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Nonpareille. Niederländische Schriften.
Schwabacher damals in Deutschland existirte. Was Falkenstein von
dem „grössten Landkartenformat“ fabelt,91 in welchem dieses Buch
gedruckt sein soll, begreife ich nicht, das Buch ist ein gewöhnliches
Folio, wie jeder nach der hier in Originalgrösse facsimilirten Schrift¬
probe (das Werk ist zweispaltig) begreifen wird.
Die schönste Schrift, welche ich in den Büchern des XV. Jahr¬
hunderts gefunden habe, ist die gothische Nonpareille, mit welcher
Johannes Froben zu Basel 1490 die Bibel in Octav druckte und von
welcher Nr. 60 ein Facsimile zeigt. Ich glaube wohl kaum, dass del¬
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Nr. 60. Schriftprobe und Alphabet von Frobens Bibeltype. Basel 1490.
(Facsimile nach dem Original.)
gelehrte Froben diese Schrift geschnitten hat, aber jedenfalls hat er sie
schneiden lassen, um eine Bibel in handlichem Format drucken zu
können. Man hat Froben den deutschen Aldus genannt, ich bin der
Meinung, dass der Deutsche den Italiener übertroffen hat.
Nachdem ich oben die Entwicklung der deutschen Schrift bis
zur Schwabacherform verfolgt habe, ist es am Platze, auch einen Blick
auf die Schriften der anderen Länder zu werfen.
In den niederländischen Drucken habe ich keine eigenthüm-
liche Type gefunden. Dierik Martens zu Aalst hatte eine runde, der
ScHÖFFERScheri ähnliche Schrift, ebenso Johann Veldener zu Löwen;
Johannes Andreae oder Janson Andreae 1486, Nikolaus Ketelaer und
Gerhard de Leempt hatten eine breite, antiqua-ähnliche Gothisch, eine
reine Antiqua findet man bei Johann von Westphalen zu Löwen 1474
bis 1496, Jakob Bellaert hatte eine'gothische Type, welche der Schrift
des Speculum humanae salvationis (s. oben S. 139, Nr. 26) ähnlich ist.
Später kam die JENSONSche Gothisch zur Anwendung, welche sich in
breiter geschnörkelter Form zur flämischen (von den Holländern Duits
genannten) Schrift entwickelte, von welcher Nr. 17 (S. 44) eine Probe
gibt und die sich durch mehrere Jahrhunderte in Holland und Belgien
erhalten hat.
In Frankreich druckten Gering und seine Genossen zuerst mit
Antiqua, nach ihrer Auswanderung aus der Sorbonne mit gothischer
Französische und englische Batarde.
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Schrift, am beliebtesten war aber in Frankreich die schon oben (S. 206)
erwähnte Bastardschrift oder Batarde, von welcher Nr. 61 eine Probe
gibt. (Lacroix dürfte sich irren, wenn er behauptet, der Deutsche Heilmann
habe die ersten Punzen der Batarde zu Paris 1490 geschnitten, unsere Probe
ist älter.) Sie wurde besonders zu Romanen und volksthümlichen
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Nr. 61. Schriftprobe der französischen Uebersetzung von Brants „Narrenschiff“, gedruckt von
Jacques Locher 1488. (Nach Humphreys.)
Schriften angewendet, während die der ScHÖFFERSchen ähnliche Type
der Lettres de somme bei scholastischen Schriften bevorzugt wurde. In
den Achtziger-Jahren findet man auch in Frankreich die JENSONsche
Gothisch sich Bahn brechen.
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Nr. 62. Schriftprobe aus Caxtons Canterbury Tales. (Nach Humphreys.)
Mit der französischen Batarde ist die englische Schrift ver¬
wandt, von welcher Nr. 62 eine Schriftprobe gibt. Man kann nicht
sagen, dass ein neuer Charakter vorliege, denn das A mit dem langen
Faulmann. Gesch. d. Buchdruckerkunst. 14?