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Mainz. Strassburg.
nach Köln, 1468 nach Augsburg und Basel. Nur diese Städte können
von der Erstürmung von Mainz profitirt haben und es liegt dies auch
in der Natur der Sache. Die Schriftgiesser, Drucker und Setzer, welche
von Schöffer oder Gutenberg beschäftigt wurden, konnten mit ihren
Kenntnissen keine Buchdruckerei errichten, wenige von ihnen besassen
die Kenntnisse der ganzen Druckerei und die Mittel, neue Druckereien
zu errichten. Aber auch ohne die Erstürmung von Mainz hätte Schöffer
die Verbreitung der Buchdruckerkunst nicht hindern können, er konnte
niemand hindern, sich selbständig zu machen, wenn er die Kenntnisse
und die Mittel besass; andererseits hatte Gutenberg Gehilfen, welche
die Kunst verbreiten konnten.
Schöffers Druckerei scheint übrigens kaum länger als ein Jahr
brach gelegen zu sein, 1464 druckte er bereits wieder und 1465
erschienen wieder grössere Werke. Fust starb 1466 zu Paris, wohin
er sich wegen Verkaufs seiner Bücher begeben hatte, wahrscheinlich
an der Pest, die zu jener Zeit dort wüthete, Schöffer lebte bis 1502.
Ob die anonyme Druckerei, welche wir oben (S. 154) kennen gelernt
haben, fortbestanden hat, wissen wir nicht; erst 1486 sehen wir wieder
eine Druckerei neben Schöffer auftauchen, die des Malers Rewich
aus Utrecht, in welcher jedoch nur ein einziges Werk, wie es scheint,
sein eigenes, in mehreren Auflagen und Ausgaben gedruckt wurde und
die daher als eine Privatdruckerei zu betrachten ist, 1491 —1496
druckte Jakob Meydenbach, 1494—1498 Peter Friedberg, dieser
besonders Werke des Abtes Trithemius.
In Strassburg druckte, wie oben erwähnt wurde,. Johann Mentel
bereits uml460. Sein erster datirter Druck weist die Jahreszahl 1473 auf,
aber Augustinus Ars praedicandi druckte er schon vor Fust, der 1466 in
Paris starb und auf seiner deutschen Bibel ist die Jahreszahl 1466 einge¬
schrieben. Mentel starb Í478 und hinterliess zweiTöchter, von welchen
die eine, Salome, den Drucker Adolf Rausch (Ruschius) heiratete, der
Mentels Druckerei fortführte, die andere, deren Name nicht bekannt ist,
heiratete Martin Schott, der von 1481 — 1493 druckte. Ein Zeitgenosse
Mentels war Heinrich Eggestein, der in den 1471 gedruckten Con-
stitutiones des Clemens V., einem Nachdruck der von Schöffer zuerst
gedruckten, sagt: er habe schon unzählige Bände vom göttlichen und
Bamberg. Köln.
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menschlichen Rechte gedruckt, was allerdings unglaublich ist. Einen
Beitrag zu den „Strassburger Urkunden“ liefert die deutsche Bibel
dieses Eggestein, welche nach zwei beigeschriebenen Endschriften von
Fust und an dem nämlichen Tage des nämlichen Jahres, wie dessen
lateinische Bibel (1462) gedruckt sein soll.83 Sehr thätige Drucker
waren Georg Hussner (1473—1498) und Martin Flach (1475—1500),
ferner Heinrich Knoblochtzer, welcher 1479 nach Heidelberg zog,
Johann Prüss (1483—1499) und Johann Grüninger (1483—1528).
In Bamberg druckte Albrecht Pfister, immer mit derselben
Type der 36zeiligen Bibel, bis 1462. Um 1470 erschien ein Werk mit
anderen Typen, dessen Initial das Monogramm Albrecht Pfisters trägt;
aber der Umstand, dass dieses Werk 25 Illustrationen enthält, welche
nur aus zwei verschiedenen Holzstöcken bestehen, beweist, dass der
Drucker kein Formschneider war. Man schreibt es Sebastian Pfister,
einem Sohn des Albrecht zu. Von 1482 — 1490 druckte Johann
Sensenschmid, zu gleicher Zeit Heinrich Petzensteiner, und von 1487
bis 1494 der Briefmaler Hanns (Sporer) in Bamberg.
Nach Köln kam die Buchdruckerkunst nach Madden Ende 1462,
nach Linde im Jahre 1463, doch sind dies nur Vermuthungen. Das
erste datirte Buch in Köln ist 1466 gedruckt, was jedoch nicht aus-
schliesst, dass sowie in Mainz und Strassburg schon früher undatirte
Drucke in Köln erschienen. Der Umstand, dass der Kölner Chronist
behauptet, die Buchdruckerkunst sei früher nach Köln als nach Strass¬
burg gekommen, lässt jedenfalls darauf schliessen, dass sie zeitig nach
Köln gekommen ist. Der erste Kölner Buchdrucker war Ulrich Zell,
der sich 14-66 und 1467 Cleriker der Diöcese Mainz nennt, später den
Titel Magister artis impressoriae erhielt, Bürger von Köln wurde, sich
1471 verheiratete und bis 1494- druckte. Zell ahmte die Schöffer-
schen Typen nach und dürfte daher ein Gehilfe desselben gewesen
sein, er ist aber der einzige, von dem sich vermuthen lässt, dass er
wegen der Erstürmung von Mainz 1462 dasselbe verliess und als
Apostel der Buchdruckerkunst auftrat. Neben ihm druckte von 1470 bis
1483 Arnold ter Hoernen, ein Niederländer, dessen Typen auch den
niederländischen Ductus tragen. Fischer schreibt ihm eine Verbesserung
der arabischen Ziffern zu, allein ich denke, dass unser Drucker einfach