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Italien. Subiaco.
nach seinen Vorlagen die Figuren schnitt, ein Drucker konnte sich
nicht herausnehmen, willkürlich Figuren zu ändern. Ein dritter Kölner
Drucker ist Johann Koelhof aus Lübeck 1470—1500, der Drucker der
oben erwähnten Kölner Chronik. Ein vierter Drucker war Nikolaus
Götz von Schlettstadt im Eisass, der muthmassliche Drucker der ersten
zu Köln gedruckten niederdeutschen Bibel, derselbe dürfte in Strass¬
burg gelernt haben, wo Mentel und Eggestein schon 1466 deutsche
Bibeln druckten, seine Druckerei ging 1479 an Heinrich Quentell über.
Köln wurde schon früh eine mächtige Buchdruckerstadt, 1475 zählte
man daselbst bereits 10 Druckereien, und von hier aus verbreitete sich
die Kunst nach den Niederlanden und nach England. Madden, der
Köln als яdie Amme“ der Buchdruckerkunst feiert, geht jedoch zu
weit, wenn er jeden Buchdrucker aus Köln für einen in Köln aus¬
gelernten Buchdrucker hält, der obgenannte Koelhof aus Lübeck hat
gewiss die Buchdruckerkunst nicht in Lübeck gelernt, wo sie erst 1475
eingeführt wurde. Einen unzweifelhaften Einfluss auf die Verbreitung der
Buchdruckerkunst hat auch ein Klosterconvent zuKöln, die Fratres vitae
communis, d. h. die Brüder vom gemeinsamen Leben, gewöhnlich nach
ihrer Kopfbedeckung die „Kogelherrn“ genannt, genommen, welche im
Kloster Weidenbach zu Köln wohnten, auch in Marienthal im Rhein¬
gau bei Mainz und in den Niederlanden Klöster hatten, sich vorwiegend
mit Abschreiben von Büchern beschäftigten und im Jahre 1490 eine
Kirche zum heiligen Michael von dem Gelde bauten, welches sie
durch das Abschreiben (und Drucken) heiliger Bücher verdient hatten.
Sie kauften auch 14-74 die Druckerei der Bechtermünze an und druckten
mit den Typen in Marienthal wie im Kloster Weidenbach zu Köln.
Die ersten deutschen Buchdrucker, welche die Kunst nach
Italien brachten, reisten nicht aufs Gerathewohl dorthin; als die
Mönche des Klosters Subiaco bei Rom, meist Deutsche, von der Erfin¬
dung der Buchdruckerkunst erfuhren, schrieben sie an ihre deutschen
Freunde, ihnen typographische Arbeiter zu schicken, um eine Druckerei
auf ihre Kosten einzurichten, worauf 1464KonradSweynheym (Schwein¬
heim) und Arnold Pannartz dahin kamen.84 Durch ihre schönen
Arbeiten angezogen, beriefen zwei Freunde der Wissenschaft, die
Marchesen Pietro und Francesco de Maximis die beiden Typographen
Rom. Venedig.
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1467 nach Rom. Bis 1473 druckten beide zusammen, meist classische
Werke, allein sie scheinen damit keine guten Geschäfte gemacht zu
haben (wahrscheinlich wurden auch damals die Classiker mehr gelobt
als gelesen), in einem Brief an Papst Sixtus beklagten sie sich über den
Mangel an Verdienst und die hohen Ausgaben und 1473 gab Sweyn-
heym die Druckerei auf, um sich dem Kupferstich zu widmen. Er
arbeitete die Karten zu der ersten Ausgabe des Ptolemäus, starb aber
vor der Vollendung derselben. Pannartz druckte bis 14-76.
Ein anderer Drucker, Ulrich Han, wurde 1467 vom Cardinal Tor-
quemada (Turrecremata) nach Rom berufen, um dessen Meditationen
zu drucken. Han druckte bis 1478, zuletzt in dem Hause des Giovanni
Filippo de Lignamine aus Messina, der später selbst eine Druckerei
errichtete und den wir oben (S. 61) als Zeugen für Gutenberg kennen
gelernt haben. Auch Georg Lauer, welcher 1469 —1481 druckte,
wurde von einem Cardinal nach Rom berufen, um eine Druckerei zu
errichten. Nachdem nun die Buchdruckerkunst in der damaligen Metro¬
pole Europas festen Fuss gefasst hatte, flogen fortwährend Tauben zu,
ausser den genannten kennt man noch 23 Deutsche, abgesehen von
den vielen Italienern, welche eifrige Jünger der neuen Kunst wurden.
Nach Rom waren Venedig und Mailand die ersten Städte in
Italien, wo die neue Kunst festen Boden fasste. In Venedig erhielt
1469 Johann von Speyer ein ausschliessliches Privilegium auf den
Druck von Bücjiern, er starb jedoch schon im folgenden Jahre. Wenn
nun sofort im Todesjahr 1470 zwei Buchdrucker in Venedig auftraten,
so dürften sie in Gesellschaft des Johann von Speyer nach Venedig
gekommen sein, es waren Nikolaus Jenson und Johann von Köln.
Erstererwar eingeborenerFranzose und eine alte französischeNotiz sagt
von ihm, dass der König von Frankreich (Karl VII.), als er erfuhr, dass
es zu Mainz Leute gebe, welche Punzen und Typen schnitten, mit
denen man durch den Druck die seltensten Handschriften vervielfäl¬
tigen konnte, eingenommen für solche Sachen, den Vorständen seiner
Münzstätte befahl, Personen, welche das Schneiden verstünden, dort¬
hin zu schicken, um sich insgeheim über diese Kunst zu unterrichten
und die Erfindung geschickt zu entführen, und dass ein kluger junger
Mann, Nikolaus Jenson, einer der besten Graveure der Pariser Münz-