10
Einleitung.
An ein fachmännisches Werk, wie es das vorliegende ist, stellt
man ferner die Anforderung, dass es auf guten Quellen beruhe; der
Verfasser hat daher auch mit Ernst die Incunabeln studirt, und wo
seine Darstellung auf neueren Quellen beruht, über dieselben gewissen¬
haft Buch geführt; aber es widerstrebt seinem typographischen Ge¬
schmack, die Seiten seines Buches mit Noten zu verunzieren, er hat
daher im Texte nur die Ziffern der Noten angeführt, und wird diese
selbst am Schlüsse des Werkes folgen lassen, da der grösste Theil der
Leser weder die Quellen besitzt noch die Musse hat, dieselben nachzu¬
lesen, diese Noten also nur für einen engen Kreis von Bibliographen
und Kritikern Interesse haben.
Zum Druck wurde eine schöne deutliche Schrift verwendet, denn
die meisten Leser dieses Buches werden genöthigt sein, es in später
Abendstunde nach Beendigung ihrer Arbeit zu lesen; möge es ihnen
dann auch eben solches Interesse und die Erhebung bereiten, welche
dem Verfasser seine gewiss nicht leichte Arbeit versüsst haben.
I. ABSCHNITT.
DIE BUCHDRUCKEREI.
IE Buchdruckerei besteht aus zwei verschiedenen Geschäfts¬
zweigen, welche sich schonimXVI. Jahrhundert trennten,später
streng geschieden waren und in jetziger Zeit nur in grossen Druckwerk¬
stätten vereinigt sind: der Letternguss und der Buchdruck. DerLettern-
guss erzeugte die Setzerei, die zwar immer mit der Druckwerkstätte
verbunden ist, der Druck selbst ist aber unabhängig vom Letternguss
und war vor ihm vorhanden, wesshalb Dr. v. d. Linde zu dem Irrthum
verleitet wurde: „Das Drucken brauchte im XV. Jahrhundert niemand
mehr zu erfinden“ und „Die Presse und sonstige technische Hilfsmittel
sind für unsere Frage nur Nebensache und blos für die praktische
Ausübung der Buchdruckerkunst erheblich, einem Gutenberg konnten
sie keine Schwierigkeiten bereiten, und das XV. Jahrhundert hat gar
kein Gewicht auf seine einfache Handpresse gelegt. Worauf der Erfin¬
der selbst den Nachdruck legte, sagt er in der erhabenen Unterschrift
des Katholikon vom Jahre 1460: Nicht vermittelst des Rohres, Griffels
oder der Feder, sondern durch das wunderbare Zusammenpassen,
Verhältniss und Ebenmass der Patronen (Patrizen) und der Formen
(Matrizen) gedruckt und vollendet worden.“1 Ich lasse einstweilen
dahingestellt, ob die Uebersetzung „Patronen“ mit Patrizen und „For¬
men“ mit Matrizen richtig ist, ich verweise aber darauf, dass im Psalter
von 1457, in Rationale von 1459 und in den Constitutionen von 1460
gesagt wird: „Adinventione artificiosa imprimendi ac characterizandi“