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Neuere Mainzer Lettern.
Ortus (Hortus) sanitatis mit einer gothischen Type, welche ich in Nr. 53
dem Werke von Wetter entlehnt habe, da Schöffers Hortus in der
Wiener Hofbibliothek nicht vorhanden ist.
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Лг. 54. Schriftprobe und Alphabet von Rewichs Typen. Mainz 1486. (Facsimile nach dem Original.)
Bald darauf liess sich in Mainz der Maler Erhard Rewich aus
Utrecht nieder, der den Domdechanten und Kämmerer Bernhard von
Breydenbach im Jahre 1483 auf seiner Reise nach Palästina begleitet
hatte und im Jahre 1486 die Beschreibung dieser Reise herausgab.
Nr. 54 zeigt eine Probe der Schrift dieses Buches, welche jedenfalls nach
Rewichs Zeichnungen und auf seine Kosten von Schöffer geschnitten
worden ist. Sie ist der damals üblichen Currentschrift nachgebildet und
kommt nirgend anders vor, als in diesem Werke, welches auch in lateini¬
scher und holländischer Sprache (1488) erschienen ist. Rewich nannte
seinenNamen nicht, wie es üblich war, am Ende des Buches, aber in der
zweiten Reise bemerkt er gelegentlich: „By diesen herrn vnd ändern
yren Knechten, was der Maler Erhard Rewich geheissen, von Vtricht
geboren, der all diss gemelt in diesem buch hatt gemalet. Vnd die
Truckerey in synem Huss vollfüret.“ Nach dieser Bemerkung kann
kein Zweifel sein, dass Rewich eine Privatbuchdruckerei besass. Dass
Schöffer die Typen schnitt, schliesse ich aus der Charakterähnlichkeit,
welche die Holzschnitte von Schöffers Sachsen-Chronik mit Rewichs
Holzschnitten haben. Rewich war, nach seinen allgemein gerühmten
а А 35 ^tr'Páec^efgÍMffníTioprfetuvwyyj Nr. 55. Alphabet von Schöpfers Chroniktype. Mainz 1492. (Facsimile nach dem Original.) Holzschnitten, ein ausgezeichneter Holzschneider, der dann Schöffer Neuere Mainzer Lettern. 205 Die Typen selbst waren und blieben Rewichs Eigenthum, Schöffer ñ ñ £ тщ^йьCi) ttm opqrfQtutfttJfjB Nr. 56. Alphabet von Schöffers kleiner Missaltype. 1492. (Facsimile nach dem Original.) illuminirtes deutsches Exemplar und ein ordinäres lateinisches in den Das Interesse, welches mich zur Durchsuchung der deutschen
aus Gefälligkeit dafür, dass dieser ihm Typen schnitt und goss, wahr¬
scheinlich den Gegendienst erwies, ihm einige Holzstöcke anzufertigen.
schnitt wohl zu seiner Sachsen-Chronik dieselbe Schrift, aber, wie das
Facsimile Nr. 55 zeigt, auf grösserem Kegel. Wie Konrad von Homborch
druckte Rewich die ersten Zeilen mit grösserer Schrift, aber er muss sich
davon einen grösseren Vorrath haben anfertigen lassen, als er brauchte,
denn beim Anfang der zweiten Reise ist eine halbe Seite mit solchen
Typen gedruckt, die auch Peter Schöffer in seiner Sachsen-Chronik
anwendete und deren Facsimile Nr. 56 zeigt. Dass diese Zeilen mit
beweglichen Typen gesetzt waren, beweist ein verkehrtes e. Da die
Aufschriften der Holzschnitte lateinisch sind, so ist die lateinische
Ausgabe die erste, gleichwohl ist das deutsche Exemplar der Wiener
Hofbibliothek schöner ausgestattet, als das lateinische, woraus jedoch
kein Schluss gezogen werden kann, da wahrscheinlich beide Ausgaben
reich und minder reich illuminirt wurden und durch Zufall ein reich
Besitz der genannten Hofbibliothek gelangt sind. Ein besonderes
Interesse hat dieses Werk dadurch, dass es das erste Werk ist, welches
orientalische Alphabete, allerdings nur in Holzschnitt, enthält. Es
bringt das arabische, hebräische, griechische, koptische und abessinische
Alphabet; das hebräische zeigt eine sehr schöne, eckige und in den
feinen Strichen mit viereckigen Punkten verzierte Form, das arabische
ist ungenau, und der Maler scheint seine eigene Schrift nicht haben
lesen zu können, denn über dem letzten Zeichen steht: vodsculom. pox,
was mir Herr Professor Dr. Friedrich Müller als vox sculam pax (das
Friedenswort scholam) erklärte.
Bibeln bewog, war, den Ursprung der unter dem Namen Schwabacher