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Laugingen. Merseburg. Ofen. Italien. Lyon. Niederlande.
ging. In Laugingen erschien 1473 einWerk ohne Namen des Druckers,
von welchem Madden meint, es sei von Zainer gedruckt worden. Von
1473—1475 druckte Lucas Brandis einige Werke zu Marsipolis oder
Merssborg, von denen einige meinen, sie seien zu Mörsburg am Boden¬
see gedruckt, Dr. Gustav Schwetschke hat aber mit triftigen Gründen
nachgewiesen, dass damit Mersebui’g gemeint ist, welches sonach
der älteste norddeutsche Druckort ist. Brandis ging später nach
Lübeck. In Ofeu druckte Andreas Hess auf Kosten des Hofes die
Chronica Hungarorum, doch ist aus seiner Presse nur noch ein Werk
bekannt.
In Italien wurde die Buchdruckerkunst im Jahre 1473 in Parma,
Brescia, Messina und St. Ursino eingeführt, in letzterem Flecken nur
vorübergehend von wandernden Druckern.
In Frankreich öffnete Lyon 1473 der Buchdruckerkunst seine
Thore, um sofort einer der wichtigsten Druckorte zu werden. Man
kennt 250 hier von 40 Typographen während des XV. Jahrhunderts
gedruckte Bücher. Der erste Drucker war Bartholomäus Buyer, aus¬
gezeichnet haben sich Jean du Pré oder de Prato, Johann Trechsel
und Jodocus Badius Ascensius von Asch, der anfänglich Corrector bei
Trechsel war, 1497 eine eigene Druckerei begann, aber bald nach
Paris übersiedelte, wo er der Schwiegervater dreier berühmter Typo¬
graphen, des Michael Vascosan, des Jean Roigny und des Robert
Etienne (Stephanus) wurde.
Dasselbe Jahr 1473 bezeichnet die historisch beglaubigte Ein¬
führung der Buchdruckerkunst in den Niederlanden. Es ist wahrschein¬
lich, dass dieselbe schon früher rheinabwärts über Köln in die „reichen
blühenden Provinzen“ gekommen ist, wie nach der holländischen Aus¬
gabe des Speculum humanae salvationis zuvermuthen ist, aber nach weisen
lässt es sich nicht. 1473 —1476 druckte Dierik Martens in Aalst in
Ostflandern, 1473—1474 Nikolaus Ketelaer und Gerhard de Leempt
in Utrecht, 1479—1481 daselbst Johann Veldener, nachdem er von
1476—1478 zu Löwen gedruckt hatte, 1481 begab er sich nach Culen-
borcli in Geldern, wo er die fünfte Auflage des Speculum humanae salva¬
tionis druckte und dabei die Holzschnitte zersägte, um sie einem kleinen
Formate anzupassen. Sein Fasciculus temporum soll das erste Buch
Die Niederlande.
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sein, wo sowohl auf dem Titelblatte, als in der Mitte aus Blättern und
Blumen bestehende Randverzierungen Vorkommen, welche man später
in Frankreich, weil diese Randeinfassungen zuerst aus Weinranken
bestanden, „Vignettes“ nannte, worauf dieser Ausdruck auf alle
kleinen Verzierungen, Ansichten u. s. w. angewendet wurde.89 Die
Haupt- und Universitätsstadt von Brabant, Löwen, erhielt die Buch¬
druckerkunst 1474 durch Johann von Westphalen, der bis 1476 druckte,
hierauf druckten die oben erwähnten Veldener undMARTENs und andere.
Martens druckte auch 1476 inAntwerpen, nach ihm druckte Matthias
van der Goes 14-82—1494- und Gerhard Leeu oder Leew 1484—1492,
der schon 1477 in Gouda gedruckt hatte und zahlreiche, meistens mit
Holzschnitten verzierte Werke herausgab; ihm folgte Klaas Leeu und
andere. Seinen grössten Ruhm erlangte Antwerpen als Druckort durch
Plantin, auf den wir im folgenden Jahrhundert zurückkommen wer¬
den. Brügge, die berühmte Residenz mehrerer Herzöge von Burgund,
einige Zeit der Aufenthaltsort Gaxtons, erhielt in Colard Mansion
1476—1484 seinen ersten Typographen; derselbe war 1454 Mitglied
der Gilde der Briefdrucker etc., da aber sein Name in den Listen dieser
Zunft von 1468—1471 fehlt, so ist es wahrscheinlich, dass derselbe
um diese Zeit gleichzeitig mit Caxton in Köln die Buchdruckerkunst
erlernte. In Brüssel stammen die ersten Drucke (1476) von den
„Brüdern vom gemeinsamen Leben“, die schon zu Köln und Nürnberg
als Buchdrucker erwähnt wurden. In Deventer, der Pflanzstätte
dieses Ordens, druckte Richard Paffroet aus Köln 1477—1497, er
wendete die gothischen Typen an, welche von den Franzosen Flämisch,
von den Holländern Duits genannt wurden, und von welchen oben
(S. 44) eine Probe gegeben ist. Von den übrigen holländischen Städten,
wo imXV. Jahrhundert gedruckt wurde, verdient nochHarlem erwähnt
zu werden (wo 1483 — 1486 Jakob Bellaert mit Typen von Gerhard
Leeu und 1486 Jan Andriesson mit abgenützten Typen druckte), weil
diese Stadt, welche so spät in die Reihe der Druckorte eintrat, sich
rühmte, die Wiege der Erfindung zu sein. Leyden erhielt die Buch¬
druckerkunst auch erst 1483 und wurde, sowie Amsterdam, erst im
XVI. Jahrhundert durch die Elzevirs berühmt. Auch Friesland hatte
um 1480 eine Druckerei in dem Dorfe Anjnm bei Dokkum.