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Deutsche Buclidriickereien im XVI. Jahrhundert.
angekauft hatte, in seinen Drucken Typen der Bßzeiligen Bibel noch zu
Ueberschriften verwendete und in dessen Hause „zum Saulöffel“ später
noch Holzbuchstaben und alte Druckformen gezeigt wurden. Ausser ihm
zählt Falkenstein noch 19 Buchdrucker des XVI. Jahrhunderts auf,
unter denen ich nur Franz Böhme hervorhebe, in dessen Buchdruckerei
Johann Arnold Bergellanüs, der Verfasser des Lobgedichtes auf
Gutenberg (S. 67), Corrector war.
In Strassburg entwickelte sich die Kunst noch mehr, ausser dem
oben erwähnten Johann Grüninger wirkten hier im XVI. Jahrhundert
eine ziemliche Anzahl Buchdrucker, unter ihnen Johann Schott, ein
Enkel des Mentel, welcher in einer Tafel des von ihm 1513 heraus¬
gegebenen Ptolemäus einen Druck in drei Farben versuchte; dieser
ist denjenigen zur Beachtung besonders zu empfehlen, welche glauben,
dass man im XV. Jahrhundert (z. B. den Psalter) mit mehreren Formen
Farbendruck geliefert habe. Die Farben passen im Strassburger Ptole¬
mäus so schlecht, dass sie die Wappen, welche sie schmücken sollen,
nur entstellen. Schott Hess denVersuch auch nur bei der einen Tafel
machen, eine andere Tafel dieses Werkes ist mi^ freier Hand aus¬
gepinselt.
In Bamberg druckte Georg Erlinger (Erlanger) 1507 die bam-
bergische Halsgerichtsordnung mit einem Holzschnitte, der die Hin-
richtungs- und Folterinstrumente darstellt. Nach seinem Tode kam
seine Druckerei an den fürstbischöflichen Hof, sie wurde im alten
Schlosse errichtet und Hans Müllner erscheint 1544—1555 als erster
Hofbuchdrucker, dem noch drei andere im XVI. Jahrhundert folgten.
In Köln gab es im XVI. Jahrhundert 21 Buchdrucker, von denen
Johannes Gymnich (Gymnicus) die meisten Drucke lieferte.
In Augsburg gelangte Hans Schönsperger durch den Druck des
Theuerdank zur Berühmtheit, ferner wirkte Erhard Oeglin (Ocellus)
als kaiserlicher Typograph, er soll zuerst in Deutschland hebräische,
wie Hans Müller griechische Typen gedruckt haben. In Johann Rain¬
mann besass Augsburg einen berühmten Schriftgiesser, von dem Aldus
in Venedig Lettern gekauft haben soll.
In Nürnberg druckte eine Reihe Typographen, doch scheint am
Anfang des XVI. Jahrhunderts ihre Kunst nicht besonders geglänzt zu
Deutsche Buchdruckereien im XVI. Jahrhundert.
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haben, da Hans Schönsperger von Augsburg hieher berufen wurde,
um die erste Auflage des Theuerdank zu drucken. Dürers Privat¬
druckerei zeichnete sich durch ihre schönen Fracturschriften und ihre
herrlichen Holzschnittdrucke aus. Ausserdem erwarb sich Johann
Petrejus 1526—1550 durch Correctheit und Schönheit im Drucke
Ruhm; von ihm wird behauptet, dass er alle Werkzeuge seiner Druckerei
selbst verfertigt habe, aber diese Behauptung ist in ihrer Allgemeinheit
nichtssagend, da doch nicht angenommen werden kann, dass er sämmt-
liche Giessinstrumente und sämmtliche Pressen hergestellt habe.
Unverständlich ist auch, wenn Peutinger am 9. Juli 1516 an Kaiser
Maximilian schreibt, dass Stabius nur einen Formschneider zu Nürn¬
berg habe und ihm desshalb den grössten Theil der Figuren zum
Theuerdank überbrachte, welche er jetzt fünf Formschneidern zur
Fertigstellung übergeben habe, denn die ganze Formschneiderschule,
welche Koberger zu Ende des XV. Jahrhunderts errichtete, kann doch
nicht plötzlich ausgestorben sein. Ausser Dürer besassen auch der
Mathematiker Stephan Brechtel und der Arzt Ulrich Pinter Privat¬
druckereien zu Nürnberg.
In Speyer druckte neben den Brüdern Hist der gleichnamige
Sohn des Peter Drach bis 1517 und noch länger, denn 1527 druckte
er als Stadtschultheiss noch die Sammlung der Reichsabschiede.
In Ulm wurde auch im XVI. Jahrhundert rüstig fortgedruckt;
hier hatte auch der Wiedertäufer und Schwärmer Sebastian Frank
1535—1539 eine Privatdruckerei.
In Breslau, wo im XV. Jahrhundert nur ein fahrender Buch¬
drucker ein paar Bücher gedruckt hatte, gewann die Kunst erst im
folgenden festen Boden. Adam Dyon druckte 1518—1531, Kaspar
Lybisch 1520—1540, Andreas Winkler 1538—1555, zwei Scharffen-
berg (Vater und Sohn) 1553-—1586 und Georg Baumann, dessen
Druckerei noch jetzt unter der Firma Grass, Barth & Co. besteht.
in Lübeck druckte 1531—1599 Johann Ballhorn, der seine
komische Berühmtheit theils durch ein Abc-Buch, welches er heraus¬
gab, und auf dessen Titel er druckte: „vermehrt und verbessert durch
Johann Ballhorn,“ während diese Vermehrung in nichts anderem als
in den Doppelbuchstaben ff II tt ff bestand, noch mehr aber durch