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William Gaxton. Westminster.
landen geschickt. 1464 war er einer der Gesandten des Königs
Eduard IV. von England an Philipp den Guten, Herzog von Burgund.
Die Gemahn Karls des Kühnen, Margarethe von York, König Eduards
Schwester, veranlasste ihn, das Werk des Hofcaplans Raoul le Fevre:
Recueil des histoires de Troyes ins Englische zu übersetzen. Das weitere
erzählt er in der Schlussschrift seiner Uebersetzung mit folgenden
Worten: .Hier habe ich dieses Buch vollendet, ich habe es übersetzt,
indem ich dem Verfasser folgte, in Gott, der mir die Fähigkeit gegeben
hat. Nun aber, bei dem Schreiben dieser Uebersetzung ist meine Feder
abgenützt worden, meine Finger sind ermüdet und zittern und meine
Augen sind trüb geworden von dem Glanze des weissen Papiers, mein
Muth hat aufgehört und ist scheu geworden vor der Arbeit, welche ich
einst geliebt habe, und das Alter untergräbt und schwächt jeden Tag
meinen Körper. Da ich aber verschiedenen Herren und Freunden ver¬
sprochen habe, ihnen dieses Buch, sobald ich könnte, zu schicken, so
habe ich mich der Erlernung und Ausübung der Buchdruckerkunst auf
meine Kosten und mit grossen Auslagen unterzogen, um dieses Buch
in Druck zu bringen. Dieses Buch ist nicht geschrieben mit der Feder
und mit der Tinte, wie andere Bücher, es sollte alles zu seiner Zeit
übergeben werden. Desshalb sind alle Exemplare dieser Geschichte,
betitelt Recuyell of the history es of Troy e, so wie sie hier vorliegen, an
Einem Tage angefangen und an Einem Tage zu drucken beendigt
worden.“ Caxton beendete die Uebersetzung am 19. September 1471
zu Köln, und zu dieser Zeit wird er die Buchdruckerkunst dort gelernt
haben. Seine Devise (S. W. 74. C. G.) ist von Madden mit „ William
Caxton. 1474. Sancta Colonia“ erklärt worden, welches Jahr die Been¬
digung des Drucks bezeichnen dürfte. 1475 folgte noch, ebenfalls auf
dem Festlande gedruckt, The game and playe of the chesse (das Schach¬
spiel). 1477 druckte er in der Abtei Westminster The Dictes ancl
Sayinges of Philosophers mit einer anderen Type, welche den englischen
Schrifttypus zeigt, doch soll The romance of Jason noch älter sein.
Bis zu seinem 1491 erfolgten Tode war er als Uebersetzer und als
Drucker (in Anbetracht seines hohen Alters wird man wohl lesen müssen:
als Leiter der Druckerei und Verleger) unermüdet thätig. Einer seiner
Gehilfen dürfte John Lettou (nach seinem Namen zu urtlieilen, ein Belgier)
London. Oxford. St. Albans. Italien. Ulm. Esslingen.
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gewesen sein, der 1480—1481 zu London druckte und sieb in letzterem
Jahre mit William Maghliana verband, der bis 1483 druckte. Ein
anderer Gehilfe dürfte Wynkyn de Worde aus Lothringen gewesen sein,
der Сaxtons Druckerei fortführte, und von dem man 410 Werke kennt,
ein dritter war Richard Pynson, aus der Normandie, der 1493—1531
215 Werke druckte und von Heinrich VII. zum Hofbuchdrucker ernannt
wurde; endlich druckte Julian Notary 1499—1503.
Im Gegensätze zu anderen Ländern botEngland der Buchdrucker¬
kunst im XV. Jahrhundert keine Verbreitung. Es erschienen zwar zu
Oxford 1478—1486 mehrere Werke, gedruckt von Theodor Rood aus
Köln und Thomas Hunte, aber der englische Bibliothekar Dibdin glaubt,
dass dieselben in Köln gedruckt worden seien. Nur in dem kleinen
Städtchen St. Albans erschienen nach 1480 sechs Werke, deren
Drucker sich als „Schulmeister von St. Alban“ bezeichnet.
Im Jahre 1472 fand die Buchdruckerkunst in Padua und Mantua
bleibende Stätte, in Cremona^ Fivizano, Montereale und Jesi zeit¬
weilige Verwendung, wahrscheinlich durch wandernde Buchdrucker.
Im Jahre 1473 wurde in Deutschland die Buchdruckerkunst in
Ulm eingeführt, wo neben Ludwig Hohenwang, der mehr Brief¬
drucker und Formschneider als Buchdrucker war, Johann Zainer, wahr¬
scheinlich ein Bruder des Augsburger Günther Zainer, von 1473 bis
1475 druckte. Seine deutsche Uebersetzung von Boccaccios „berühm¬
ten Weibern“ zeichnet sich durch Randleisten und Holzschnitte aus,
er druckte meist deutsche Bücher und lieferte fast die Hälfte sämmt-
licher Ulmer Drucke des XV. Jahrhunderts. Leonhard Hol 1482—1485
zeichnete sich durch den Druck von Ptolemäus Kosmographie mit der
von Johann Schnitzer aus Arnsheim in Holz geschnittenen Landkarte
aus. Das Buch ist dem Papste Paul II. gewidmet, mit römischen
Charakteren und hat in Holz geschnittene, mit Blumenarabesken ver¬
zierte Initiale, deren erstes den Uebersetzer darstellt, wie er dem Papste
sein Buch überreicht. Konrad Dinckmut druckte von 1483—1492 meist
deutsche Werke. Johann Reger (1486—1499) druckte die zweite
Auflage des oben erwähnten Ptolemäus und andere Werke. Johann
Schäffler 1493—1498 gehörte zu den fahrenden Buchdruckern. In
Esslingen druckte 1473—1481 Konrad Fyner, der später nach Urach