die Familie Wechel nieder, welche aus Paris wegen ihrer
Religion fliehen musste; ihre Drucke zeichneten sich durch Correctheit
aus. Sigismund Feyerabend ist durch seine illustrirten Werke, namentlich
durch seinen Druck der Jobst AMMANNsdien Holzschnitte berühmt.
Auch Johann Lechler zeichnete sich durch den Druck von illustrirten
Werken aus.
In Wittenberg1 hat Hermann Trebelius denBuchdruck eingeführt,
ihm folgte Johannes Grünenberg (1509—1522), dann übersiedelten
Lotters Söhne dahin, welche, wie Luther in seinen Briefen an Spalatin
mit grosser Freude bemerkt, Matrizen von dem berühmten Froben in
Basel mitbrachten. Später entstanden Zerwürfnisse zwischen Luther
und Lotter und der erstere übertrug den Druck seiner Bibel dem Hans
Luft, der sich bis dahin kümmerlich fortgebracht hatte, aber durch
dieses Werk zu einem reichen Manne wurde. Man will berechnet
haben, dass in einem Zeitraum von 50 Jahren 100.000 Bibeln aus seiner
Werkstatt hervorgegangen seien. Die Schriften Melanchthons wurden
von Georg Rhau (1520—1548) und nach dessen Tode von Johann
Krafft (Grato) gedruckt.
Durch den Wittenberger Buchdrucker Hans Weyss kam die
Buchdruckerkunst nach Berlin. Der Kurfürst Joachim II. berief
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