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1483—1489.
Betrieb Johann Snell eine Presse in Stockholm errichtete und den Dya-
logus creaturarum moralizatus druckte. Ihm folgte Johann F abri mit dem
Breviarium Stregnense 1494, dessen Druckgeschäft, als er im folgenden
Jahre starb, seine Gattin Anna fortsetzte und das begonnene Breviarium
üpsalense 1496 vollendete. 1491 wurde in dem Kloster Wadstena oder
Wadstein eine Druckerei errichtet, die aber 1495 verbrannte und nicht
wieder hergestellt wurde. Es vergingen mehr als fünfzig Jahre, ehe in
Schweden wieder gedruckt wurde.
In Heidelberg erschien 1485 das erste Buch ohne Angabe des
Druckers, bis 1497 druckte Friedrich Misch, 1489—1499 Heinrich
Knoblochtzer, der von Strassburg nach dem schon damals durch
seine Universität berühmten Heidelberg übersiedelte. In Regensburg
wurde durch die vom Bischof von Bamberg herberufenen Johann
Sensenschmid und Johann Beckenhüb ein Missale gedruckt. Jakob von
Gouda druckte von 1490—1498.
Im Jahre 1486 wurde in Brünn eine Agende gedruckt. In dem¬
selben Jahre liess der Domherr Rudolf von Langen in Münster durch
Johann Limburg seine lateinischen Gedichte drucken, dessen Nachfolger
druckten aber so schlecht, dass die Münsterischen Gelehrten ihre Werke
lieber im Auslande drucken Hessen. Ebenfalls 1486 beriefen Kloster¬
geistliche in Schleswig den Stephan Arndt aus Lübeck, um ein
Missale zu drucken, doch scheint Schleswig keinen ständigen Drucker
gehabt zu haben, denn bis 1591 erschien hier kein weiteres Werk.
In Stendal druckte Joachim Westual (Westfal) 1488 den
„Sassenspiegel“ in niederdeutscher Sprache.
In der kleinen Stadt Hagenau im Eisass erschienen von 1489 bis
1500 gegen 50 verschiedene und zum Theil nicht unbedeutende Drucke,
als Drucker ist in mehreren Heinrich Gran genannt. Johannes Rynmann
liess zuerst bei Gran drucken, errichtete aber später auf eigene Kosten
eine Druckerei, aus welcher mehrere correcte Werke ohne seinen
Namen hervorgingen. In demselben Jahre druckte Martin von Tissnowa
zu Kuttenberg (oder liess vielleicht drucken) eine Bibel in tschechi¬
scher Sprache mit Holzschnitten. Derselbe wurde später Magister und
1495 Decan der philosophischen Facultät zu Prag und mit seinem
Weggang hörte die Druckerei auf.
1490 — 1493.
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In Ingolstadt erschien zuerst ohne Angabe des Druckers Pauli
Lescheri Rhetorica, von welchem Werke man glaubt, dass es 1487
erschienen sei. Der erste nachweisbare Drucker ist Johann Kachelofen,
1490, ihm folgten Marx Ayrer und Georg Wyrffel 1497.
In Constantinopel druckten die Juden heimlich Bücher wohl schon
vor 1483, weil in diesem Jahre der Sultan Bajazet II. die Buchdruckerei
als eine verpönte Schwarzkunst unter Todesstrafe verbot. (Die ortho¬
doxen Türken glauben noch jetzt, dass der Koran nicht anders als
durch Schreiber vervielfältigt werden dürfe, da Mohammed denselben
geschrieben von Allah erhielt.) Das erste datirte Werk ist aus dem Jahre
1490, eine hebräische Geschichte des Josephus Ben Gorion; andere
Werke tragen die Jahreszahlen 1492, 1500 u.s.w., ein Beweis, dass die
Juden trotz der Todesgefahr fortdruckten.
Hamburg hat nur einen Druck aus dem XV. Jahrhundert auf¬
zuweisen, welchen die Brüder Johann und Thomas Borchardi 1491
ausführten.
In Kopenhagen druckte Gottfried af Ghemen um 1490 einen
Donat, das erste dänische Buch ist Ben Danslce Riimkrönike 1495.
ln Krakau führte der trotz seines polnischen Namens geborene
Franke Swietopole Fiol oder Swaybold Frank die Buchdruckerkunst
1491 mit einer polnischen Uebersetzung des Octoechos des Johann von
Damaskus ein. Von einer undatirten Ausgabe der Constitutiones et
Statuta provincialia incliti regni Polonie, welche Johann Haller aus
Nürnberg druckte, glaubt man, dass sie zu Leipzig gedruckt worden ist.
Haller druckte noch andere Werke für die Polen. Auch existirt ohne
Angabe des Jahres und Druckers: Ioannis de Turrecremata Expositio
bt evis et utilis super toto psalteno, Cracis impressa, von welchem Werke
man gleichfalls annimmt, dass es in Krakau gedruckt ist, da der Name
dieser Stadt sehr verschieden geschrieben wird.
In Freiburg druckte Kilian Piscator (Fischer) 1493—1495 und
Friedrich Riedrer 1493—1499. ln Lüneburg Hans Lucas oder Luce
1493 Thomas a Kempis De imitatione Christi.
ln Russland soll der unter Krakau erwähnte Octoechos 1493 zu
Tschernigow von Georg Czernowiec in illyrischer Sprache mit cyrilli¬
schen Lettern gedruckt worden sein. Es ist jedoch wenig wahrscheinlich,
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkuust. . 0