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Nürnberger Lettern.
durch den Charakter von seiner lateinischen Bibel, nur A hat eine
andere Form und die Vorstriche bei den übrigen Versalien treten mehr
hervor. (Hier ist das Initial-В in Blinder zu ergänzen.) Die Versalien sind
roth durchstrichen, was auch auf der Probe in A angedeutet ist. Mentels
Bibeln zeichnen sich durch prachtvolle Malerei aus, ein Löwe, zwei
Pfauen, ein Bothkehlchen kommen in den Verzierungen vor, ein
Wappenschild ist noch leer, roth, mit weissem Bande in der Mitte; das
Löwenwappen erhielt Mentel in diesem Jahre, aber wohl erst nach
Vollendung des Buches.
Nr. 47 gibt eine Probe der deutschen Bibel von Frisner und
Sensenschmid in Nürnberg, 1473. Wie wenig man damals einen Unter¬
schied zwischen deutscher und lateinischer Schrift machte, zeigt das
zweite g im Alphabet, welches reine Antiquaform ist; auch die Ver¬
salien zeigen viele Neigung zum römischen Ductus. In dieser Bibel sind
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Nr. 47. Schriftprobe und Alphabet der Bibeltype von Frisner und Sensenschmid. Nürnberg 1473.
(Facsimile nach dem Original.)
Versalbuchstaben nur am Anfang der Sätze gebraucht, wo sie noth-
wendig waren, da in den Handschriften die Interpunction oft ver¬
nachlässigt ist. Ein auffallender Unterschied zwischen deutschen und
lateinischen Werken besteht aber darin, dass die deutschen sich durch
Illustrationen oder wenigstens durch einen grösseren Reichthum der¬
selben vor lateinischen Werken auszeichnen. Es scheint, dass man sich
ein Volksbuch ohne Bilder nicht denken konnte. Diese Nürnberger
Bibel hat die Initiale zu Bildern verwendet, indem jedes Figuren trägt,
welche zum Inhalt passen ; sie nehmen die ganze Breite der Spalte ein.
Die lateinische Bibel von A. Koberger in Nürnberg, 14/5, von
welcher Nr. 48 eine Probe gibt, hat bezüglich der Versalien Aehnlich-
_keit mit der vorigen, in den gemeinen Buchstaben herrscht der römische
Nürnberger Lettern.
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Ductus vor, der sich auch im h dadurch offenbart, dass der Auslauf
nicht unter die Zeile geht. Eine deutsche Bibel veröffentlichte Koberger
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Nr. 48. Schriftprobe und Alphabet der Bibeltype von Koberger. Nürnberg 1475.
(Facsimile nach dem Original.)
erst im Jahre 1483 und diese ist, wie fast alle deutschen Bibeln des
XV. Jahrhunderts, mit Holzschnitten geschmückt. Es erschienen
übrigens im XV. Jahrhundert 15 deutsche Bibeln, so dass Luther sie
nicht erst verdeutschen musste, um sie dem Volke zugänglich zu
machen. Das, was Luthers deutsche Bibel auszeichnet, ist die gewandte
Handhabung der Sprache, welche immer den richtigen Ausdruck zu
finden weiss. Als Beleg dafür möge folgende Vergleichung dienen:
Kobergers deutsche Bibel.
(I))®r f;crr regiert ntid). unD mir
gebrift nit. unD oit Der flat Der uiei)0e Do
fatjt er mid) ©r ffot mici) ocfiirct uff
Dem moffer Der un)Ö6rii!gung er lieferet
min fei ®r fiiret mid) uff uff Die ffig Der
gered)tifei)t. umb finen notnen Iboint oft
id) io gee in mit Des fd)otten Oes tebs.
id) fiirdff nit Die liBein Ding, tuonn Du
biff bt) mir. Din ruot unD Din ffob Die
felli ffolieiiD mid) getröft Du ffaff bereit
Den tifd) in mine ongeftdit. miOer Die Die
mid) betrübent Du ffoff erneufftet min
ficubt iiiDent öl. unD min feld) Der mod)t
truncten wie luter er iff. BnD Din er=
börmD Die nodqiclget mir oll Oie tog
mines lebens Dos cud) id) іпшопе. in
Dem ffuff Des fferren. in Die lenge Der
tog.
Luthers deutsche Bibel.
D®r 'ÔCEHK iff mein’óirte/mir юігО
iiid)ts mongeln.
2. ®r lueiDrtmid) ouff einer grünen
оюеп, Bub fiiret mid) juin friffdjen
moffer.
3. er erquictct meine feele, er fiiret
mid) auff red)ter ffroffe/ umb feines
immens milieu.
4. UnD ob id) fd)on monOert im fin»
ffern tot / fiirdjte id) fein »ngliief/Denn
Du biff bei) mir/Dein ffecfeit unD ffob
tröffen mid).
5. Du bereiteff fur mir einen tifd)
gegen meine feinOe/Du folbeff mein
ffeubt mit öle/unD fdjenefeff mir ucl ein.
6. ©utes unD boriiti)crijigfeit tucrDeu
mir felgen mein lebenlcng, DnD mcrDe
bleiben im ’ónufe Des >6®йRn jinerDor.
Nr. 49 und 50 geben Proben von zwei Baseler Drucken einer
Bibel, von welcher Rodt 1475 den ersten Theil druckte, Richel 1476
den zweiten Theil. Die Bände sind einfach gehalten, der erste hat ein
farbiges Initial-F ohne Goldverzierung, sonst nur grosse, rohe, bunte