256
Deutsche Buchdruckereien im XVI. Jahrhundert.
die Aenderung eines Bildes auf der von ihm gedruckten Fiebel erlangte;
er verwandelte nämlich das bis dahin übliche Bild eines an den Füssen
gespornten Hahnes in dasjenige eines ungespornten, dem ein paar
Eier zur Seite liegen. Seither sagt man von jeder Aenderung, welche
das Richtige in etwas Unrichtiges verwandelt, es sei eine „Verball¬
hornung“.
In Rostock druckten: der Stadtsecretär Hermann Burkhusen
1505—1512, Günther Winter, der 1510 von dem gelehrten Dr. Nikolaus
Marschalk von Erfurt nach Rostock berufen worden war, und mehrere
andere.
In Würzburg befand sich in Folge des Privilegiums zu Anfang
des XVI. Jahrhunderts nur eine Buchdruckerei, und da dieselbe nur
bischöfliche Mandate, liturgische, Unterrichts- und Gebetbücher sowie
die damals beliebten grossen Wand- und Wappenkalender drucken
durfte, so Hessen Würzburger Gelehrte ihre Werke auswärts drucken,
übrigens wurden auch bischöfliche Werke auswärts gedruckt, was auf
unfähige Nachfolger des talentvollen Reiser deutet. Im Jahre 1578
entstand neben der privilegirten eine zweite Druckerei, deren Inhaber
Heinrich von Ach vom Bischöfe ebenfalls zum Hofbuchdrucker ange¬
nommen wurde.
Urach gelangte im XVI. Jahrhundert zu einer eigenartigen
Berühmtheit durch die auf Kosten des Hans Ungnad, Freiherrn von
Sonnegg hier errichtete Druckerei für slavischen Bücherdruck, auf
welche ich an anderer Stelle noch zurückkommen werde.
In Leipzig druckte MartinLandsberg aus Würzburg 1499—1519,
einer seiner letzten Drucke ist die deutsche Auslegung des Vaterunsers
für die einfältigen Laien von Dr. Martin Luther, Augustiner zu Witten¬
berg 1519, er siedelte dann nach Halle über. Wolfgang Stöckel
(Molitor) ausMünchen druckte von 1495—1523, anfangs hauptsächlich
Glassiker, dann theologische Schriften zu Gunsten Luthers oder auch
von diesem selbst, von 1520 ward er ein Gegner der Reformation und
druckte Schriften gegen dieselbe, später wurde er Hofbuchdrucker
zu Dresden. Valentin Schumann führte 1516 den griechischen Druck
in Leipzig ein und druckte 1520 Hebräisch mit hölzernen (?) Typen.
Jakob Thanner 1498—1528 druckte Glassiker, Johannes Riiamba aus
Deutsche Buchdruckereien im XVI. Jahrhundert.
257
Buxtehude 1536 des JohannesDraconites Jesaias, 1564 dessen Maleachi
hebräisch, chaldäisch, griechisch, lateinisch und deutsch. Melchior
Lotter, ein Schwiegersohn Kachelofens und 1500 dessen Geschäfts¬
nachfolger, druckte Missale und Breviere für das Bisthum Meissen,
sowie philosophische und philologische Werke. Luther, für welchen er
1518 druckte, drang in ihn, nach Wittenberg zu übersiedeln, er sandte
jedoch nui seine Söhne Melchior und Michael dorthin und soll 1542
gestorben sein. Nikolaus Wolrab (1539) druckte Schriften gegen
Luther, verschmähte es aber auch nicht, dessen Bibel nachzudrucken.
Valentin Bapst (1541 — 1589) druckte mit grosser technischer Vollen¬
dung, ebenso waren die Drucke Ernst Vögelins (1559—1578) wegen
ihier Schönheit und Gorrectheit berühmt, dieser flüchtete aus Furcht,
wegen der krypto-calvinistischen Streitigkeiten eingekerkert zu werden,
1578 nach Heidelberg, wo er 1590 starb; sein Geschäft wurde von
seinen Söhnen fortgeführt.
In Wien trat Hieronymus Vietor zuerst 1509 als Verleger eines
von Winterburger gedruckten Werkes auf, begann 1510 selbst zu
diucken, trat hierauf mit Johann Singriener (Singrenius) in Gesellschaft,
arbeitete von 1515 an wieder allein und Unterzeichnete sich 1528 als
„Typographus Regius“. Er ging nach einundzwanzigjähriger Thätigkeit
in Wien nach Krakau, wo er 1546 starb. Seine lateinischen und griechi¬
schen Typen wurden gerühmt. Johann Singriener (1510—1545) war
zugleich guter Schriftgiesser, druckte ausser deutsch und lateinisch
auch französisch, griechisch und hebräisch, wendete schöne Randleisten
an und setzte 1522 das erstemal Ort, Jahr und seinen Namen auf das
Titelblatt. Auf sein Buchdruckerzeichen (einen Löwen, welcher zwei
Druckerballen hält) werde ich später, bei der Geschichte des Buch¬
druckerwappens zurückkommen. Sein Geschäft wurde von seinen Söhnen
Matthäus und Johannes fortgesetzt. Johannes Carbo (Hans Khol), ein
wandernder Buchdrucker, druckte drei Jahre in Wien auch griechische
und hebräische Bücher. Aegidius Aquila (1549—1552) druckte gleich-
lalls hebiäisch, Michael Zimmermann (1553—1565) druckte in einem
Werke 1554 die ersten zwei Verse des Psalters in arabischer Schrift
und wendete als der erste Drucker syrische Typen an, zu denen Kaspar
Kraft von Eiwangen die Punzen verfertigt hatte; endlich druckte
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 17