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g$. J. de Beaugrand, 1604.
laques de la Roe eícriuain,
Auecpriuilege, duRoy.
дб. Jacques de la Rue, um 156g.
ORNAMENTAL RENAISSANCE-MINUSKEL
mental sehr reichen einzelnen Buchstaben dieses Alphabets nehmen jeder eine ganze
Seite dieses Werkchens ein und stellen wohl die äußerste Grenze dar, zu der die Schrift¬
kunst der Renaissance in dieser Beziehung vorstieß.
Historisch viel interessanter als die hier angeführte kursive Kontur-Majuskel im
Titelblatt des Musterbuchs des französischen Kalligraphen J. de la Rue ist wohl seine
Kontur-Antiqua als einziges Beispiel des so traktierten kleinen Alphabets einer Antiqua
des französischen Renaissancetypus ; die nächste derartige Ornamentalschrift ist näm¬
lich erst die Gaultiersche Antiqua von 1597, die Jean de Beaugrand, der erste fran¬
zösische Kalligraph, der die Proben seiner Schriften bereits im Kupferstich reprodu¬
zierte, in sein Schreibhandbuch Panchrestographie von 1604 aufnahm. Dank dieser
neuen Technik konnte sich Beaugrand der virtuosen Sicherheit seiner Hand und seiner
Feder schon im Titelblatt rühmen, was er in Form einer reich dekorierten Bordüre tat,
die angeblich in einem Zuge 'hingeschrieben' ist, wie der Autor in einem darunter
angebrachten besonderen Hinweis vermerkt (Abb. 95). Viel mehr als dieses An¬
zeichen des Beginns der barocken Kalligraphie interessiert uns vorläufig allerdings die
Titelzeile, die mit einer ornamentalen Italika-Majuskel von nicht sehr geglückter und
allzu enger Grundzeichnung ausgeführt, dafür aber erneut nach dem alten Filocal-
schen Prinzip der gegabelten Serifen dekoriert ist. Bei Beaugrand sind diese 'Serifen'
jedoch zu Spiralen gedreht, ähnlich wie des bei den Strichabschlüssen der Buchstaben С
und S der Fall ist.
Mit dieser Schrift beenden wir den vorhegenden bescheidenen und flüchtigen Über¬
blick der ornamentalen Renaissanceschriften im Bewußtsein, daß wir auf den wenigen
vorangegangenen Seiten bei weitem nicht alle Beispiele der ornamentalen Schriftkunst
der Inschriften, des Buchdrucks und der Kalligraphie der Renaissance ausgeschöpft
haben und ausschöpfen konnten, obwohl ihre Gesamtzahl bestimmt nicht so groß war
wie in der folgenden Periode des Barocks, das einem solchen Schriftschaffen natürlich
eine besonders günstige Atmosphäre bot.
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