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1477 — 1481.
in dem Städtchen Chablis einige Bücher gedruckt. In Genf druckte
Adam Steinschauwer aus Schweinfurt einige Bücher, in Spanien öffnete
Barcelona ihre Thore den Typographen, von denen elf bis zum
XVI. Jahrhundert hier druckten.
Nach Würzburg liess der dortige Bischof, der schon 1477 bei
Drach in Speyer hatte drucken lassen, die „sehr erfahrenen Meister der
Buchdruckerkunst“, Stephan Dold, Georg Reiser und Johann Becken¬
hüb (der Mentzer) aus Eichstädt kommen, um ein Brevier zu drucken.
Es ist das erste deutsche mit einem Kupferstiche (dem bischöflichen
Wappen) verzierte Werk, was darauf hindeutet, dass Reiser, welcher
unter seinen Collegen der Stempelschneider war, auch in Kupfer
stechen konnte. Nach derVollendung desWerkes löste sich die Gesell¬
schaft auf, Dolds Spur ging verloren, Beckenhub arbeitete als Corrector
bei Sensenschmid in Regensburg und bei Koberger in Nürnberg,
Reiser führte die Würzburger Druckerei, durch bischöfliche Privi¬
legien gegen Concurrenz geschützt, bis 1503 fort, wesshalb neben
ihm kein Drucker im XV. Jahrhundert vorkommt. In den übrigen
Ländern kommen in diesen Jahren nur unbedeutende Städte mit
geringen Producten vor. Dasselbe gilt für die folgenden Jahre und es
sei desshalb auf die Tabelle (S. 170 und 171) verwiesen.
Leipzig, welches sich allmählich zum Hauptplatze des deutschen
Buchhandels emporgearbeitet hat, erhielt erst 1481 eine Druckerei
durch den gelehrten Andreas Frisner, der 1479 als Professor der
Theologie an die Universität berufen wurde. Ein zu Leipzig 1481
gedrucktes Werk ist zwar ohne Namen des Druckers erschienen, doch
ist bekannt, dass Frisner seine Presse dem Predigerconvente vermachte,
und vor Marcus Brand’, der im Jahre 1484 druckte, ist kein anderer
Drucker bekannt. 1488 — 1498 druckte Moritz Brandis, 1489 — 1509
Konrad Kachelofen, der unter anderen Werken ein Rechenbuch mit
arabischen Ziffern druckte, welches schon die jetzige Form dieser Ziffern
zeigt. Da der tabellarische Satz damals kaum ausführbar war, so sind
grössere Zahlenhäufungen, wie z. B. in den Divisionsexempeln und in
dem Ausziehen der Quadratwurzeln, in Holz geschnitten.
In Urach, welches im folgenden Jahrhundert durch seine slavi-
schen Drucke berühmt wurde, erschienen im XV. Jahrhundert nur zwei
14S1—1483.
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Werke, von denen eines Konrad Fyner 1481 druckte, der früher in
Esslingen gedruckt hatte.
In Wien hatte 1482 ein unbekannter fahrender Drucker seine
Werkstätte aufgeschlagen, aus welcher einige Werkchen hervorgingen.
Einen festen Sitz gewann die Buchdruckerkunst hier erst durch
Johannes Winterburger (1492 — 1519), welcher Messbücher und
Peurbachs Tabulae ecclypsium druckte.
In demselben Jahre etablirte sich Johann Schauer, der schon
früher in Augsburg gedruckt hatte, in München, und übte seine Kunst
mit ZAiNERSchen Lettern bis 1494 aus. Im Jahre 1497 wurde Johann
Schobser als Hofbuchdrucker der Herzöge von Bayern nach München
berufen, wo er bis 1520 druckte.
In Memmingen druckte Albert Kunne von Duderstadt, welcher
seine Laufbahn zu Trient begonnen hatte, von 1482—1500. In Passau
wanderte 1482 Konrad Stahel ein, druckte im Vereine mit Benedict
Mayr und wanderte bald wieder weiter. Hierauf wanderte Johann
Alakraw ein, druckte gleichfalls mit Mayr, wanderte aber 1484 nach
Winterberg in Böhmen, wo er zwei Werke druckte, und kehrte 1485
nach Passau zurück, wo er bis 1492 druckte. Neben ihm druckte 1491
und 1492 Johann Petri schöne Missale, wanderte aber bald wieder
weiter, 1494 war er zu Basel bei Froben.
In dem durch seinen Büchernachdruck nachmals berüchtigt ge¬
wordenen Reutlingen erschien der früheste Druck von Johann Otmar,
der von 1482 bis 1495 druckte und sich dann nach Tübingen wendete,
neben ihm druckte Michael Greyff von 1486—1496. Bis zum Jahre
1500 kennt man etliche 50, zum Theile datirte, zum Theile undatirte
Reutlinger Drucke.
In Erfurt wurde die Buchdruckerkunst von Paul Wider von
Hornbach 1482 eingeführt, der bis 1485 druckte. Ausser ihm erschien
noch eine Anzahl anderer Drucker, der gelehrte Professor Dr. Nikolaus
Marschalk aus Rossla in Thüringen hatte von 1490 — 1502 eine
Privatdruckerei in seinem Hause, sein Drucker war Heinrich Schneider
aus Blankenburg.
In Schweden wurde die Buchdruckerkunst 1483 eingeführt, indem
auf des Erzbischofs Jakob Ulphons und des Statthalters Sten Stures