Presspolizei und Verfolgung der Buchdrucker in Frankreich.
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Im Jahre 1546 wurde der Buchdrucker Stephan Dolet ver¬
brannt, doch galt seine Verfolgung mehr dem Gelehrten als dem
Buchdrucker.
Heinrich II. machte sich durch seine Strenge gegen die Buch¬
drucker bemerkbar, er nöthigte sie und die Buchhändler, im Quartier
der Universität zu wohnen, erneuerte die Censurvorschrift, dass Bücher
ohne Prüfung der theologischen Facultät nicht gedruckt werden sollten
und verordnete, dass die Druckerlaubniss der Facultät zu Anfang eines
jeden neuen Buches gedruckt werden sollte. Am 11. December 1547
fügte er noch die Verpflichtung hinzu, dass der Name und Zuname des
Autors zu Anfang des Buches angegeben werde, sowie auch der des
Druckers mit Angabe des Wohnortes. (In Deutschland bestand eine
solche Verordnung seit 1530.) Im Jahre 1549 musste der Buchdrucker
Konrad Badius nach Genf fliehen, 1552 folgte ihm Robert Etienne,
im Jahre 1559 wurde Johann Morel, Bruder des berühmten Buch¬
druckers Guillaume Morel, wegen Ketzerei verbrannt, nach anderen
starb er im Gefängniss und wurde nur sein Leichnam verbrannt, 1560
wurde Martin Lhomme, welcher ein Pamphlet gegen den Cardinal von
Lothringen gedruckt und verkauft hatte, verbrannt. Im Jahre 1551
verfügte der König, dass kein Buch ohne Erlaubniss der Sorbonne
gedruckt, keine Bibliothek ohne vorherige Durchsuchung versteigert,
keine ausländische Bücherkiste ohne Beaufsichtigung eröffnet werden
solle und dass jährlich zweimal dieLäden der Buchhändler und die Werk¬
stätten der Buchdrucker zu durchsuchen seien. Im selben Jahre verbot
die Sorbonne das vierte Buch des Pantagruel von Rabelais, aber der
König erlaubte auf Vorstellung des Cardinals von Chatillon den Druck.
König Karl IX. verordnete im Jahre 1561, dass alle Drucker,
Verbreiter und Verkäufer von Placaten und Schmähschriften das erste
mal gegeiselt, das nächste mal am Leben gestraft werden sollten. In der
Bartholomäusnacht 1572 entging der berühmte Buchdrucker Andreas
Wechel mit knapper Noth dem Tode, er Hess sich später in Frankfurt
nieder. 1584 wurde Belleville verurtheilt, andere Verurtheilungen
von Buchdruckern erfolgten noch im folgenden Jahrhundert.
Aber neben diesen Verfolgungen, welche durch die Aufregung
der damaligen Zeit und die Brutalität ihrer Sitten erklärlich sind, fand